Ost-West-Drama in der ARD

"Stilles Tal": der kleinste Kastrophenfilm aller Zeiten

von Kai-Oliver Derks

Im Angesicht der Hochwasser-Katastrophe von 2002 finden zwei sture Männer im ARD-Film "Stilles Tal" zueinander. Sehenswertes Ost-West-Drama mit einem mutigen Ende, das nun in der ARD wiederholt wird.

ARD
Stilles Tal
Drama • 24.07.2019 • 20:15 Uhr

Sie stehen sich gegenüber – Auge in Auge. Der Westler: habgierig, herzlos, arrogant. Der Ostler: gerechtigkeitsfanatisch, selbstmitleidig, übermäßig stolz. Was um Himmels willen könnte diese beiden Kontrahenten zusammenführen? Ein nun im Ersten wiederholter Fernsehfilm von Marcus O. Rosenmüller von 2011 kennt die Antwort: Eine Katastrophe muss her. Im Angesicht des Untergangs werden sich die beiden schon zusammenraufen.

"Stilles Tal" ist beileibe nicht arm an Klischees. Im August 2002 kommt er also, der Westler Konrad Huberty (Robert Atzorn), der auf sein Eigentum von dermaleinst besteht. Zehn Jahre stritt er sich mit dem Sachsen Thomas Stille (Wolfgang Stumph) um einen Gasthof im Müglitztal. Hubertys Vater bewohnte ihn einst, kehrte dann aber dem Kommunismus den Rücken.

Stille zog in den 70ern ein, kurz nach der Wende wurde ihm das Haus zugesprochen. Doch dann verlor er es vor Gericht. Stichwort "Einigungsvertrag", Stichwort "Rückgabe vor Entschädigung". Der Ostler Stille ist zweifellos, dem Gericht zufolge, im Unrecht. Doch sein versoffener Anwalt hat das letzte Urteil übersehen, keinen Einspruch mehr eingelegt, und nun steht der Westen vor der Tür. Huberty hat seine Anwältin und dazu seine Frau Anna (Victoria Trauttmansdorff) mitgebracht und will einziehen.

Doch derweil regnet es, unaufhörlich. Es ist der Vorabend der Katastrophe von 2002, als unter anderem die Flüsse Elbe, Müglitz und Weißeritz über die Ufer traten. Der Osten stand unter Wasser. Und mittendrin: die Gaststätte "Stilles Tal". Erst spät begreifen alle Beteiligten, welche historische Katastrophe hier auf sie zukommt. Natürlich wollte und konnte Regisseur Rosenmüller, sicher schon aus finanziellen Gründen, keinen klassischen Katastrophenfilm drehen. So reduziert sich die Geschichte auf ein kleines Grundstück, das mehr und mehr überflutet wird. Nur wenige Personen kommen vor in diesem überschwemmten Kammerspiel, das am Ende – keine Überraschung – natürlich die Solidarität der Deutschen beschwört.

So vordergründig die Botschaft dieses Films auch sein mag, so klischeehaft manches auch geraten ist, man kann ihn schon mögen, diesen fast schon romantischen Ausflug in die deutsche Geschichte. Zumal Autor Michael Illner in seinem Buch am Ende überraschend viel Mut bewies. Lange wurde über das außergewöhnliche Ende des Films diskutiert.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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