"Dennstein & Schwarz"-Darstellerin

Martina Ebm: "Es ist wichtig, dass man sich nicht in Angst vergräbt"

von Anja von Fraunberg

Nach zwei Jahren Pause setzt sich Martina Ebm als ehrgeizige Anwältin in "Dennstein & Schwarz" wieder für Recht und Gerechtigkeit ein. Im Interview verrät die österreichische Schauspielerin, was sie von ihrer Rolle lernen kann – und weshalb sie derzeit soviel Zeit in ihrem Kleiderschrank verbringt.

Martina Ebm? – Nicht jedem dürfte der Name im ersten Moment geläufig sein. Dafür war die Wienerin, die ihren TV-Durchbruch mit der ORF-Erfolgsserie "Vorstadtweiber" hatte, hierzulande wohl noch nicht oft genug auf den Bildschirmen präsent. Das dürfte sich nun aber gewaltig ändern: Nach dem erfolgreichen Debüt vor zwei Jahren strahlt das Erste nun gleich zwei neue Folgen der Filmreihe "Dennstein & Schwarz" aus (freitags, 26. Juni und 3. Juli, jeweils um 20.15 Uhr). Die 38-Jährige spielt die ehrgeizige junge Anwältin Therese Schwarz, die gemeinsam mit ihrer Kollegin Paula Dennstein (Maria Happel) im Ausseer Land in der Steiermark eine Kanzlei eröffnet und dort nun mit der Lösung außergewöhnlicher Fälle ums berufliche Überleben kämpft. Warum sie das verwöhnte "Vorstadtweib" Caro gegen die kämpferische Therese eingetauscht hat, erzählt Ebm im Interview. Außerdem verrät die Mutter dreier Kleinkinder, die eine feste Größe auf Österreichs Theaterbühnen ist, wie sie bislang durch die Corona-Krise kommt und auch, welche zentrale Rolle ihr Kleiderschrank in dieser turbulenten Zeit spielt.

prisma: Frau Ebm, wie verbringen Sie diese ungewöhnlichen Zeiten?

Martina Ebm: Sie sind herausfordernd, aber ich habe das Gefühl, es geht wieder ein bisschen zur Normalität zurück. Bei uns in Österreich sind die Kindergärten wieder offen, und das ist schon mal ein großer Gewinn. Homeoffice mit Kindern ist ja fast nicht machbar. Als meine Kinder noch zu Hause waren, habe ich versucht, meine Termine immer nach 19.30 Uhr zu legen, wenn die Kinder geschlafen haben. Und dann hat die ganze Arbeit erst begonnen. Ich habe alle Frauen bewundert, die einen normalen Arbeitsalltag haben und das mit Kindern meistern.

prisma: In Österreich wurden die ersten Schritte in Richtung Normalität schon früher eingeleitet als in Deutschland. Hatten Sie ein gutes Gefühl dabei?

Ebm: Ja, ich freue mich auf jeden Fall. Ich habe das Gefühl, dass die Menschen sehr diszipliniert sind, sich an die Abstandsregel halten und es auch sehr schätzen, dass man wieder rausgehen kann, sich in Cafés setzen oder in Restaurants essen kann. Ich glaube, es ist schon an der Zeit. Es ist wirklich schwierig, aber solange die Zahlen passen, kann man das auch machen, weil es dem Gemüt, der Psyche einfach guttut, wenn man wieder ein bisschen Normalität einkehren lässt.

prisma: Und endlich auch wieder soziale Kontakte hat ...

Ebm: Ja! Ganz furchtbar ist es natürlich für die Kulturbranche, das muss man schon sagen. Ich bin ja Ensemblemitglied im Theater in der Josefstadt, und natürlich mache ich mir laufend Gedanken darüber, wie es mit dem Theater weitergeht. Aber ich glaube, es ist wichtig, dass man sich nicht in Angst vergräbt, sondern weitermacht, vorangeht.

prisma: Wie läuft es überhaupt beruflich derzeit?

Ebm: An dem Tag, an dem beschlossen wurde, dass die Theater zusperren müssen, hatten wir Generalprobe von dem Stück "Geheimnis einer Unbekannten". Wir haben also ein fertiges Stück, das bis zur Generalprobe geprobt wurde, aber nie zur Premiere gekommen ist. Deswegen habe ich so eine wahnsinnige Lust, dieses Stück endlich aufzuführen. Geplant ist, dass wir im September zu Proben beginnen. Wie die Proben vonstattengehen sollen, wie viele Zuschauer zugelassen sein werden, das weiß man noch nicht. Man kann nur hoffen, dass die Reproduktionszahl unter eins bleibt und somit die Kultur auch wieder einen Schub erleben kann.

prisma: Stimmt es, dass Sie sich für die Corona-Zeit ein Tonstudio im Kleiderschrank eingerichtet haben?

Ebm: Ja (lacht). Ich spreche sehr viel Werbung, und dadurch, dass die Tonstudios meistens zuhatten, war das die einzige Möglichkeit, weiterhin diese Werbungen zu sprechen. Und Kleiderschrank deswegen, weil durch die Kleider der Schall gehemmt wird. Das hat gut funktioniert, und ich konnte ganz normal meine Aufträge weitermachen.

prisma: Immerhin sind Sie jetzt wieder auf dem Bildschirm zu sehen: In Deutschland werden gleich zwei neue Folgen von "Dennstein & Schwarz" ausgestrahlt, wo Sie die Anwältin Therese Schwarz spielen. Wie tickt denn diese Therese?

Ebm: Oberflächlich gesehen ist die Therese eine taffe, ziemlich selbstbewusste Frau, die aber in dieses Klischee einer Anwältin passen will. Weil eine Anwältin eben taff zu sein hat. Dabei ist sie dem Ganzen natürlich oft auch nicht gewachsen. Mir gefällt aber ganz gut, dass diese Figuren nicht von Männern abhängig sind, sondern sich sehr wohl da emanzipieren, ihre eigene Kanzlei gründen und sich den Fällen widmen. Das ist schön gelöst, finde ich.

prisma: Wie viel hat die Therese von Ihnen?

Ebm: (lacht) Es ist immer wieder erstaunlich, wenn ich Figuren spielen darf und dabei selber noch lerne, wie man das Leben leben kann, oder wie man es schafft, taff zu sein, Dinge unerschrocken anzupacken und eisern hinter Dingen zu stehen. Oft ermutigen mich viele meiner Rollen dazu, das Leben aus einer anderen Perspektive zu betrachten, noch mehr zu geben. Allein in diese Selbständigkeit zu gehen und eine Kanzlei aufzumachen, ich wüsste nicht, ob ich diesen Mut hätte wie Therese.

prisma: Wo ist Therese ganz anders als Sie, was können Sie nicht so nachvollziehen?

Ebm: Die Therese ist sehr kopfgesteuert, und wenn sie etwas will, dann geht sie mit dem Kopf durch die Wand. Ich bin da schon viel diplomatischer und höre viel mehr auf mein Herz und auf meinen Bauch.

prisma: Sie selbst haben drei kleine Kinder – ist das Emotionale mehr geworden, seitdem Sie Mutter sind?

Ebm: Definitiv. Mich persönlich hat das Muttersein in der Hinsicht wirklich beflügelt. Ich wusste nicht, dass es eine so emotionale, empathische Seite in mir gibt. Ich habe noch mal eine ganz eigene Seite von Liebe kennengelernt, die so viel größer ist, als alles, was ich bis dahin kennenlernen durfte. Das macht etwas mit einem. Ich sehe die Dinge jetzt aus einem anderen Blickwinkel.

prisma: Man wird auch verletzlicher dadurch ...

Ebm: Ja, total! Man wird verletzlicher, weil man etwas hat, das einem so viel wert ist. Man möchte da auch alles richtig machen. Ja, ich bin definitiv emotionaler geworden.

prisma: Wissen Sie, wie es mit "Dennstein & Schwarz" weitergeht?

Ebm: Wir hatten hier in Österreich, wo die beiden Folgen schon gezeigt wurden, irrsinnig gute Zuschauerzahlen. Von dieser Seite wäre da also ein Go fürs Weitermachen. Jetzt müssen wir abwarten, ob die deutschen Zuschauer uns genauso mögen wie die Österreicher. Davon hängt das dann ab. Ansonsten würden wir 2021 weiterdrehen.

prisma: In Deutschland sind Sie vor allem auch durch die erfolgreiche Serie "Vorstadtweiber" bekannt geworden. Warum sind Sie nach der vierten Staffel ausgestiegen?

Ebm: Das war so ein Bauchgefühl. Ich hatte den Eindruck, dass meine Figur fertig erzählt war, und ich hätte mir nicht mehr vorstellen können, was man da noch weitererzählen möchte. Es gibt ja auch dieses tolle Sprichwort: Wenn's am schönsten ist, soll man es beenden. Das war dann so, ich hatte davor eine richtig gute Zeit mit den "Vorstadtweibern", und ich möchte das auch nicht missen. Schlussendlich war es ein Bauchgefühl, aber ich bin bis heute sehr froh über diese Entscheidung.

prisma: Sie haben damit ja auch eine gewisse Sicherheit aufgegeben ...

Ebm: Das stimmt. Aber ich glaube, dass es der richtige Weg ist, wenn man mutig ist und Entscheidungen aus seinem Herzen heraus trifft. Ich bin bis jetzt immer so gefahren, und bisher hat es mir auch immer gutgetan.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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