Wenn der Mond die Sonne verdeckt

Die Sonnenfinsternis - "Ein Schauspiel, das dich nicht umbringt"

20.03.2015, 06.45 Uhr
von Paul Hombach
Drei Minuten Seligkeit: Manche reisen weit, um das zu sehen.
Drei Minuten Seligkeit: Manche reisen weit, um das zu sehen.  Fotoquelle: janez volmajer/shutterstock.com

Wenn der Mond die Sonne küsst, wird’s dunkel: Am 20. März erleben wir eine Sonnenfinsternis.

Es muss die Menschen in vergangenen Zeitaltern bis ins Mark erschüttert haben: Das Licht der Sonne, der Lebensspenderin, wird fahl und bleich, schwindet sogar ganz. Mitten am Tage verfinstert sie sich, ein außerirdischer Schatten fällt auf das Land. Im alten Griechenland war der unerwartete Schrecken einmal so groß, dass zwei kämpfende Heere spontan Frieden schlossen. Die Chinesen glaubten, ein Drache würde bisweilen die Sonne verspeisen.

Etwa jede dritte Finsternis hat ein schwarzes Herz

So selten Sonnenfinsternisse auch sind, schon unseren fernen Vorfahren wurde klar, dass die Sonne nur bei Neumond verfinstert werden kann, wenn auch nicht bei jedem. Etwa jeder sechste Neumond steht derart in einer Linie zwischen uns und der Sonne, dass der Mondschatten die Erde triˆfft. Etwa jede dritte Finsternis hat ein schwarzes Herz: eine bis zu 400 km breite Kernschatten-Zone, in der die Sonne komplett hinter dem Mond verschwindet und die mit Überschallgeschwindigkeit über den Globus huscht. Sie übt eine magische Anziehungskraft auf eine wachsende Zahl von Finsternistouristen aus. Der Anblick der schwarzen Sonne, die wie ausgestanzt am Himmel steht, umgeben von ihrer silbrig schimmernden Korona, hat eindeutig Suchtpotential.

Zuhause bleiben ist keine Option: Statistisch steht man an einem beliebigen Ort der Welt nur alle 400 Jahre im Kernschatten des Mondes. Wer sich auf Reisen begibt, hat allerdings die Chance, zu seinen Lebzeiten das Naturschauspiel im Dutzend zu erleben. Am 20. März ist es wieder so weit.

In den Vormittagsstunden küsst der Mond die Sonne und sorgt in einem Streifen, der südlich von Grönland beginnt und über die Färöer-Inseln und Spitzbergen bis zum Nordpol läuft, für knapp drei Minuten himmlisch-schöne Dunkelheit.

"Das beeindruckendste Naturschauspiel, das dich nicht gleichzeitig umbringt"

Eine Armada von Kreuzfahrtschiˆen und Charterflugzeugen bringt Finsternisfans in die Pole-Position, um das zu fotografieren, was kein Foto annähernd wiedergeben kann: "das beeindruckendste Naturschauspiel, das dich nicht gleichzeitig umbringt", wie es ein amerikanischer Astronom mal zusammenfasste.

Wer in Deutschland bleibt, kann an diesem Tag immerhin "Hochprozentiges" am Himmel erleben. Gegen 10.30 Uhr werden, je nach Standort, zwischen 65 und 80 Prozent der Sonne vom Mond bedeckt. Der verbleibende Sonnenrest ist immer noch grell genug, um ungeschützte Augen zu schädigen. Gefahrlos lässt sich das Schauspiel mit geeigneten Finsternisbrillen aus dem Fachhandel verfolgen. Von Experimenten mit rußgeschwärzten Scheiben sei dringend abgeraten.

Ein preiswertes Beobachtungsvergnügen bietet ein Stück Pappe mit kleinem Loch: Nach dem Prinzip der Lochkamera lässt sich so ein Abbild der Sonnensichel auf den Boden projizieren.

Blutrote Färbung des beschatteten Mondes

Finsternisse sind auf Jahrhunderte hinaus mit großer Genauigkeit vorherzusagen. Das gilt gleichfalls für Mondfinsternisse, die es nur bei Vollmond geben kann, wenn der Erdtrabant der Sonne am Himmel exakt gegenübersteht und durch den Schatten der Erde läuft. Ein wenig Streulicht unserer Atmosphäre sorgt dann für die blutrote Färbung des beschatteten Mondes – ein Anblick, der in früheren Zeiten abergläubische Gemüter erschreckte.

Am 28. September gibt es für unsere Breiten die auf Jahre letzte Chance, wieder eine Mondfinsternis zu bewundern. Auch wenn wir heute genau wissen, was da am Himmel passiert, können wir uns doch immer noch von der Schönheit der Finsternisse verzaubern lassen.

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