Spice, Aberglaube und Sandwürmer

Anspruchsvolle Blockbuster-Fortsetzung – Kritik zum Science Fiction-Epos „Dune: Part Two“

11.03.2024, 13.30 Uhr
von Gregor-José Moser
In "Dune: Part Two" kämpft Paul Atreides mit den Fremen, um seinen Vater zu rächen.
In "Dune: Part Two" kämpft Paul Atreides mit den Fremen, um seinen Vater zu rächen.  Fotoquelle: picture alliance / Everett Collection | ©Warner Bros/Courtesy Everett Collection

Heilsbringer, Messias, glorreicher Anführer: „Dune: Part Two“ ist nicht bloß irgendein Sci-Fi-Actionfilm. Religion und Führerkult sind zentrale Themen. Das macht den Film nicht nur so zeitlos, sondern schürt auch die Erwartungen an Teil drei. Lange hat es nicht gedauert: Schon Ende Februar bescherte uns das Kinojahr 2024 mit der Fortsetzung zu „Dune“ sein erstes lang erwartetes Highlight. Ursprünglich hätte Regisseur Denis Villeneuve „Dune: Part Two“ gerne noch 2023 weltweit in die Kinos gebracht. Letztlich machte diesem Unterfangen aber der Streik der Hollywood-Schauspieler (und Drehbuchautoren) einen Strich durch die Rechnung. Bleibt nur noch die Frage: Hat sich das Warten gelohnt? Die kurze und knappe Antwort: Eher ja. Die längere ist etwas komplizierter.

Darum geht es in „Dune: Part Two“

Der zweite Teil der „Dune“-Reihe dreht sich um Paul Atreides (Timothée Chalamet ) und seiner Rolle bei den Fremen, dem indigenen Volk auf dem Wüstenplanet Arrakis. Nach den Geschehnissen im ersten Teil ist Paul auf Rache aus. Gleichzeitig hadert er damit, dass er in den Augen vieler Fremen eine Art Messias und auserwählt ist, ihr Volk zu führen. Paul lernt ihre Sitten und Gebräuche und verübt zusammen mit Chani (Zendaya) und weiteren Fremen Angriffe auf die blutrünstigen Harkonnen, die auf Arrakis die Macht an sich gerissen haben. Währenddessen verfolgen die unterschiedlichen Akteure in der Welt von Dune ihre gänzlich eigenen Ziele - wodurch sich weitere Handlungsstränge ergeben. Und genau das macht die Fortsetzung zu „Dune“ zu einer kleinen, aber lohnenden Herausforderung.

Ein fordernder Blockbuster

„Dune: Part Two“ ist vollgepackt mit verschiedenen Figuren und deren Motivationen, Handlungssträngen und natürlich weiterem Worldbuilding. Je länger der Film andauert, desto stärker drängt sich sogar der Gedanke auf: „Dune: Part Two“ ist nicht nur vollgepackt, sondern regelrecht überfrachtet. In Kombination mit einer Laufzeit von 2 Stunden und 46 Minuten verlangt Regisseur Denis Villeneuve uns damit Einiges ab. Nicht wenige Zuschauer werden sich vermutlich erschlagen fühlen. Und sich Fragen stellen á la „Wer war sie nochmal?“ oder „Warum verhält sie sich auf einmal so?“. Deshalb ist es auf jeden Fall empfehlenswert nicht nur den ersten Teil anzusehen, sondern sich im Vorfeld auch ein wenig darüber einzulesen, worum es im zweiten Teil ungefähr geht. Alternativ kann man sich auch nach dem Film ein paar zusätzliche Hintergründe anlesen, wenn man andernfalls Spoiler befürchtet.

Die Filmreihe steht über dem einzelnen Film

Von der langen Laufzeit profitieren nicht alle Figuren und Handlungsstränge in gleichem Maße. Manche, eigentlich sehr interessante, Figuren fühlen sich durch dieses Ungleichgewicht regelrecht verschenkt an – vor allem diejenigen, die im zweiten Teil neu dazugestoßen sind. Andere Charaktere, die ebenfalls wenig Zeit bekommen, werden in „Dune: Part Two“ lediglich oberflächlich eingeführt. Bei ihnen können wir damit rechnen, dass sie erst im dritten Teil eine größere Rolle einnehmen. Wie schon der erste Teil muss damit auch der zweite wieder jede Menge Vorarbeit für seine Fortsetzung leisten, worunter der jeweilige Film leidet. Zusätzlich zur Hauptstory müssen nämlich weitere Handlungsstränge und Figuren zumindest einmal vorgestellt werden. Regisseur Denis Villeneuve stellt damit – was nicht unüblich ist – das Wohl der Filmreihe über dem des einzelnen Films.

Führerkult in „Dune: Part Two“

Aus der Vielfalt des zweiten Films lässt sich auch ableiten, wie komplex die Buchvorlage ist. Es hat den Anschein, dass Villeneuve dieser Komplexität unbedingt gerecht werden will. Das ehrt ihn, stellt aber offensichtlich sogar diesen ebenso talentierten wie etablierten Filmemacher vor Herausforderungen. Was in „Dune: Part Two“ regelmäßig anklingt, ist Kritik an Fremdherrschaft und Führerkult – religiös wie auch politisch. Diese Kritik wird vor allem von einer Figur geäußert, deren Entwicklung von der Buchvorlage abweicht. Glücklicherweise zum Besseren, denn diese Veränderung verleiht der Handlung mehr Tiefe und Dramatik. Der Handlungsstrang, in dem es um die Entstehung des Führerkults geht, wird in „Dune: Part Two“ geschickt aufgebaut. Es wird spannend zu sehen sein, wie dieser Aspekt im dritten Film weiter vertieft wird.

Kinobesuch: alternativlos

„Dune: Part Two“ wird also nicht alle Kinobesucher überzeugen können. Dafür verlangt er einem zumindest beim ersten Schauen zu viel ab. Nichtsdestotrotz erleben Filmfans gerade nicht weniger als die Anfänge eines gigantischen Filmfranchises, das in absehbarer Zeit einen ähnlichen Stellenwert wie die „Der Herr der Ringe“-Trilogie einnehmen könnte. Die Welt von „Dune“ ist faszinierend, vielfältig und voller Überraschungen. Im Großen und Ganzen gelingt es der Adaption bislang, genau das in Filmform umzusetzen. Die Schauwerte sind auch im zweiten Teil immens – von den Ritten auf Sandwürmern, über die riesigen Raumschiffe bis hin zu der tödlichen doch auch wunderschönen Wüstenlandschaft. Glücklicherweise sieht „Dune: Part Two“ dabei nie künstlich aus. Neben CGI setzen Villeneuve und Co nämlich auch auf Practical Effects, handgebaute Sets und sorgsam einstudierte Stunts und Choreografien. Hinzu kommt der mal wieder atemberaubend wuchtige Score von Hans Zimmer. Wer die Möglichkeit hat, sollte sich dieses Erlebnis im Kino nicht entgehen lassen.

Übrigens: Zwar wird es bis zum dritten Teil noch eine Weile dauern – voraussichtlich noch 2024 erwartet uns jedoch die Serie „Dune: Prophecy“. In dieser soll die Geschichte der mysteriösen Schwesternschaft der Bene Gesserit erzählt werden. Für baldigen Nachschub aus der Welt von „Dune“ ist also gesorgt.

„Dune: Part Two“ läuft seit dem 29. Februar 2024 in den deutschen Kinos.

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