Tatort am Sonntag

Der Puls von Lena Odenthal

26.10.2014, 09.00 Uhr
von Detlef Hartlap
Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) hat bei ihrem 60. Fall mit sich selbst zu kämpfen. Sehen Sie im Folgenden Bilder aus dem Tatort "Blackout"...
BILDERGALERIE
Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) hat bei ihrem 60. Fall mit sich selbst zu kämpfen. Sehen Sie im Folgenden Bilder aus dem Tatort "Blackout"...  Fotoquelle: SWR/Alexander Kluge

Lena Odenthal fühlt sich den Puls. Einmal, zweimal, fortwährend. Wer sich den Spaß machen will, sollte mitzählen. Warum fühlt Lena Odenthal den Puls? Es geht ihr schlecht, sie findet keinen Schlaf, die Kommissarin ist tief, tief unten. Und sollte es unter den Zuschauern dieses Tatorts – Blackout heißt er – jemanden geben, der das nicht kapiert, dann wird er von Ulrike Folkerts (als Odenthal) ein weiteres Mal mit einer Ich-bin-am-Ende-Miene versorgt – und dem Griff ans Handgelenk.

Einmal steht sie auf einer Brücke im Hafen, ein Häufchen Elend, Burnout zweiten Grades, und man zieht als Zuschauer widerstrebend in Erwägung, Lena Odenthal könne sich ausgerechnet in ihrem Jubiläumsfall (es ist ihr 60. Tatort seit 1989) ins Wasser stürzen. Aber da fährt auch schon ein Streifenwagen der Ludwigshafener Polizei vor und fragt, ob alles in Ordnung sei.

Über jeden Suizid-Verdacht erhaben

Ja, ja, alles in Ordnung, und wie zur Bestätigung zieht die Kommissarin ihren Dienstausweis aus der Gesäßtasche. Alles bestens. Als ob Kriminalbeamtinnen über jeden Suizid-Verdacht erhaben wären.

Der Fall. Eine ziemlich derangierte junge Frau (Annalena Schmidt) rennt über die Rheinbrücke, anscheinend verfolgt und in Panik. Was sie erlebt hat, daran kann oder will sie sich nicht erinnern. Blackout.

In einem Neubau-Apartment liegt eine männliche Leiche, die auf eine Weise zu- und hergerichtet wurde, dass alles auf ein Sexualdelikt hinweist. Gefunden wird der Mann, und das ist beinahe schon die stärkste Szene dieser Folge, ausgerechnet von seiner Frau, als sie die Wohnung an ein Interessentenpärchen verscherbeln will.

Kreuzzug gegen die Übermüdung

Ansonsten verfolgen wir Lena Odenthal bei ihrem Kreuzzug gegen die Übermüdung, gegen Zeugen, die sie nicht ernst nehmen, gegen Notärztinnen, die ihr zum Ausspannen raten, gegen die Witwe des Mordopfers, die ihr unverblümt klarmacht, sie, Lena, sei eine verbitterte, einsame, missgünstige Frau. Lena ist geneigt, das zu glauben.

Einmal sinkt sie im Krankenhaus auf eine Bank und fällt in Schlaf. Als sie aufwacht, fällt ihr ein, dass sie hier ist, um ein Verhör zu führen. Aber sie bringt nicht eine wirkliche Frage heraus.

Nebensächlichkeiten und pseudo-schicken Filmzitate

Ein seltsamer Tatort. Regie führte Patrick Winczewski, der kürzlich schon einen Bodensee-Tatort auf Grund setzte. Und doch ist dies nicht der schlechteste aus der oft arg biedermeierischen Ludwigshafen-Reihe, aber auch einer, der sich unentwegt in Nebensächlichkeiten und pseudo-schicken Filmzitaten verliert. Als Studie über Erschöpfung taugt er wenig, dazu wird zu dick aufgetragen und zu oft Puls gefühlt.

Immerhin, mit der Fallanalytikerin Johanna Stern (Lisa Bitter) erscheint ein versprechendes neues Gesicht im Odenthal-Revier.

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