Buchverfilmung

"Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo": ARTE zeigt Film aus den 80ern

09.02.2022, 08.32 Uhr
von Maximilian Haase

Drogensucht und Prostitution: Die Verfilmung des Buches  "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" schockte 1981 die Bürger der Bundesrepublik. Nun zeigt ARTE das Drama erneut. Zwei Dokus ordnen im Anschluss Kontext und Folgen des Films ein.

ARTE
Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo
Drama • 09.02.2022 • 20:15 Uhr

Wer in der Bundesrepublik sozialisiert wurde, kam an Christiane F. nicht vorbei. "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" prägte ganze Generationen von Jugendlichen. Und schockte deren Eltern und Lehrer: Schnell geriet das auf realen Tonbandprotokollen basierende Buch der "Stern"-Autoren Kai Hermann und Horst Rieck von 1978 zum Bestseller und zur schulischen Pflichtlektüre. Uli Edels Verfilmung von 1981 schließlich machte die Hauptfigur auf Jahrzehnte zum Inbegriff für Heroinsucht, Drogenabsturz, Prostitution, Entzug – und damit zum Abbild all jener Ängste, die Mittel- und Oberschicht auf ihre Kinder projizierten. ARTE wiederholt den Filmklassiker nun zur Primetime.

"Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" schilderte die Erlebnisse einer 14-jährigen Drogensüchtigen und rüttelte Deutschland auf. Die Verfilmung "Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" stand der Vorlage in ihrer Schockwirkung nicht nach. Nadja Brunckhorst spielte die junge Berlinerin Christiane, die von ihrer Heroinsucht auf den Straßenstrich getrieben wird. Der Film, der von Bernd Eichinger produziert wurde, erregte auch im Ausland Aufsehen – zum einen wegen seiner erschreckend realistischen Darstellung der Drogenszene, zum anderen dank der Beteiligung David Bowies, dessen Superhit "Heroes" zum eindringlichen Soundtrack geriet.

Auch aufgrund der "Coolness", die Bowie in den Film brachte, stand das Werk zu Beginn in der Kritik: Der Film ästhetisiere stellenweise Drogenmissbrauch, erzeuge sogar Anreize zum Konsum, empörten sich einige. Diese Position mag gerechtfertigt sein, betrachtet man die rauschenden Partys, die die Protagonisten auf Droge feiern. Doch diesen Einzelaspekt als Gradmesser für das filmisch aufbereitete Schicksal einer Minderjährigen heranzuziehen, wäre zu kurz gegriffen.

Die Schonungslosigkeit des Junkie-Lebens

Zumal Edels Verfilmung dann doch eher auf düstere Elendsästhetik und Schock-Szenen samt Spritzen und Entzugskotzerei setzte: Für Christiane ist das Leben nur dann erträglich, wenn das Heroin sie betäubt. Ihre nüchterne Realität trifft sie umso härter. Sie prostituiert sich auf dem Kinderstrich, muss zusehen, wie ihre Freunde jämmerlich verrecken. Die Schonungslosigkeit des Junkie-Lebens wird kompromisslos und ohne zu beschönigen gezeigt – vom kalten Entzug über den Rückfall bis hin zum Goldenen Schuss.

Auch heute noch, über 40 Jahre später, wirkt der Film nach – im vergangenen Jahr sorgte gar die Amazon-Serie "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" für Aufsehen, die der Geschichte mit einem ambitionierten jungen Cast und Mut zum Widersprüchlichen eine angemessene Neuauflage bescherte.

Weshalb die schockierende Story über Drogen und Prostitution die Menschen bis heute mitreißt, ergründet im Anschluss an den Film die Doku "Im Rausch – Christiane F.", die ARTE als Erstausstrahlung zeigt (22.15 Uhr). Filmemacherin Silvia Palmigiano traf dafür unter anderem Regisseur Uli Edel und beleuchtete Bowies Mitarbeit am Film. Eine weitere Dokumentation blickt – interessanterweise aus französischer Perspektive – ab 23.15 Uhr auf die "Lost Generation" der Bundesrepublik, die "Christiane F." Ende der 70er-Jahre porträtierte.

Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo – Mi. 09.02. – ARTE: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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