"The Crown"-Star im Interview

Elizabeth Debicki und ihre Diana-Recherche: "Viele Bücher haben mich zur Weißglut gebracht"

26.12.2022, 12.24 Uhr
von Rachel Kasuch

In der Netflix-Serie "The Crown" verkörpert Elizabeth Debicki Prinzessin Diana. Auf die Rolle hat sich die Australierin akribisch vorbereitet.

Schon jetzt wird die gebürtige Australierin Elizabeth Debicki für ihre Darbietung als Prinzessin Diana weltweit gefeiert. In der fünften Staffel der preisgekrönten Netflix-Serie "The Crown" (mit Neflix-Abo auch über Sky Q) brilliert die unter anderem auch aus dem Serienhit "The Night Manager" bekannte Schauspielerin in der Rolle von Lady Di. Für die 32-Jährige, die zuvor auch in Blockbustern wie "Tenet" oder "The Great Gatsby" zu sehen war, war die Zeit am Set ein echter Drahtseilakt. Im Interview verrät die Australierin, wie sie sich auf die Rolle ihres Lebens vorbereitet hat.

prisma: Sie zeigen in der Rolle als Lady Di so viel Verletzlichkeit. Gleichzeitig demonstrieren Sie auch, wie viel Stärke sie besaß. Wie schwer war es für Sie, sich der wahren Diana zu nähern?

Elizabeth Debicki: Was ist Fakt und was ist Fiktion, wenn es um das Leben von Diana geht? – Diese Frage hat mich lange Zeit beschäftigt, denn es ist eine Diskussion, die vielleicht bis heute in ganz England geführt wird. Ich habe von Anfang an versucht, so viel Privates wie möglich über sie zu erfahren. Zum Glück hatte ich sehr viel Vorbereitungszeit dank der Corona-Pandemie. Ich habe deshalb unermüdlich versucht, zu verstehen, was sie alles durchmachen musste, um ihr so näherzukommen.

prisma: Haben Sie dafür viele Bücher gelesen?

Elizabeth Debicki: Ja, aber ich habe schnell gemerkt, dass mich viele Bücher zur Weißglut gebracht haben. Ich saß teilweise auf meiner Couch und habe mich gefragt, wie der Autor einfach Behauptungen über Diana aufstellen konnte, ohne sie jemals gekannt zu haben. Ich musste viele Bücher deshalb wieder wegschmeißen. Wie konnten irgendwelche Autoren wissen, was ihr durch den Kopf ging?

prisma: Welche Mittel haben Sie dann stattdessen zur Recherche benutzt?

Elizabeth Debicki: Ich habe nach diversem Videomaterial gesucht und nach Schriftstücken, die direkt von ihr kamen oder von einer anderen Quelle, die keine offensichtliche Agenda verfolgte. Ich wollte die pure Wahrheit und raue Realität haben. Ich habe mich zudem viel mit ihrer Körpersprache beschäftigt und wollte die Momente sehen, in denen sonst niemand hingeschaut hat.

prisma: Welchen Herausforderungen musste sich Prinzessin Diana Ihrer Meinung nach täglich stellen?

Elizabeth Debicki: Ich finde, dass es vor allem schwierig für sie war, sie selbst zu sein. Es ist unvorstellbar schwer, authentisch zu sein, wenn die ganze Welt dich anstarrt. Diese Hürde versuche ich in der neuen Staffel von "The Crown" zu zeigen.

prisma: Am Ende Ihres Lebens soll Diana zudem sehr paranoid gewesen sein.

Elizabeth Debicki: Absolut. Es hat sie kaputt gemacht, dass sie das Gefühl hatte, dass ihre Privatsphäre nicht mehr sicher war. Sie hatte keinen Sinn mehr für die Realität und wusste nicht mehr, wem sie vertrauen kann. Ich kann das gut nachvollziehen, denn besonders in einer Situation, in der du dich beobachtet fühlst, brauchst du doch Verbündete, die dir zur Seite stehen. Dass Diana diese Verbündeten nicht hatte, finde ich so tragisch.

prisma: Gibt es etwas, das Sie an Prinzessin Diana bewundern?

Elizabeth Debicki: Diana war schon immer sehr ehrlich mit sich selbst. Diese Gabe verlangt eine Menge Mut und Verletzlichkeit. Das bewundere ich.

prisma: Sehen Sie Prinzessin Diana jetzt mit anderen Augen? Inwiefern hat sich Ihre Sichtweise verändert?

Elizabeth Debicki: Sie hat so viele verschiedene Facetten. Ich habe aber auf jeden Fall durch die Rolle realisiert, wie viel Schaden die Presse in ihrem Leben angerichtet hat. Das hat mich zutiefst schockiert. Diana wurde zum Sinnbild einer Gejagten, die von Paparazzi umzingelt wurde. Das hat sie immer mehr in den Abgrund gerissen und ihr Vertrauen in andere Menschen kaputt gemacht.

prisma: Wie war es für Sie, bei einer so erfolgreichen TV-Serie wie "The Crown" mitzuwirken?

Elizabeth Debicki: Ich war ehrlich gesagt noch nie Teil einer derart renommierten TV-Serie. Aber ich muss sagen, dass ich es liebe, weil es mir die Chance gegeben hat, für längere Zeit in der Welt meiner Serienrolle zu verweilen. Irgendwann war es wie ein Automatismus, und ich bin ans Set gekommen und war plötzlich Diana – ganz ohne Anstrengung oder große Vorbereitung.

prisma: Was sollen die Zuschauer Ihrer Meinung nach aus der neuen "The Crown"-Staffel mitnehmen?

Elizabeth Debicki: Ich hoffe, dass die Zuschauer sehen, wie stark und mutig Diana bis zum Schluss war – trotz all der Schwierigkeiten. Sie hat immer weitergemacht, obwohl sie jeden Grund gehabt hätte, zusammenzubrechen. Stattdessen hat Diana jedoch an andere gedacht und hat ihnen geholfen. Wenn wir heute an Diana denken, denken wir an eine Frau, die so viel Liebe gegeben hat. Die Tragödie ist jedoch, dass niemand ihr wahres Ich erkennen konnte. Die Menschen haben nur gesehen, was sie sehen wollten – und was ihnen von den britischen Medien vorgekaut wurde.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das könnte Sie auch interessieren