Stellen Sie sich vor, Ihnen fällt eine riesige Werbekampagne auf, die die Eröffnung eines neuen Supermarktes anpreist. Zu der aufwändigen zweiwöchigen Kampagne, entworfen von einer renommierten Werbeagentur, gehören TV- und Radio-Spots, 400 Leuchtreklametafeln, 200000 Werbeflyer mit Markenartikeln, die in dem Markt erworben werden können, ein Werbejingle, eine eigene Webseite und Anzeigen in Zeitungen und Magazinen. Da lockt etwa der Spruch: "Geht nicht hin! Gebt kein Geld aus!" Würden Sie dem neuen Supermarkt trotzdem einen Besuch abstatten?
So geschehen in der tschechischen Republik, in der sich die beiden Filmemacher Filip Remunda und Vit Klusak einen besonderen Spaß erlaubten: Sie planten diese riesige Kampagne und setzten sie sogar um - allerdings gab es den versprochenen Supermarkt mit dem Namen "Cesky Sen" gar nicht. Am Ende strömten über 4000 Menschen auf die grüne Wiese vor der Toren Prags, um sich ihr Eröffnungsschnäppchen zu sichern. Doch sie fanden dort nur die Filmemacher und eine zehn mal 100 Meter große Fassade. Manche fanden das gar nicht spaßig. "Cesky Sen - Der tschechische Traum" ist ein witziger und provokativer Blick auf die Auswirkungen steigenden Konsumverhaltens einer post-kommunistischen Gesellschaft. Das Experiment führte zu zahlreichen Kontroversen, provozierte teilweise extreme Reaktionen in der tschechischen Bevölkerung und den Medien und wurde sogar im Parlament diskutiert.
Foto: Realfiction