"Ein Dorf wehrt sich"

Wie Dorfbewohner und Bergarbeiter Kunstschätze vor den Nazis retteten

von Eric Leimann

Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs wollen die Nazis ein Salzbergwerk in Österreich in die Luft sprengen, in dem geraubte Kunstschätze eingelagert sind. Die Bergarbeiter und Dörfler proben den Volksaufstand.

ARTE
Ein Dorf wehrt sich
Drama • 10.01.2020 • 20:15 Uhr

Wer wehrt sich – und aus welchen Gründen – gegen ein faschistisches Unrechtsregime? Und: Gab es überhaupt offenen Widerstand gegen die Nazis während des Krieges? Eine Anekdote aus der Steiermark diente Drehbuchautorin und Regisseurin Gabriela Zerhau ("Tannbach – Schicksal eines Dorfes") zur Vorlage für ihr starbesetztes Drama aus den letzten Kriegstagen. Es spielt 1945, als Deutschland und Österreich nach und nach von den Nazis befreit wurden. In Altaussee im Salzkammergut hat ihre Herrschaft allerdings noch Bestand. Hier verschanzten sich Nazigrößen wie Ernst Kaltenbruner (Oliver Masucci), Chef der Gestapo – und eine tatsächliche historische Figur -, in der Nähe des alten Salzbergwerks.

Unten, tief im Boden, lagerten in den Stollen Kunstschätze, die in ganz Europa von den Nazis zusammengeklaut worden waren. Der Plan war, sie eines Tages im geplanten Führermuseum in Linz auszustellen. Der Gauleiter von Oberdonau, August Eigruber (Philipp Hochmair), ordnet nach dem Prinzip der "verbrannten Erde" die Sprengung der Stollen und damit die Vernichtung der Meisterwerke an. Als Bergleute wie Sepp Rottenbacher (Fritz Karl) davon erfahren, regt sich Widerstand. Vor allem als Sepps Freund Franz Mitterjäger (Harald Windisch), der mit seiner Frau (Brigitte Hobmeier) schon länger aktiv gegen die Nazis kämpft, erschossen wird, gibt Sepp seine Zurückhaltung auf und organisiert den Widerstand.

Den Plan zur Sprengung von Salzstollen mit unschätzbar wertvoller Raubkunst in Altaussee während der letzten Kriegstage gab es wirklich. Ebenso wie den immer deutlicher zutage tretenden Widerstand der Bergleute, die jedoch nicht nur kunstaffin bewegt waren, sondern vor allem um ihre Arbeitsplätze im Bergwerk fürchteten. Gabriela Zerhau erzählt die widerständlerische Anekdote aus den letzten Kriegstagen als ruhiges Drama mit österreichischem Zungenschlag und in klassischer Optik. Ein wenig schade ist, dass der vielleicht interessanteste Teil der Geschichte lediglich in den letzten Minuten des eindreiviertel Stunden langen Dramas angerissen wird: Als die Alliierten in Altaussee einmarschiert waren und echte Widerstandskämpfer von jenen trennen wollten, die sich nur als solche ausgaben, darunter viele langjährig überzeugte Nazis, trafen sie auf ein Dorf, das angeblich zu 100 Prozent in Opposition zum alten Regime stand.

Noch lange stritten sich Menschen in der Region darüber, wer auf welcher Seite gestanden hatte. Das Salzbergwerk gibt es übrigens noch heute. Laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" von 2015 arbeiteten dort zu diesem Zeitpunkt noch 50 Menschen. Das Bergwerk Altaussee gilt nach wie vor als größte Salzgewinnungsstätte Österreichs.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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