Katharina Schüttler im Interview

"Unser Umgang mit Lügen ist häufig inkonsequent"

01.02.2021, 06.17 Uhr
von Lara Hunt
Katharina Schüttler spielt die Sabine Küster an der Seite von Serien-Ehemann Bernd Küster (Jan Josef Liefers, l.).
Katharina Schüttler spielt die Sabine Küster an der Seite von Serien-Ehemann Bernd Küster (Jan Josef Liefers, l.).  Fotoquelle: ZDF / Letterbox / Thorsten Jander

Im Vierteiler "Tod von Freunden" spielt Katharina Schüttler Sabine Küster, eine Mutter, die sich damit auseinandersetzen muss, dass ihr Sohn vermutlich ertrunken ist. prisma hat mit der Schauspielerin über ihre Rolle gesprochen.

Es heißt, Sie spielen gerne extreme Rollen. Stimmt das?

Ich spiele gerne komplexe Figuren. Menschen, die von außen durch mitunter extreme Umstände bewegt werden oder extreme Dinge erleben. Schauspielen ist für mich immer ein wenig wie mich auf eine Abenteuerreise zu begeben an Orte und in Situationen, die ich nicht kenne, vor allem aber auch eine Art innere Reise in verborgene Räume und Bereiche des Menschen. Das finde ich aufregend an der Schauspielerei.

In "Tod von Freunden" spielen Sie die Sabine Küster. Passt sie da mit rein?

Sabine ist eine sehr außergewöhnliche Frau, die die Kraft in sich trägt, sich dem Leben mit Haut und Haar hinzugeben, auch in den schmerzvollen Momenten. Sie kann ihren Schmerz körperlich ausdrücken und ihn so transformieren. Sie hat die Gabe der Präsenz.

Sie gerät aber auch in eine extreme Situation, als ihr Sohn über Bord geht und nicht wieder auftaucht.

Sabine erlebt einen absoluten Albtraum. Aber anders als ihr rationaler Mann Bernd, der immer wieder zu dem Moment vor dem Unglück zurückkehrt und hofft seinen Schmerz durch das Finden eines Schuldigen zu stillen, ist Sabine in der Lage, die Situation mit Haut und Haaren anzunehmen. Sie schafft es, sich vom Schmerz verändern zu lassen und so weiterzuleben.

Sie scheinen von Sabine begeistert zu sein. Haben Sie etwas von ihr für sich persönlich mitgenommen?

Ich war tatsächlich schon von ihr begeistert, als ich das Drehbuch gelesen habe und hatte große Lust, diese Frau in mir zu entdecken und sie für andere Menschen greifbar zu machen. Ich glaube, viel von ihr mitgenommen zu haben – es lässt sich aber schwer in Worte fassen. Ich würde sagen, es hat mit Präsenz zu tun.

Die Serie spielt auf einer traumhaften Insel in der Flensburger Förde. Wie war der Dreh vor Ort?

Der Dreh auf der Insel war sehr besonders. Die Ochseninseln sind ein wirklich außergewöhnlicher Ort und von einer ganz eigenen Magie umweht – es war der einzig mögliche Ort, um diese Geschichte zu erzählen. Ich habe es geliebt, morgens mit dem Boot zur Arbeit zu fahren und real in den Kosmos der Geschichte einzutauchen.

War es von Vorteil, die Geschichte als Serie zu erzählen?

Absolut. Das serielle Erzählen gibt der Geschichte mehr Zeit und dadurch den Figuren mehr Raum. Es folgt anderen Gesetzmäßigkeiten als ein Film. Wir hatten die Chance, die Menschen in ihrer Komplexität zu erfassen und zudem diese außergewöhnliche Erzähl-Dramaturgie des Perspektivenwechsels zu erzählen. Ich liebe das Kino und ich liebe Spielfilme. Eine komplexe Serienfigur spielen zu dürfen, ist für einen Schauspieler aber ein kleines Geschenk.

Warum sollte man sich "Tod von Freunden" ansehen?

Die Serie nimmt den Zuschauer mit auf eine absolut außergewöhnliche Reise. Die Erzählweise ist herausfordernd. Wenn man sich auf sie einlässt, entwickelt sie einen ganz eigenen Sog und wird immer spannender. Man wird belohnt und kann viel entdecken – auch zu grundlegenden Themen.

Zum Beispiel?

Lüge und Wahrheit spielen eine große Rolle. Haben wir ein Recht auf Wahrheit? Ist es wichtiger um eine Wahrheit zu wissen, die uns ins Unglück stürzt, als in Unwissenheit glücklich zu leben? Darüber habe ich viel nachgedacht. Es ist eines der großen menschlichen Themen und unser Wahrheitsanspruch ist riesig. Wenn zum Beispiel unsere Kinder uns anlügen, finden wir das schlimm. Dabei leben wir unseren Kindern häufig vor, dass wir uns selber kleineren oder größeren Notlügen bedienen. Unser Umgang mit Lügen ist häufig inkonsequent und etwas wahnsinnig Spannendes.

Wann haben Sie zuletzt gelogen?

Gute Frage. Spontan fällt mir nichts ein, aber vermutlich war es etwas wie: "Ich komme zu spät, weil ich keinen Parkplatz finde", obwohl ich in Wirklichkeit zehn Minuten zu spät losgefahren bin.

TV-TIPP

  • "Tod von Freunden"
  • ab Sonntag, 7. Februar (vier Folgen sonntags)
  • 22.15 Uhr
  • ZDF

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