Kate Winslet als Sabine de Barra

Eine Gärtnerin verändert die Welt

24.04.2015, 07.05 Uhr
von Maxi Rutka
Frankreich, Ende des 17. Jahrhunderts. Die unkonventionelle Landschaftsgärtnerin Sabine De Barra (Kate Winslet) erhält von André Le Nôtre (Matthias Schoenaerts), dem obersten Gartenarchitekten Ludwigs XIV. (Alan Rickman), den Auftrag, einen Barockgarten zu bauen.
BILDERGALERIE
Frankreich, Ende des 17. Jahrhunderts. Die unkonventionelle Landschaftsgärtnerin Sabine De Barra (Kate Winslet) erhält von André Le Nôtre (Matthias Schoenaerts), dem obersten Gartenarchitekten Ludwigs XIV. (Alan Rickman), den Auftrag, einen Barockgarten zu bauen.  Fotoquelle: TOBIS Film

Nicht nur für Blumenfreunde: Kate Winslet gestaltet gegen 1.000 Widerstände die weltberühmten Parkanlagen von Versailles.

Das Leben von Monsieur André Le Nôtre wäre zwei, drei Filme wert. Es war abenteuerlich, erfüllend und lang. Der "Gärtner des Königs", wie er gerufen wurde, lebte von 1613 bis 1700. So alt wurde man damals, zur Zeit der legendären Musketiere, nicht oder nur in den seltensten Fällen. Dazu war die Existenz zu fallgrubenhaft und gespickt mit Neidern und Intriganten, deren üble Nachrede direkten Weges aufs Schafott führen konnte.

Nicht so André Le Nôtre. Er diente vielen gewalttätigen Herren, alle waren zufrieden mit ihm. Ein Wunder, dieser Mann. Für den "Sonnenkönig" Ludwig XIV. schuf er die Gärten von Versailles.

Jetzt aber kommt ein Film ins Kino (30. April) mit dem Titel "Die Gärtnerin von Versailles". Wie das? Stand auch hinter André eine starke Frau, die die Arbeit verrichtete?

Wohl gab es eine Madame Le Nôtre und natürlich spielt sie im Film eine gebührende Rolle. Aber das ist das Schöne am Spiel mit der Geschichte – die Freiheit, eine Person hinzuzufügen, eine andere wegzulassen und die Wunder früherer Jahrhunderte auf märchenhafte Weise neu zu erzählen.

Der Tag, an dem der Maestro kam

Die zauberhafte Person, die diesem Film angedichtet wurde, heißt Sabine de Barra und wird von Kate Winslet gespielt. Sie gärtnert mit großem Talent, vor allem aber nach Lust und Laune. Sie hat Sinn für Farben, für Blumenarrangements und ein Händchen, das Pflanzen sprießen lässt.

Eines Tages bekommt sie Besuch. Monsieur Le Nôtre stöbert durch ihren Garten, prüft hier, staunt dort, zündet beinahe ehrfürchtig ein paar Laternen an.

Dazu muss man wissen: Le Nôtre hat zu diesem Zeitpunkt bereits die Gärten von Fontainebleau geschaffen, hat die Tuileriengärten entworfen, war für den in Frankreich allmächtigen Finanzminister Nicolas Fouquet tätig (der später in Ungnade fiel – die Intrigen!). Le Nôtre wurde vom Papst empfangen und legte für den englischen König Charles II. die Londoner Anlagen von Greenwich (noch heute imposant) und St. James's Park an. Sabine de Barra traut sich fast nicht, diesem Mann gegenüberzutreten.

Und dann eröffnet er ihr: Sie möge die Gärten von Versailles gestalten, den Park des berühmtesten Schlosses auf Erden ...

Oft etwas unfreudige deutsche Filmkritik

Unter der Regie von Alan Rickman entspannt sich ein Film, den die in dieser Hinsicht oft etwas unfreudige deutsche Filmkritik vermutlich einen "Kostümschinken" nennen wird. Viel schöner: das englische Wort "period piece", Historiendrama.

Eine kleine, durchaus üppige Frau vom Lande, der höfische Sitten und adlige Schikanen fremd sind, wird zu einer bestimmenden Kraft im 17. Jahrhundert; und wird mit dem Segen ihres Förderers (und späteren Liebhabers) Le Nôtre die Kunst des Gartenbaus revolutionieren. Das ist spannend, schön und dank Kate Winslet hervorragend gespielt – und für alle, die Freude an der Gärtnerei finden, ein opulenter Augenschmaus. Alan Rickman gibt den König gleich selbst; Le Nôtre wird vom aufstrebenden Belgier Matthias Schoenaerts dargestellt.

Übrigens, um noch einmal auf den historischen Hintergrund zu kommen: Auch die Anlagen von Schloss Augustusburg in Brühl und Schloss Nymphenburg in München gehen unmittelbar auf den Einfluss André Le Nôtres zurück.

Sehen Sie hier den Trailer zu "Die Gärtnerin von Versailles":

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