"Der Tiger von Eschnapur / Das indische Grabmal"

Fritz Langs filmischer Ausflug nach Indien

12.12.2022, 08.39 Uhr
von Wilfried Geldner

Ein Fest der Töne und Farben: Der deutsche Ingenieur Harald Berger verliebt sich in die künftige Braut eines Maharadscha und bringt diesen zum Kochen vor Wut.

ARTE
Der Tiger von Eschnapur / Das indische Grabmal
Melodram • 12.12.2022 • 20:15 Uhr

Großes Kino bei ARTE – mehr als drei Stunden lang. Hintereinander zeigt der Sender zunächst Fritz Langs Klassiker "Der Tiger von Eschnapur" aus dem Jahr 1959 und direkt danach die Fortsetzung "Das indische Grabmal", die noch im gleichen Jahr entstand. Es waren Fritz Lang erste Filme in Europa nach seiner Rückkehr aus den USA.

In "Der Tiger von Eschnapur" verliebt sich der Ingenieur Harald Berger (Paul Hubschmid) in Indien in die Schönheit Seetha (Debra Paget). Die ist aber dem Maharadscha von Eschnapur versprochen. In der Fortsetzung "Das indische Grabmal" werden die Liebenden nach geglückter Flucht vom Maharadscha schließlich gefangen genommen.

An Pathos und schwülstigen Phrasen fehlt es den Dialogen nicht. Fritz Lang hatte das Drehbuch nach einer ersten Ansicht eigenhändig umgeschrieben. Dabei war es nach der eigenen Vorlage von 1921 verfasst, die er mit seiner Frau Thea von Harbou für einen Stummfilm geschrieben hatte. Er habe Der "Tiger von Eschnapur" nach dem Willen des Produzenten Artur Brauner mit dem Ziel eines internationalen Kassenerfolgs gemacht, verriet Fritz Lang der Zeitschrift "Cahiers du Cinéma" 1965: "Eine amüsante Herausforderung, das Sujet gab alle denkbaren Möglichkeiten her." Doch "die Sentimentalitäten" schreckten ihn ab, sie hätten "nicht einmal für ein Melodram" gereicht. Lang selbst schaufelte gewissermaßen dem Film eigenhändig das Grab: "Die beiden Indien-Schnulzen sind ein Desaster", so behauptete er, "sie haben überall viel Geld eingespielt, aber ich hasse sie."

Nicht zuletzt angesichts von Meisterwerken wie "Metropolis" und "M – Eine Stadt sucht einen Mörder", die Lang vor seiner Emigration 1934 nach Hollywood schuf, blieben die Indien-Filme denn auch von der Kritik lange unterschätzt. Erst viel später entdeckte man die pompöse Ironie, die in ihnen steckte, und den Wert einer Abenteuerlust, die Indien zelebrierte, wie einst Karl May den Wilden Westen. Opulent geht es zu, bei den Massenszenen in Rot, Weiß und Gold, schauerlich in den Höhlen und Palästen. Nur der erotische Tempeltanz der Darstellerin Debra Paget als Seetha dauert mit geschlagenen zehn Minuten dann doch viel zu lang.

Der Tiger von Eschnapur / Das indische Grabmal – Mo. 12.12. – ARTE: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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