"Escape at Dannemora"

Verhängnisvolle Sex-Affären einer Gefängniswärterin

von Andreas Schöttl

Der Hollywood-Schauspieler Ben Stiller erreichte vor allem mit albernen Komödien sehr viele Fans. Als Regisseur der Serie "Escape at Dannemora" zeigt er eine ganz andere Seite.

Mit den "Zoolander"- oder den "Nachts im Museum"-Filmen erzielte Ben Stiller ertragreiche Komödien-Erfolge. Diese machten ihn nicht umsonst zu einem der am besten verdienenden männlichen Schauspieler in Hollywood. Da sie allerdings in der eher seichteren Unterhaltung fischten, meiden viele der anspruchsvolleren Zuschauer Ben Stiller. Das sollte sich nun ändern. Nicht als Komiker, sondern als Regisseur inszenierte der Superstar das düstere Gefängisdrama "Escape at Dannemora", eine hochkarätige Showtime-Serie, die auf wahren Begebenheiten beruht und nun bei Sky zu sehen ist.

Der Ausbruch aus dem Hochsicherheits-Knast Clinton Correctional Facility in Dannemora, einer Kleinstadt im Bundesstaat New York, hielt 2015 die USA in Atem. Vor allem die unglaublichen Hintergründe des Ausbruchs machten vor drei Jahren fassungslos. Er gelang, weil sich eine Gefängnisangestellte und Schneiderei-Aufseherin auf Sex-Affären mit Insassen einließ. Stillers achtteilige Serien-Aufarbeitung der Geschehnisse ist ab Mittwoch, 19. Dezember, 20.15 Uhr, bei Sky Atlantic HD im Programm.

Mit Ben Stiller, der bei allen acht Teilen auf dem Regiestuhl Platz genommen hat, protzt die Serie allein schon mit einem sehr bekannten Namen. Doch auch vor der Kamera stand reichlich Prominenz. Benicio Del Toro, der Indiestar Paul Dano, David Morse und vor allem Patricia Arquette komplettieren einen namhaften Cast hochkarätig.

Es ist allen voran die mitunter tragische Figur der Joyce "Tilly" Mitchell, der Stiller bei einem erzählerisch eher langsamen Start in eine unglaubliche Fluchtgeschichte den entscheidenden Platz einräumt. Äußerlich oftmals nur schwer zu erkennen, liefert Patricia Arquette sogleich eine mitreißende Leistung, die ihr nach ihrem Oscar-Gewinn von 2015 ("Boyhood") eine weitere wichtige Trophäe einbringen könnte. Arquette wurde jüngst für ihre Rolle der Tilly Mitchell für den Golden Globe nominiert. Ob sie diesen erhält, entscheidet sich Anfang kommenden Jahres – die Gala ist am 6. Januar.

"Sie ist eine Femme fatal – auf eine sonderbare Art", sagt Arquette über ihre Figur. "Sie mag vielleicht nicht dem gängigen Schönheitsideal entsprechen. Aber sie hatte einen sehr gesunden sexuellen Appetit, für den sie sich nicht rechtfertigen wollte", so die Schauspielerin über ihre sperrige, hochkomplexe Serienheldin.

In der Tat erscheinen die Gelüste jener Tilly Mitchell in ihrem traurigen Dasein mit emotionslosem Ehemann in grauer Kleinstadt zunächst ziemlich unbefriedigt zu bleiben. Im Herbst ihres Lebens lässt sich die Aufseherin der Gefängnis-eigenen Schneiderei auf eine verbotene Affäre mit einem Insassen ein. Der rebellische David Sweat (Paul Dano) verpasst der Frau Anfang 50 durchaus rüde den so lange erhofften Orgasmus. Dadurch eröffnet sich ihm und seinem Mentor Richard Matt (Benicio del Toro) eine Aussicht zur Flucht in die Freiheit.

Mit ihrer Gier nach Lust, Mitchell hat auch eine Affäre mit dem charismatischen Matt, haben die beiden Verbrecher die Aufseherin alsbald um ihre Finger gewickelt. Sie wird Teil ihres Ausbruchsplans. So ist überliefert, dass Tilly angeforderte Sägeblätter versteckt in gefrorenen Hamburger-Pattys in das eigentlich hermetisch abgeriegelte Hochsicherheitsgefängnis geschmuggelt hatte.

Nachdem Matt und Sweat im Juni 2015 tatsächlich die Flucht gelang, kam es zu einer der spektakulärsten Verbrecherjagden in der Geschichte der USA. Allein die Suchaktion soll mehr als 20 Millionen Dollar gekostet haben. Zudem kamen spätere sehr intensive Untersuchungen. Diese belegten ein gewaltiges institutionelles Versagen im Gefängnisbetrieb. Ein taffer, authentischer Stoff, den Ben Stiller sehr realistisch verfilmte.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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