Adolf Hitler kehrt als Satire zurück

"Er ist wieder da"-Verfilmung ist weit weg vom Buch

von Jasmin Herzog

Eigentlich unmöglich: Die Adaption des Bestsellers "Er ist wieder da" stellte die Macher vor kaum zu erfüllende Aufgaben. Sie mussten andere Wege gehen, um den "Hitler in der Neuzeit"-Roman filmisch umzusetzen.

ProSieben
Er ist wieder da
Komödie • 30.05.2019 • 20:15 Uhr

Mehr als zwei Millionen Bücher wurden verkauft. Dazu 300.000 Exemplare des Hörbuchs. "Er ist wieder da" von Autor Timur Vermes hat Geschichte geschrieben. Ein Tabubruch ist dieser Roman über Adolf Hitler in der Neuzeit dabei sicher nicht mehr. Doch polarisiert die gewagte Satire eben in besonderem Maße, wirft sie doch auch einen kritischen Blick auf die Auswüchse der modernen Mediengesellschaft. Und dazu auf die Menschen und deren versteckte Sehnsucht nach einer harten Hand. Angesichts des großen Erfolgs wenig überraschend kam die Buchverfilmung, die ProSieben nun an Christi Himmelfahrt wiederholt. Weit haben sich Regisseur und Autor David Wnendt dabei für die gleichnamige Adaption von 2015 vom Buch entfernt. Sehr weit. Sowohl inhaltlich als auch bei der Intention.

Das Buch zeigt die moderne Welt ausschließlich durch die Augen Adolf Hitlers, der mitten in Berlin plötzlich neu erwacht. Der Film kann diesen Ansatz selbstverständlich nicht beibehalten, sondern gibt eine Draufschau auf den zurückgekehrten Diktator (Oliver Masucci). Der will natürlich wieder an die Macht und erkennt, dass er dabei vor allem die modernen Medien nutzen kann.

Weil niemand glaubt, dass Hitler wirklich Hitler ist, hält das Volk ihn für einen modernen Comedian und jubelt ihm zu. Überflüssigerweise führt Wnendt eine zweite Handlungsebene ein. Da gibt es einen Machtkampf in der Fernsehgesellschaft, die Hitlers komödiantisches Potenzial entdeckt. Nachdem der Senderangestellte Sawatzki (Fabian Busch) seinen Job verliert, will er auf eigene Faust eine Art Deutschland-Doku mit Hitler drehen und reist mit ihm durchs Land. So wird der Film bald zu einer skurrilen, bisweilen konfusen Mixtur aus Reality-Doku und versteckter Kamera. Am Ende wird's dann wirklich vogelwild. Es wird ohne Not eine Film-im-Film-Geschichte konstruiert. Denn Hitler entschließt sich hier, das Buch "Er ist wieder da" tatsächlich zu verfassen, das dann wiederum verfilmt wird.

Die Wucht des Buches wird dabei bei Weitem nicht erreicht. Der Leser ertappte sich mitunter dabei, wie er dem erdachten Führer immer wieder zustimmt. Der Film bietet dem Zuschauer einen glänzenden Ausweg aus einem möglichen inneren Konflikt. Kann er doch stets – wie am Nachmittag beim Trash-TV – auf die da im Film zeigen, die Verführbaren, die Dummen. Und die, die unter dem Deckmantel der Ironie vermeintliche Wahrheiten transportieren wollen. Und man selbst sitzt auf dem Sofa und genießt es, außen vor zu sein.

Es ist natürlich schlicht dem Medium geschuldet, dass es im Film anders laufen muss als im Buch. Während der Leser eben die Vorstellung des echten Hitlers auch rein optisch schon vor Augen hat, ist das im Film anders. Dabei macht Oliver Masucci, sofern sich das überhaupt beurteilen lässt, seine Sache gut. Er überhöht die Figur nicht, schafft bis auf wenige Ausnahmen eben keine Karikatur, sondern wandelt recht sicher auf dem schmalen Grat zwischen Realität und Wahnsinn.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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