Thriller-Drama im ZDF

"True Story – Spiel um Macht": Jonah Hill und James Franco brillieren

von Maximilian Haase

Seit einigen Jahren empfiehlt sich der einstige Komödienspezialist Jonah Hill regelmäßig als veritabler Charakterdarsteller. Davon zeugen auch die Oscarnominierungen für "Moneyball" und "The Wolf of Wallstreet". Auch in dem Thriller-Drama "True Story – Spiel um Macht" (2015), das das ZDF nun erstmals im Free-TV zeigt, bewies er mit einer fantastisch ambivalent gespielten Rolle sein Können.

ZDF
True Story – Spiel um Macht
Drama • 01.08.2020 • 23:00 Uhr

Auf wahren Ereignissen basierend, verkörpert der 31-Jährige den Journalisten Michael Finkel, dessen Identität monatelang von einem Familienmörder benutzt wurde. Finkel hielt die Geschehnisse in seinen Memoiren fest, die dem intensiven Thriller-Drama als Vorlage dienten. Einer wird aber, wie so oft, wohl allen die Show stehlen: Ein überragender James Franco erzählt als verdächtiger Mörder mit trügerisch verschmitztem Lächeln seine "wahre Geschichte".

Eine solche ist "True Story" im doppelten Sinne: einerseits jene, die Francos undurchdringlich zwielichtiger Charakter Christian Longo seinem Gegenüber auftischen will. Und auch wahr ist eben die Geschichte, mit der der renommierte Theaterregisseur Rupert Goold in seinem Kinodebüt besagte Zusammentreffen als hervorragende Charakterstudie inszeniert. Und die geht so ...

Michael Finkel gilt als Edelfeder der "New York Times" – bis er sich in einer Reportage über die Schicksale afrikanischer Kindersklaven etwas zu viel gestalterische Freiheit hinsichtlich der "Fakten" erlaubt. Prompt wird er gefeuert. Aufgrund des Riesenskandals um seinen Artikel bekommt er auch als Freiberufler keine neuen Aufträge, und auch die Beziehung zu seiner Freundin Jill (Felicity Jones) scheint erkaltet.

Was Franco und Hill leisten, ist Weltklasse

Bis er ihn kennenlernt. Jenen Mann, der seine eigene Familie auf grausame Weise ausgelöscht haben soll. Jenen Mann, der sich nach der Tat als Journalist Michael Finkel ausgab – und dessen Namen noch bei seiner Verhaftung benutzte. Jenen Mann, der ihn als Journalisten verehrt – und ihm nun exklusiv die wahre Geschichte hinter seiner Bluttat erzählen möchte: Christian Longo.

Natürlich stimmt der abgehalfterte Finkel zu. Von nun an changiert "True Story" zwischen hochintelligentem Psychothriller und einer Art Kammerspiel im Gefängnis-Besucherraum. Longo wickelt seinen Interviewer süffisant um den Finger, Finkel kommt ihm dabei auf die Schliche. Und wieder von vorn. Was Franco und Hill für die Darstellung dieses psychologisch hochkomplexen, laufend sich verändernden Beziehungsgeflechts leisten, ist Weltklasse. Ob und warum Longo seine Familie letztlich nun umgebracht hat, interessiert weder Finkel so recht, noch zielt das Drehbuch darauf ab.

Es spielt angesichts des Verhältnisses der beiden auch keine Rolle: In einer nuancenreichen Darbietung entwirft Franco eine hochgradig gestörte Figur, der die sozialen Anforderungen des Zusammenlebens durchaus bewusst sind. Ein Charakterzug, der auch Finkel fasziniert. Jonah Hill verleiht seinerseits dem Journalisten beispiellos die Züge eines Gescheiterten, der sich in der Ambivalenz zwischen Ehrgeiz und Angst zu verheddern scheint. Das überragende Zusammenspiel beider Darsteller fesselt derart, dass die etwas lahme, im Grunde thrillerunwürdige Geschichte dahinter bald nur noch als regelmäßiges Hintergrundrauschen für feinstes Charakterschauspiel dient.

Zuletzt war Jonah Hill in der Komödie "Beach Bum" (2019) neben Matthew McConaughey, Isla Fisher, Snoop Dogg und Zac Efron zu sehen. James Franco sah man 2019 in der Tragikomödie "Zeroville", bei der er sowohl als Hauptdarsteller als auch als Regisseur fungierte.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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