ARD Dokumentarfilm

"Allein im All – Die einsame Reise zum Mars": Was macht die jahrelange Reise mit der Psyche des Menschen?

30.08.2023, 08.11 Uhr
von Hans Czerny

Die Menschheit träumt von einer Reise zum Mars. Doch vor einem Besuch auf den "Roten Planeten" müssen gewisse Probleme gelöst sein. Essen, Atmen und die gefährliche Strahlungen sind große Herausforderungen. Die Doku von Ido Mizrahy beleuchtet noch einen anderen Aspekt: Was macht die jahrelange Reise mit der Psyche des Menschen?

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ARD Dokumentarfilm: Allein im All – Die einsame Reise zum Mars
Doku • 30.08.2023 • 22:50 Uhr

Die einen sagen, Ende der 30er-Jahre werde die Reise zum Mars Wirklichkeit, die anderen behaupten: Erst 2048 ist es so weit. 60 Millionen Kilometer sind günstigstenfalls zu bewältigen, je nach Planetenkonstellation. Die Reisedauer beträgt einfach sieben bis neun Monate, Wenigstens 18 Monate gilt es, dort zu verweilen. Was macht diese Reise inmitten einer kleinen Astronauten-Crew mit dem Menschen? Wie hält das die Psyche aus? Die Dokumentation "Allein im All – Die Reise zum Mars" (SWR, 2022) des amerikanischen Regisseurs Ido Mizrahy erläutert das unter anderem anhand von Laborversuchen der NASA und spricht mit erfahrenen Astronauten, die bereits mehrere Monate auf der internationalen Raumstation ISS verbrachten. Vor allem aber kommt der NASA-Psychologe Al Holland zu Wort, der in ruhigen Sätzen das Innenleben der Astronauten und die psychischen Gefahren während der Isolation beim Raumflug erklärt.

Sind die enormen Belastungen für den Menschen erträglich?

Drei Jahre weit weg von der Erde zu sein, bedeute großen Stress, so erklärt der Psychologe. Die Bedingungen werden unterwegs immer schlechter, desto größer der Stress. Der Verlust sozialer gewohnter Kontakte führe zu starken Herausforderungen der Psyche. Schon der Entschluss führt zu Spannungen. "Verwirklichst du da deinen Kindheitstraum?", fragt Tom, der Partner der frisch gebackenen NASA-Astronautin Kayla Barron. Ist gar Egoismus im Spiel? Wie umgehen mit der jahrelangen Trennung?

Nicht zuletzt steht aber auch die Frage im Raum, ob man überhaupt angenommen wird als Kandidat für eine spätere Mars-Expedition. Vorausgehende Missionen sollen die Auslese treffen. Die Auswahl ist streng, alles wird in den Simulationen überwacht. Die Astronautin Cady Coleman hat die Karriere bereits hinter sich, sie ist mit ihren vielen ISS-Monaten eine Rekordhalterin im All und wurde unter anderem wegen ihres Flötenspiels im Raumschiff berühmt.

Wie wäre es wenn die Menschen schlafen, während der Reise?

Eher rührend nehmen sich dagegen die Versuche aus, mit künstlicher Intelligenz via Bildschirm der Isolation zu entgehen. "Spiel mir mein Lieblingslied!", bittet der deutsche Astronaut Alexander Gerst sein sperriges Gegenüber auf dem Schirm und bekommt neben einer dürren Elektro-Version den Befehl "Sei bitte nett!" serviert.

Das Archivmaterial hat da schon ein wenig Staub angesetzt, es stammt von 2018. Inzwischen trägt sich die Forschung mit Scifi-Gedanken: Wie wäre es, wenn sich der Mensch auf seiner langen Reise zum Mars einfach schlafen legte? Ein Koma bei langsamem Herzschlag sollte möglich sei, der menschliche Embryo kann es ja auch. Der einfühlsame NASA-Psychologe allerdings warnt vor unvorhergesehenen Folgen. Was, wenn der Astronaut die Nachrichten vom inzwischen Geschehenen – Verstorbene, Krieg, Katastrophen – in kürzester Zeit verarbeiten muss und es nicht verträgt?

Aber auch die Rückkehr vom Nachbarplaneten könnte schwierig und schmerzhaft sein. Gelte es doch, sich in der früheren Umgebung zurechtzufinden, die sich womöglich völlig verändert hat. Alles in allem eine lehrreich-unterhaltsame Information.

ARD Dokumentarfilm: Allein im All – Die einsame Reise zum Mars – Mi. 30.08. – ARD: 22.50 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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