prisma 30/2016

Eine Woche vor Rio

Von Detlef Hartlap

Die Vorbereitungen verliefen noch jedes Mal katastrophal. So auch in Rio de Janeiro. Wenn auch nur ein Zehntel der Vorberichte zu den Olympischen Spielen zutrifft, sollte man besser gar nicht erst anfangen.
Meistens ist es dann doch sehr schön geworden. Die Elemente des Gelingens liegen dabei weniger im gewienerten Glanz einer neuen U-Bahn als in den nicht messbaren Faktoren: Freundlichkeit (der Gastgeber), Persönlichkeit (großer Sieger oder Verlierer) und dem Fest der Gemeinsamkeit. Olympia als Oase der Eintracht in einer von lauter neunmalklugen Herrschaften kaputt gewirtschafteten Welt.
Wenn man dennoch feststellen muss, dass der Lack am heiligen Olympia zusehends blättert, dann hat das erstens mit Abnutzungserscheinungen zu tun, die man dem Zahn der Zeit zuschreibt, zweitens mit den erwähnten Herrschaften.
Die olympischen Rituale (Feuer, Hymnen, Siegerehrungen) sind erstarrt und nebensächlich geworden, die Ehrfurcht vor dem Teilnehmen als solchem ist erloschen, der Primat des  Ökonomischen hält den Freistaat Olympia besetzt.
Die Spiele waren für die Ewigkeit gedacht. Als Profitmaschine haben sie keine große Zukunft.

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