"Tatort"

Was bleibt nach acht Fällen mit Devid Striesow?

von Eric Leimann

Acht Fälle in sechs Jahren löste Devid Striesow als "Tatort"-Kommissar Jens Stellbrink in Saarbrücken. Meist bekamen seine Filme miese Kritiken, was für den selbstgewählten Abschied des Ausnahme-Schauspielers verantwortlich sein dürfte. Wie gelang nun Stellbrinks Abgang?

Zum Abschied brachte der wegen seiner anfangs miesen Qualität oft geschmähte Saarland-"Tatort" mit Devid Striesow noch einmal einen sehr ordentlichen Fall zustande. "Der Pakt" war zwar "nur" ein schnörkelloser Krimi ohne Manierismen. Als klassisches Täter-Rätsel konnte die Geschichte um den Mord an einer Krankenschwester-Schülerin jedoch überzeugen. Auch deshalb, weil man auf ironische Brechungen des soften Yoga-Kommissars verzichtete.

Worum ging es im "Tatort: Der Pakt"?

In einem Saarbrücker Schwesternschülerheim stieg eine Party. Die attraktive Vanessa (Aylin Werner), Krankenschwester in spe, hatte sich mit dem schnieken persischen Arzt Dr. Sharifi (Jaschar Sarabtchian) in das Zimmer ihrer Kommilitonin Anika (Lucie Hollmann) zurückgezogen, da ihr eigenes von Feierwütigen belegt war. Als die Sause vorüber war, fand man Vanessa erdrosselt im fremden Bett. Hatte es der Täter in Wirklichkeit auf Anika abgesehen, der Vanessa verblüffend ähnlich sah? Die "echte" Anika verbrachte den Abend hingegen als Helferin in einer Einrichtung, die sich um die medizinische Versorgung von Asylbewerbern kümmert.

Wo lag der besondere Reiz?

In "Der Pakt" wurde den Kommissaren Stellbrink (Jens Striesow) und Marx (Elisabeth Brück) ein ebenso kniffliges wie filmisch solides Täter-Rätsel gestellt. Zudem thematisierte der Film menschliche Dramen rund um ungewisse Duldungen und Abschiebungsängste. Den Drehbuchautoren Michael Vershinin und Zoltan Spirandelli (auch Regie) gelang zum Abschluss des Saar-Krimis mit Devid Striesow ein klassischer, aber spannender Film, der – ohne Humor oder Experimente – qualitativ im oberen Mittelfeld der "Tatort"-Reihe einzuordnen war. Manchmal ist es selbst 2019 nicht die schlechteste Idee, wenn man als Krimi-Zuschauer vor allem wissen will: Wer war der Täter?

Was bleibt nach acht Fällen mit Striesow?

Mit der Ausstrahlung des Finales ist es auf den Tag genau sechs Jahre und acht Fällen her, dass Devid Striesow als Kommissar Jens Stellbrink seinen Dienst in Saarbrücken antrat. Am 27. Januar 2013 lief "Melinda" – der erste Film des sanften Yoga-Ermittlers mit süffisantem Habitus. An seiner Seite, die taffe Kollegin Lisa Marx, dargestellt von der bis dahin weitgehend unbekannten Schauspielerin Elisabeth Brück. Große Spuren haben die beiden nicht hinterlassen. Und das, obwohl man mit Striesow einen der besten deutschen Schauspieler seiner Generation in die südwestliche Provinz locken konnte. Die Kritiken der Stellbrink/Marx-Filme waren verhalten bis vernichtend, auch wenn die Zuschauer trotzdem schauten. Vier der bisher sieben ausgestrahlten Fälle lockten immerhin über neun Millionen Zuschauer an – ein starker Wert, der nun in den Bilanzen des Senders vor allem in den Vordergrund gestellt wird.

Warum haben Striesow und sein Kommissar Stellbrink nicht funktioniert?

Schon beim ersten Film "Melinda", wusste man nicht genau, was der Saarländische Rundfunk mit Devid Striesow beziehungsweise seiner Figur Jens Stellbrink will. Sollte Saarbrücken neben Münster und wenig später Weimar – dort machte man es ab Dezember 2013 besser – ein weiterer Humor-Standort des "Tatorts" in Deutschland werden? Devid Striesow, der seine Rollen mitunter so gebrochen spielt, dass man nicht genau weiß: Meint er das jetzt ernst oder nicht? – er drückte der kleinen Sendeanstalt im Südwesten Deutschlands vielleicht ein wenig zu sehr sein Spiel auf. Beziehungsweise: Er bekam keine wirklich starken Drehbücher, die seinen spielerischen "Wahnsinn" ein wenig in die richtigen Bahnen hätten lenken können. So musste man sich durch miese Westernparodien oder halbgare Science Fiction-Szenarien quälen – und einen Kommissar zusehen, bei dem man nie so genau wusste: Ist er tatsächlich so oder nimmt er einfach nur alle auf die Schippe? Das Publikum jedoch will ernst genommen werden. Selbst wenn es am Ende lachen kann – und soll.

Wie geht es mit dem Saarland-"Tatort" weiter?

Es soll nicht verschwiegen werden: Als der Saar-"Tatort" seinen miesen Ruf längst weg hatte, wurden die Filme besser. Mit dem durchaus soliden Krimi "Der Pakt" verabschiedeten sich Stellbrink und Marx nun aus der "Tatort"-Geschichte. Das Aus erfolgte auf Wunsch Devid Striesows, der sich – wie es sehr klassisch in einer Pressemitteilung der ARD hieß – "künftig intensiven neuen Herausforderungen und anderen Projekten widmen will". Bereits im Frühjahr 2019 wird im Saarland mit einem neuen Team gedreht. Noch sind die Namen der Schauspieler nicht an die Öffentlichkeit gedrungen. Allerdings soll – ähnlich wie in Dortmund – ein größeres Team aus wohl fünf Ermittlern die Arbeit Striesows und Brücks übernehmen.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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