Mit Max Pippig

"Nackt unter Wölfen" - diesen Film muss man sehen

01.04.2015, 08.00 Uhr
von Detlef Hartlap
Überleben im Koffer: das Findelkind, das von Auschwitz nach Buchenwald kam.
Überleben im Koffer: das Findelkind, das von Auschwitz nach Buchenwald kam.  Fotoquelle: MDR/UFA FICTION

So viele Imperative, und keiner von ihnen ist unberechtigt. Diesen Film, "Nackt unter Wölfen", muss man sehen, weil er vom Leben und Sterben im KZ Buchenwald handelt.

Diesen Film muss man sehen, weil er Menschen, über denen ohnehin schon das Damoklesschwert des Todes schwebt, vor Gewissensentscheidungen stellt: Wie komme ich dazu, mein bisschen Leben für das Leben eines Kindes zu riskieren?

Denn darum geht es: Im Koffer eines polnischen Auschwitz-Häftlings, der 1945 nach Buchenwald verbracht wird, liegt ein Kind, ein kleiner Junge. Vielleicht drei Jahre alt. Der Kommunist Max Pippig (Florian Stetter), der die Geburt seines eigenen Kindes nach Verhaftung durch die Gestapo nicht miterleben durfte, nimmt sich des Jungen an. Das kann nur funktionieren, wenn etliche Schicksalsgenossen im Lager mitspielen.

Durchhalten oder Verzagen

Es geht um Durchhalten oder Verzagen. Kommen die anrückenden Amerikaner rechtzeitig nach Buchenwald? Oder werden alle Häftlinge vorher erschossen? Auch der Abtransport in Gestalt eines Todesmarsches nach Dachau lastet als Möglichkeit auf den Seelen der Lagerinsassen. Der Zusammenhalt unter den Kommunisten macht manches erträglich, aber auch dieser Zusammenhalt ist zu keiner Zeit gegen Verrat gefeit.

Unter der Regie von Frank Beyer war der gleichnamige Roman von Bruno Apitz (damals ein Weltbestseller) schon einmal verfilmt worden. Uraufführung war am 10. April 1963 im Berliner Colosseum. Zu den Schauspielern gehörten Erwin GeschonneckArmin Mueller-Stahl und Herbert Köfer.

Ein grausamer Film voller Folter

Auch in der Fernsehfassung der ARD (Regie: Philipp Kadelbach) ist "Nackt unter Wölfen" ein grausamer Film voller Folter und willkürlicher deutscher Mordlust geworden – wie könnte es bei einem Konzentrationslager anders sein! Wer nicht mehr mithält auf den Märschen zur Arbeit, wird erschossen. Wer sich den Aufsehern, ängstlich und verroht, wie sie sind, verdächtig macht, wird erschossen.

Und doch ist dies auch ein seltsam verzagter Film, der nicht zu sehr entsetzen will, wo Entsetzen angebracht gewesen wäre. Folter wird, das muss im Fernsehen wohl so sein, eher angedeutet als gezeigt.

Stefan Kolditz hat das Drehbuch geschrieben. Kürzlich war sein Berlin-Tatort "Das Muli" zu sehen. Der war härter.

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