RTL-Sendung in Australien

"Geschmacklos": Rufe nach Absage des "Dschungelcamps" werden lauter

Auch für die 14. "Dschungelcamp"-Staffel hat RTL wieder ein paar Freiwillige gefunden, die sich für ein entsprechendes Honorar in den Dschungel wagen.
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Auch für die 14. "Dschungelcamp"-Staffel hat RTL wieder ein paar Freiwillige gefunden, die sich für ein entsprechendes Honorar in den Dschungel wagen.  Fotoquelle: TVNOW / Arya Shirazi

"Höchstgradig geschmacklos": Die Rufe nach einer Absage der RTL-Show "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!" werden lauter. Nach dem SPD-Politiker Karl Lauterbach fordern inzwischen weitere Promis und Politiker den Stop der beliebten Show, die in Australien produziert wird und am Freitag starten soll.

Vor allem Politiker wählen gegenüber "Bild" klare Worte: "Die Geschmacklosigkeit, im Dschungel um Kochstellen zu lümmeln und rauchende Gestalten rumlaufen zu sehen, wird nur noch vom Titel der Sendung 'Holt mich hier raus' an Sarkasmus übertroffen", sagt CDU-Medienexperte Johannes Selle. Ähnlich äußert sich die CDU-Bundestagsabgeordnete Elisabeth Motschmann: "Es ist höchstgradig geschmacklos, diese Sendung in diesem Jahr in Australien stattfinden zu lassen. Das Land erstickt in Flammen, Menschen sterben, verlieren ihr Zuhause, 500 Millionen Tiere sind tot, und RTL dreht trotz dieses Infernos eine Unterhaltungssendung." Für Margit Stumpp, medienpolitische Sprecherin der Grünen, sei es in diesem Jahr nicht der richtige Zeitpunkt, "für den Dreh leichter Unterhaltung in das gebeutelte Australien zu fliegen".

Doch nicht nur Politiker, auch Unterhaltungsstars positionieren sich gegen das alljährlich im Januar stattfindende Reality-Spektakel, das zu den verlässlichsten Quotengaranten von RTL gehört. Klare Worte findet etwa Moderator Peter Bond, der 2009 selbst Kandidat im Dschungelcamp war: "Ich bin entsetzt, dass die Show unter diesen Umständen gesendet wird. Es müsste abgesagt werden! Doch die Einnahmen sind dem Sender wichtiger als moralische Bedenken. Es geht nur um Kohle und Quoten."

Einen anderen Ansatz wählt Schauspieler Raúl Richter, in diesem Jahr Kandidat in der Show: "Es ist tatsächlich paradox, dass wir für eine Unterhaltungsshow in ein Land fliegen, in dem gerade Menschen um ihr Leben kämpfen und viele, viele Tiere diesen Kampf bereits verloren haben. Ich will meine aktuell gute Reichweite dazu nutzen, um euch für das Thema Klimawandel zu sensibilisieren." Die Zuschauer sollen eine kleine Spende für die Helfer in Australien hinterlassen.

Siegprämie spenden?

Auch Ex-Dschungelkönig Peer Kusmagk fordert keine Absage der Show, schaut aber mit gemischten Gefühlen nach Australien: "Einerseits bereitet RTL dort die größte Show des deutschen Fernsehens vor. Auf der anderen Seite sterben dort nicht nur sehr viele Menschen, sondern auch sehr viele Tiere, und unsere Umwelt ist in akuter Gefahr." Es sei aber wichtig, weiter Unterhaltung zu senden. "Denn es ist auch eine Chance, den Leuten in Deutschland aus erster Hand zu erzählen, was dort abgeht. Ein Fernsehsender wie RTL hat in diesen Tagen eine sehr große Verantwortung. Wenn man mit so einer Monsterproduktion aus Australien live sendet, sollte man darauf achten, etwas zurückzugeben." Er schlägt vor, die Gewinnprämie von 100.000 Euro in diesem Jahr dazu zu verwenden, den Betroffenen vor Ort zu helfen.

Moderator Carsten Spengemann, 2004 Kandidat im Camp, schlägt eine Verschiebung der Sendung vor: "Aus Zuschauersicht, der ich ja nun mal bin, würde ich das Dschungelcamp zeitlich nach hinten verlegen und einen Spendenaufruf machen, um die Australier zu unterstützen." Was man aus seiner Sicht nicht vergessen dürfe: "Am Camp hängen viele Jobs von vielen Australiern, ihre Existenz hängt an dieser Produktion. Es arbeiten ja nicht nur Sonja Zietlow und Daniel Hartwich beziehungsweise deutsche Mitarbeiter. Die Show ist zudem lange geplant."

Schauspielerin Ingrid van Bergen, die 2009 Dschungelkönigin wurde, sieht das anders: "Das Dschungelcamp muss verschoben werden! In Australien ist im Moment die Hölle los. Da sind schon 300.000 Tiere verbrannt, das ist ganz, ganz furchtbar. In die absolute Katastrophe passt jetzt keine solche Spaßsendung. Der Schutz der Lebewesen hat absoluten Vorrang."

Laut RTL werde die Show wie geplant stattfinden. Die Brände seien mehrere hundert Kilometer vom Camp entfernt, zudem wurden verschärfte Sicherheitsvorkehrungen angekündigt. So wird es in diesem Jahr kein offenes Feuer im Lager geben, die Personen im Camp werden über Alarmsysteme mit Sirenen über einen Notfall benachrichtigt werden. Alle Campbewohner seien darüber informiert worden, wie sie sich zu verhalten hätten, um einen Brand zu verhindern.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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