Spielfilm bei 3sat

"Monsoon Baby": Geschäftsmodell Leihmutterschaft

von Jasmin Herzog

Der schmale Grat zwischen Traum und Obsession: Ein Paar will sich seinen Kinderwunsch mit Hilfe einer Leihmutter erfüllen. Die Reise nach Indien wird zur Zerreißprobe.

3sat
Monsoon Baby
Drama • 24.04.2019 • 22:25 Uhr

Was unbeschwert beginnt, erweist sich schnell als Spiel mit unberechenbaren Folgen: Nina (Julia Jentsch) und Mark (Robert Kuchenbuch) wollen um jeden Preis Eltern werden und nehmen in einer indischen Klinik die Dienste einer Leihmutter in Anspruch. Die neunmonatige Wartezeit bis zur Geburt entpuppt sich allerdings als nervliche Zerreißprobe. Je stärker die werdenden Eltern mit der Kultur Indiens in Berührung kommen desto deutlicher begreifen sie, dass in dem fernöstlichen Land die Grenzen zwischen vermeintlicher Hilfsbereitschaft und Ausbeutung fließend sind. Und auch ihre eigenen Ansichten stehen zusehends auf dem Prüfstand: Wann ist ein Wunsch noch realistisch, wann wird er zur Obsession? Und was ist man bereit hinzunehmen, um ihn erfüllt zu sehen? "Monsoon Baby" (2014) beleuchtet das Geschäftsmodell Leihmutterschaft kritisch, aber ohne anzuklagen. 3sat wiederholt nun den TV-Film, der über den Kontrast aus eindringlichen Bildern und bedrückenden Dialogen Spannung erzeugt.

Vier Jahre Hormonbehandlung, drei Fehlgeburten und immer noch kein Nachwuchs: Nina und Mark verzweifeln fast an ihrem Traum, Eltern zu werden. Kurzerhand entschließt sich das Paar dazu, das erste gemeinsame Baby durch eine Leihmutter in einer indischen Geburtsklinik austragen zu lassen. Die anfängliche Faszination, als sich das Vorhaben mit der kompetenten Ärztin Kamalika (Swaroopa Gosh) und der jungen Leihmutter Shanti (Tillomata Shome) schnell umsetzen lässt, schwindet in der neunmonatigen Wartezeit bis zur Geburt des Kindes allerdings rapide.

Während Nina sich zusehends wahnhaft in ihre baldige Rolle als Mutter hineinsteigert, zweifelt Mark sowohl an der Beziehung zu seiner labilen Frau als auch am gesamten Vorhaben. Als Nina nach einem Streit Hals über Kopf einen Job in der Geburtsklinik annimmt, erkennt auch sie das wahre Gesicht hinter dem Geschäftsmodell mit den unerfüllten Kinderwünschen. Denn Shanti stellt ihren Körper für die Leihmutterschaft nicht aus freien Stücken zur Verfügung.

"Leihmutterschaft ist ein Thema, das uns in Zukunft immer stärker beschäftigen wird", sagte 2014 Drehbuchautor Florian Hanig. In Zeiten, in denen die Fruchtbarkeit vor allem im Westen deutlich zurückgeht und bereits jedes sechste Paar trotz Kinderwunsch ohne Nachwuchs bleibt, wolle der Film vor allem dazu beitragen, "ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass wir uns im Leben oft moralisch entscheiden müssen und dafür Verantwortung tragen", erklärte auch Regisseur Andreas Kleinert. Indem die Filmemacher den Fokus auf die Beziehung zwischen Nina und Mark legten, sollte in "Monsoon Baby" außerdem aufgezeigt werden, wie sich der psychische Druck auf das Selbstverständnis der westlich geprägten Hauptfiguren auswirkt.

Eingebettet ist die Handlung des Spielfilms in die farbenprächtige Kulisse Indiens. Über den Kontrast aus bildgewaltigem Setting und emotional geladenen Szenerien wirkt der psychische Konflikt der Hauptfiguren rund um die moralische Fragwürdigkeit ihres Handelns umso eindringlicher.

Seit 2015 ist eine Leihmutterschaft in Indien nur noch in 3.000 Kliniken möglich – und auch nur für indische Staatsangehörige. Doch auch das soll bald der Vergangenheit angehören: Inzwischen wird an einem Gesetz gefeilt, welches die kommerzielle Leihmutterschaft gänzlich verbieten soll.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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