16 Jahre ist es her, dass Bergmann San-ming Han von Frau und Tochter verlassen wurde. Nun reist er über den mächtigen Yangtze zurück nach Fengjie, eine Stadt, die dem Untergang geweiht ist. Denn wo jetzt noch Abrissbirnen walten und Familien umgesiedelt werden, wird schon bald das Wasser des nicht unumstrittenen Drei-Schluchten-Staudamms die Zivilisation überfluten. San-ming Han ist zurückgekommen, um seine Familie zu suchen, doch die Straße, in dem sie einst wohnte, ist längst überflutet. Auch die Krankenschwester Shen-hong Guo ist noch einmal in die Stadt gekommen, sie will ihren Mann zur Rede stellen, der sich zwei Jahre nicht bei ihr gemeldet hat...
Ein in wundervoll poetisch-melancholischen Bildern eingefangenes Drama des chinesischen Regisseurs Jia Zhang-Ke, das bei den 63. Filmfestspielen in Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde. Jia Zhang-Ke zeigt hier am Beispiel seiner beiden Protagonisten, wie sich der Bau des Drei-Schluchten-Staudamms nichts nur auf Natur und Umwelt auswirkt, sondern auch seinen Niederschlag in den zwischenmenschlichen Beziehungen erfährt. Jia Zhang-Ke schreckt dabei auch nicht davor zurück, Missstände darzustellen, etwa korrupte Politiker, verantwortlungslose Manager oder die unfähige Verwaltung. Besonders beeindruckend: die Kameraarbeit von Yu Lik Wai, dessen Bilder häufig wie die titelgebenden Stillleben erscheinen. Rund 500 Städte, Dörfer und Siedlungen werden am Ende in den aufgestauten Fluten des am 20. Mai 2006 in Betrieb genommenen Drei-Schluchten-Staudamms versunken sein, zwischen 1,2 und 1,9 Millionen Menschen wurden oder werden noch umgesiedelt. Ganz zu schweigen von den malerischen Naturlandschaften, den architektonischen Sehenswürdigkeiten und archäologischen Ausgrabungsstätten, die unwiederbringlich verloren gehen. Ein hoher Preis zur Vorbeugung von Hochwasserkatastrophen und zur Gewinnung von Strom!
Foto: Delphi