Comedian im Interview

Lutz van der Horst: "Die 'heute-show' übernimmt natürlich Karl Lauterbach!"

22.08.2022, 08.56 Uhr
von Anne Richter
Lutz van der Horst ist regelmäßig bei der "heute-show" im Einsatz – und träumt von "Wetten, dass ..?".
Lutz van der Horst ist regelmäßig bei der "heute-show" im Einsatz – und träumt von "Wetten, dass ..?".  Fotoquelle: ZDF/Frank W. Hempel

Lutz van der Horst ist für die Satiresendung "heute-show" als Autor und Außenreporter im Einsatz. Gemeinsam mit Fabian Köster hat er für die Sommerpause der "heute-show" drei Spezial-Ausgaben produziert. Mit prisma sprach er unter anderem über seinen Traum, "Wetten, dass...?" zu moderieren.

Herr van der Horst, stimmt das Gerücht, dass sich die Politiker im Bundestag gegenseitig warnen, wenn Sie dort für die "heute-show" drehen?

Ich habe aus Insider-Kreisen gehört, dass es eine WhatsApp-Gruppe geben soll. Ich weiß nicht, ob das stimmt. Aber der Gedanke gefällt mir (lacht). Es gibt natürlich grundsätzlich zwei Lager: Die Leute, die Lust haben, mit uns zu reden und die, die auf keinen Fall Bock darauf haben. Die bekommen dann oft ganz plötzlich einen wichtigen Anruf aufs Handy, wenn sie uns sehen. Dann lassen wir sie in Ruhe – oder auch nicht…

Inzwischen sollte jeder Politiker wissen, dass bei Ihnen und Fabian Köster Vorsicht geboten ist. Funktioniert Ihre Interviewtechnik da noch?

Am Anfang, vor ungefähr zwölf Jahren, als ich noch neu bei der "heute-show" war, da kannten einen die Politiker noch nicht. Da wurde ich manchmal für einen seriösen Journalisten gehalten. Das hatte Gag-Potenzial. Inzwischen kennt man mich wahrscheinlich nirgendwo mehr als im politischen Umfeld. Ich habe das Gefühl, die "heute-show" wird da schon regelmäßig geschaut.

Gibt es eine Schmerzgrenze, bei der Sie die Leute vor sich selbst schützen? Zum Beispiel auf einem Parteitag nach dem zehnten Bier?

Ich habe ein ganz gutes Gespür dafür, wie weit man gehen darf. Ich möchte mit vielen Leuten ja später nochmal reden und denke, dass ich mit dieser Gratwanderung gut umgehen kann. Wichtig ist es, nicht persönlich zu werden. Die Grenzen habe ich bisher nie überschritten.

Wie ist Ihr Verhältnis zu Philipp Amthor?

Mit Philipp Amthor haben wir ein langes Interview geführt, ich war positiv überrascht. Der hat Fabian und mich sogar zehn Minuten alleine in seinem Büro gelassen, als er zu einer Abstimmung musste. Das birgt natürlich Risiken (lacht). Hat er aber gemacht, ich fand das gut. Und es ist bei Politikern immer schön, wenn sie auch Selbstironie beherrschen.

Wer ist Ihr Lieblingsgesprächspartner?

Karl Lauterbach. Der ist schlagfertig und humorvoll. Mit ihm haben wir für das "heute-show spezial" zu Cannabis gesprochen und der haut die Pointen nur so raus. Da gibt es zu jeder Frage eine lustige Antwort.

In der SPD waren Sie ja sogar schon Mitglied. Welche Partei darf sich als nächste über Ihre Mitgliedschaft freuen?

Das mit der SPD war eine schöne Erfahrung, aber es ist gut, dass es wieder vorbei ist. Allerdings hat Karl Lauterbach uns versprochen, dass wir zusammen kiffen, wenn die Cannabis-Legalisierung kommt. Wenn ich dann zugedröhnt bin und er fragt – vielleicht trete ich nochmal in die SPD ein.

Mit Fabian Köster haben Sie viele Gemeinsamkeiten: Sie kommen beide aus Köln, haben an der Uni Köln studiert und haben "TV total" als Station im Lebenslauf. Beeinflusst das Ihre Arbeit?

Mit Fabian bin ich auch privat befreundet und es stimmt, da gibt es einige Gemeinsamkeiten. Fabian ist aber fast genau 20 Jahre jünger als ich, und der Altersunterschied macht es spannend. Die Zusammenarbeit zwischen uns funktioniert auf jeden Fall gut.

Wenn Sie einen Tag König von Deutschland wären und eine politische Entscheidung treffen dürften, welche wäre das?

Jeder Politiker muss ein einstündiges Interview mit mir führen. Alle, auch Angela Merkel. Die hat nämlich nie mit mir gesprochen.

Dann reden Sie auch eine Stunde mit Alice Weidel…?

Nee, nee, ich kann schon aussuchen mit wem ich spreche…

Sie sind bei verschiedenen Sendern als Moderator – etwa als Horrorfilm-Experte bei Tele 5 – oder als Show-Gast zu sehen. Ist das schwierig?

Nein, ich freue mich auch mal eine andere Seite zu zeigen. Als Horrorfilm-Fan finde ich die Reihe bei Tele 5 super. Das macht Spaß und wird auch fortgesetzt. Und es ist generell gut, durch andere Formate anders wahrgenommen zu werden und nicht immer in der gleichen Rolle gesehen zu werden.

Welches Format würden Sie sonst noch gerne moderieren?

"Wetten, dass…?!" Darauf arbeite ich hin, seit ich sechs Jahre alt war. Jetzt bin ich schon mal beim ZDF. Der Gottschalk soll noch zwei, drei Jubiläumsshows moderieren und dann sollen sie mir ein Angebot machen. Ich warte nur noch darauf, dass das Telefon klingelt (lacht). Nein, im Ernst. Eine Samstagabendshow war wirklich schon ein Kindheitstraum von mir. Ich habe das früher nachgespielt und meine Eltern mussten zugucken.

Hätten Sie auch die Moderation des Dschungelcamps übernommen?

Ich hätte zur Verfügung gestanden und das auch wirklich gerne gemacht. Ich bin selbst Fan der Show. Mit Sonja Zietlow habe ich ja auch schon gemeinsam moderiert. Zur Not hätte ich sogar Känguru-Hoden gegessen…

Wenn Känguru-Hoden ok sind, wo liegt denn dann Ihre künstlerische Schmerzgrenze? Würden Sie auch heute noch den rosa Blasehasen geben, wie damals bei "TV total"?

Den Blasehasen würde ich nochmal machen, wenn man mich fragt – für eine Ausgabe.

Der Weg zu "TV total"-Moderator Sebastian Pufpaff sollte ja kurz sein, schließlich kennen Sie sich von der "heute-show" …

Die "heute-show" und "TV total" sind sogar im gleichen Produktionsgebäude (lacht). Aber bisher kam noch nichts...

Vielleicht ja jetzt… Und was würden Sie wirklich nicht im Fernsehen tun?

Ich würde mich niemals komplett ausziehen. Das kann ich keinem zumuten. Und ich würde nie als Kandidat in den Dschungel gehen. Sonst habe ich aber mit nichts ein Problem.

Können Sie sich denn auch vorstellen, ein seriöses Format zu übernehmen, eine politische Talkshow zum Beispiel?

Das würde mir keiner mehr abnehmen, nicht mal ich selbst. Das bin ich einfach nicht…

Auch außerhalb des Fernsehens sind Sie in vielen Bereichen tätig: Am Theater, als Sänger der Band Tippy Toppy gemeinsam mit Thilo Gosejohann und für das Radio…

Ja, es war eine schöne Erfahrung, in Dresden bei der Rocky Horror Picture Show mit dem Ensemble auf der Bühne zu stehen. Beim nächsten Mal würde ich aber ein Theater näher an Köln wählen – und zwar nur wegen der Bahnfahrt. Das wünscht man seinem ärgsten Feind nicht! Wenn es da mal wieder nicht weitergeht und man ist beruflich unterwegs – das ist echt schlecht für die Psyche! Ich habe kein Auto und bin eigentlich auch Bahn-Fan. Aber es ist schade, dass sie so kaputtgespart worden ist. Da wünsche ich mir ein besseres System. Und da werde ich auch keine Ruhe geben. Vielleicht wäre das nochmal ein Thema für ein "heute-show" spezial…

Und Tippy Toppy? Kommt bald ein neuer Song?

Meine Spotify-Einnahmen für den letzten Song liegen bei ungefähr zwei Euro. Das mit der Musik-Karriere wird also nicht mein erstes Standbein (lacht). Spaß macht es aber trotzdem und es ist super, dass in der heutigen Zeit jeder seine Musik machen und veröffentlichen kann. Also, warum nicht nochmal ein Song?

Können Sie eigentlich noch Dinge ohne Ironie genießen und zum Beispiel einen Song oder Film vorbehaltlos einfach gut finden?

Ja, klar. Ich muss nicht ständig einen Gag raushauen. Privat bin ich eigentlich eher ruhig und nicht sehr extrovertiert. Das ist bei vielen Comedians, die ich kenne, so.

Muss Oliver Welke um seinen Job bangen? Plant das Team eine Revolution?

Nein, Oliver Welke kann bei uns ganz unbesorgt sein. Die "heute-show" übernimmt natürlich Karl Lauterbach!

"heute-show spezial"

  • 2. September, 22.30 Uhr
  • alle Folgen auch in der Mediathek

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