Krimi im Ersten

Tatort mit Til Schweiger: Dem Fegefeuer entgegen

30.12.2015, 11.30 Uhr
von Detlef Hartlap
Muss ordentlich einstecken: Ermittler Nick Tschiller (Til Schweiger) wird noch immer nicht von Clan-Chef Firat Astan (Erdal Yildiz) in Ruhe gelassen.
BILDERGALERIE
Muss ordentlich einstecken: Ermittler Nick Tschiller (Til Schweiger) wird noch immer nicht von Clan-Chef Firat Astan (Erdal Yildiz) in Ruhe gelassen.  Fotoquelle: NDR/Gordon Timpen

Nach dem Schmerz ist vor dem Fegefeuer. Eine natürliche Form der Steigerung. Geht noch was drüber? Oder drunter?

"Hölle" fällt uns spontan ein. Das wäre sowohl Steigerung wie auch Unterbietung. Auf die Idee ist Til Schweiger aber nicht gekommen. Sonst hätte er noch eine Folge gedreht.

Am 1. und 3. Januar darf dem Fernsehpublikum zugemutet werden, was im November nach den Pariser Anschlägen tabu war: Til Schweigers rabiate Tatortfilme "Der große Schmerz" und "Fegefeuer".

Inhalt: Ballerei in Hamburg. Das Jahr fängt gut an.

Schweigers Filme waren immer eine Welt bar jeder Wirklichkeit. Es handelt sich um Actionstreifen, die in erster Linie als Steilpass für den DVD-Verkauf dienen, der Anfang Februar startet.

Bei gleichartigen Filmen abgeschaute Fantasie

Was den Norddeutschen Rundfunk auf die Idee brachte, sie in einen Zusammenhang mit dem IS-Terror zu bringen, bleibt schleierhaft. Gezeigt wird eine düstere, bei tausend gleichartigen Filmen abgeschaute Fantasie. Die Sprache gaukelt Unterwelt vor.

Warum erinnern Filme wie diese immer an Kochrezepte? Wie kommt es, dass sie, blutgetränkt, wie sie sind, nach dreifachem Doppelburger schmecken?

Kochrezepte gehen gewöhnlich nach kurzer Einführung zum "Man nehme ..." über. Das funktioniert auch hier: Man nehme einen Fahnder (Til Schweiger), der seine Tochter ganz doll lieb hat (es handelt sich um Schweigers Tochter Luna), und lasse sie von Gangstern entführen.

Man gebe eine Prise Eheweib zur Entführung dazu (Stefanie Stappenbeck). Das macht's würziger, ist schon klar.

Man nehme ferner eine geheimnisvolle Perücken-Gangsterin (Helene Fischer), die erst kein Wort spricht, dann aber in fließendem Deutsch zu schönen Sätzen findet: "Ich bin kalt – und grausam."

Man nehme eine polizeiliche Hilfskraft (Britta Hammelstein), die in jeder Szene die passenden Büronudelaugen macht.

Fertig ist die Schweigersuppe

Man nehme ganz viele sich schrecklich gangstermäßig aufführende Gangster (u. a. Erdal Yildiz), die gern sterben lassen, aber mehrheitlich selbst sterben müssen. Fertig ist die Schweigersuppe.

Ach, ein koksender Hamburger Senator (Arnd Klawitter) darf auch mittun. Er kuscht, wenn ihm die Mafia brummig kommt.

Wie sagt Meister Schweiger am Ende: "Ich weiß, ich hab's versaut."

So rauscht er als einsamer Cowboy im Zeichen der Köhlbrandbrücke davon, den Schmerz hinter sich lassend, dem Fegefeuer entgegen. Positiv: Helene Fischer singt nicht.

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