Film im Ersten

"Dänemark-Krimi: Rauhnächte" – Nordic Noir und ein großer Skandal

28.07.2022, 07.56 Uhr
von Eric Leimann

Im ersten "Dänemark-Krimi" jagen Marlene Morreis und Nicki von Tempelhoff einen Mörder rund um die mittelalterliche Stadt Ribe. Nun ist der Film erneut im Ersten zu sehen.

ARD
Der Dänemark-Krimi: Rauhnächte
Kriminalfilm • 28.07.2022 • 20:15 Uhr

Ribe, Dänemarks älteste Stadt, zählt mit etwas über 8.000 Einwohnern nicht unbedingt zu den Metropolen des ohnehin luftig besiedelten nördlichen deutschen Nachbarn. Trotzdem gab es im Herbst 2021 gute Argumente, hier einen neuen ARD-"Auslandskrimi" aus der Taufe zu heben: Ribe verfügt über eine schmucke mittelalterliche Kulisse. Die deutsche Grenze ist nicht allzu weit weg, ebenso wie die Nordseeküste Jütlands. Mit ihrer weiten Dünenlandschaft sowie endlosen, schroffen Sandstränden beginnt sie nur wenige Kilometer entfernt vom Stadtzentrum. Vor dieser Kulisse ermittelten in "Der Dänemark-Krimi: Raunächte" die uniformierte Polizistin Ida Sörensen (Marlene Morreis) und ihr Vorgesetzter Magnus Vinter (Nicki von Tempelhoff).

"Rauhnächte" beginnt mit einem ziemlichen Fauxpax der Ermittlerin. Daheim hatte Ida mit ihrem an einer schweren Schreibblockade leidenden Schriftsteller-Lebensgefährten Jannik Larsen (Tim Bergmann) ziemlichen Stress. Als sie nach der Auseinandersetzung wütend eine Nachtschicht übernimmt, läuft ihr eine ziemlich angeschlagene Frau auf der Polizeiwache in die Arme. Leider erkennt Ida nicht, dass es sich bei ihr um Entführungsopfer Smilla Vestergaad (Anne Kanis) handelt – weil zeitgleich eine Horde betrunkener und Halloween-mäßig verkleideter Menschen ihre Dienstelle bevölkert. Wenig später ist Smilla, die sich selbst von einer Kette im Wald befreit hat, erneut verschwunden. Vermutlich wieder eingefangen von ihrem Peiniger ...

Die Sache ist ein ziemlicher Polizei-Skandal. Aus dem nahen Esbjerk wird den Beamten in Ribe die toughe Ermittlerin Kommissarin Olsen (Katharina Heyer) zur Seite gestellt. Die dänischen Ermittler jagen einen sadistischen Serienmörder, der Menschen entführt und im Wald verhungern lässt. Im Fokus der Ermittlungen steht bald der eigenwillige Naturschützer Avid Roer (Simon Licht). Schließlich lernt Ida den Bruder eines der Opfer, Tjelle Fisker (Janek Rieke) kennen. Kann er die Ermittlerin, die ihren Fehler wiedergutmachen will, auf die richtige Spur bringen?

Zweiter "Dänemark-Krimi" schon abgedreht

Drehbuchautor Timo Berndt ("Die Toten vom Bodensee", "Sarah Kohr") und Regisseur Christian Theede (er drehte die ersten beiden neuen Saarland-"Tatorte") haben den neuen ARD-Krimi ganz klar als Hommage ans Nordic-Noir-Genre angelegt: weite, raue Landschaften, die meist von nur wenigen Menschen bevölkert werden; dazu trübe Himmel und Ermittler, die stets dick vermummt sind, um Wind und Wetter zu trotzen. Schließlich Serienmörder mit sadistischen Folterideen, die zum kommunitären, freundlich-zurückhaltenden Wesen sonstiger Skandinavier im krassen Gegensatz stehen.

Leider arbeiten die Krimi-Routiniers Berndt und Theede mit allzu vielen Versatzstücken des Nordic-Noir-Krimigeschäfts. Ein wenig mehr Eigenheit, vielleicht auch der Wille, etwas Besonderes zu erschaffen, geht dem Projekt "Dänemark-Krimi" bislang ab. Wobei dies nicht wirklich verwunderlich ist, denn auf dem Sendeplatz der donnerstäglichen ARD-"Landeskrimis" setzt man generell auf Vertrautes und natürlich auf deutsche Schauspielerinnen und Schauspieler, die einheimisches Personal verkörpern. Dem Publikum gefiel der Skandinavien-Krimi mit deutschen Darstellenden in den Hauptrollen: 6,56 Millionen Menschen (23,2 Prozent Marktanteil) schalteten im Oktober 2021 ein. Im Frühjahr 2022 wurde ein zweiter "Dänemark-Krimi" unter dem vorläufigen Titel "Blutlinie" abgedreht. Ein Sendetermin steht bislang noch nicht fest.

Der Dänemark-Krimi: Rauhnächte – Do. 28.07. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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