Serie bei VOX

"Unter Freunden stirbt man nicht": Lebenslügen und eine Lüge über den Tod

von Eric Leimann

Nach der TVNOW-Ausstrahlung findet die Serie "Unter Freunden stirbt man nicht" nun auch ihren Weg ins lineare TV. Mit Stars wie Iris Berben, Heiner Lauterbach und Adele Neuhauser erzählt die Miniserie von Freundschaft und individuellen Träumen jenseits der 60.

VOX
Unter Freunden stirbt man nicht
Miniserie • 17.03.2021 • 20:15 Uhr

In der vierteiligen Miniserie "Unter Freunden stirbt man nicht", die VOX an zwei Abenden in Doppelfolgen ausstrahlt (Folge 3 und 4 am Mittwoch, 24.3., 20.15 Uhr), geht es um ein Quintett von Freunden jenseits der 60. Auf den ersten Blick scheinen sie recht zufrieden mitten im Leben zu stehen: Ella (Iris Berben) hat ihren Job als Kinderpsychologin an den Nagel gehängt und genießt einen entspannten Lebensherbst mit wechselnden Liebhabern. Joachim (Heiner Lauterbach) machte als Student eine simple, aber sehr lukrative Erfindung – und hat seitdem ausgesorgt. Annette (Adele Neuhauser) betreibt einen ambitionierten Buchladen und begrüßt zum Serienauftakt einen berühmten jüdischen Schriftsteller. Schließlich gibt es da noch die beiden Wirtschaftswissenschaftler Friedrich (Michael Wittenborn), der verheiratet ist und zwei wohlgeratene Kinder hat, und den smarten Star-Forscher Hermann (Walter Sittler), heißer Kandidat für den diesjährigen Wirtschafts-Nobelpreis.

Es dauert nicht allzu lange, da implodieren die Kulissen des Lebenserfolgs in der von Claudius Pläging ("Der Vorname") geschriebenen Serie. Am deutlichsten bei Hermann – denn der liegt einfach tot auf dem Sofa, die TV-Fernbedienung ruht noch in seiner Hand. Offenbar musste er nicht lange leiden. Annette, die Hermann findet, ruft die Freunde zusammen. Über das Mailkonto des Verstorbenen finden sie heraus: Ja, Hermann sollte tatsächlich in fünf Tagen den Nobelpreis für Wirtschaft erhalten. Dieser wird allerdings nur an lebenden Forscher verliehen.

Die Freunde beschließen, den Tod ihres Freundes bis nach der Bekanntgabe des Preises geheimzuhalten – im Sinne seines Andenkens. Sie kühlen Hermanns Wohnung und versuchen, die täglichen Dinge seines Lebens unauffällig für einige Tage so weiterzuführen. Damit niemandem auffällt, dass Hermann nicht mehr da ist. Über die mehr oder weniger kreativen Versuche, den Tod des Freundes zu vertuschen, fallen auch Annettes, Ellas und Friedrichs Lebenslügen in sich zusammen: Haben wir richtig gehandelt? Was wollten wir in unserem Leben mal erreichen? Und: Sind wir überhaupt glücklich?

Auch wenn Wendungen und Gags der tragikomischen Erzählung manchmal etwas erwartbar scheinen, das rund dreistündige Werk kann sich auf sein feines Ensemble verlassen, wenn es darum geht, die Irrungen und Wirrungen des fortgeschrittenen Lebens respektive ebensolcher Freundschaften überzeugend in Szene zu setzen. Jene Verletztheiten, um die es hier geht – sie können nicht mal eben so korrigiert werden. Man ist zu alt zum Kinderkriegen, zum Karrieremachen – und man lebte vielleicht schon viel zu lange mit den falschen Menschen zusammen, um sagen zu können, dass man ein glückliches Leben hatte. Aber – es ist noch nicht gänzlich zu spät für neue Ziele und Wege. Und sind Freundschaft und Humor, so die hoffnungsvolle Botschaft der unterm Strich eher beschwingten Tragikomödie, nicht ohnehin das Wichtigste im Leben? Etwas, das vor allen anderen Glücksparametern das Leben zu einem gelungenen macht?

Das Original der Geschichte stammt übrigens mal wieder aus Israel – wie zum Beispiel die Serienvorlagen für "Homeland" oder "In Treatment". "Unter Freunden stirbt man nicht" könnte man sich gut in der 20.15 Uhr-Primetime von ARD oder ZDF vorstellen. Hier wäre jenes Publikum anzutreffen, welches das Starpotenzial der Besetzung zu schätzen wüsste. Ob die Serie beim privaten Streamingdienst TVNOW, wo sie Ende 2020 Premiere feierte und nun im VOX-Programm genauso gut aufgehoben ist, bleibt spekulativ.

Unter Freunden stirbt man nicht – Mi. 17.03. – VOX: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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