Serie bei ARTE

"Der innere Winter": Grusel-Thrill in einem einsamen Landhaus

10.11.2022, 15.15 Uhr
von Marina Birner

Eine Mutter und ihre Tochter bereiten in einer einsamen Hütte alles für das Weihnachtsessen vor. Aber sind sie wirklich allein? Die Thriller-Serie ist nichts für schwache Nerven.

ARTE
Der innere Winter
Psychothriller/ Psychodrama • 10.11.2022 • 21:45 Uhr

Diese Serie passt perfekt zur Jahreszeit: "Der innere Winter" entpuppt sich als Psychothriller vom Feinsten und ist nichts für schwache Nerven. Genrefans bietet die novembergraue Miniserie (jetzt an einem Stück bei ARTE zu sehen) genau den Nervenkitzel, den sie nach einem monotonen Arbeitstag bei einer heißen Tasse Tee oder einem Glas Rotwein suchen. Regisseur und Autor Cyril Mennegun gelang es, gemeinsam mit der Drehbuchverantwortlichen Florence Vignon eine optimale Balance aus verschiedenen Grusel-Ingredienzien herzustellen: unheilschwangere, oft klassische Musik, hektisch flimmernde Lichter und dunkle Farbtöne kreieren eine stimmige Atmosphäre für eine Geschichte, die sich als wahrer Psychotrip darstellt. Die langen Passagen, in denen der 47-jährige Filmemacher auf musikalische Untermalung verzichtet und nur das Heulen des Windes ein leises Flüstern in den Ohren ist, sorgen für eine erdrückende Stille.

Ein abgelegenes Landhaus in der winterlichen Einöde Frankreichs dient als Hauptkulisse. Heftige Schneefälle zwingen die Hauptdarstellerinnen Nathalie (Audrey Fleurot) und ihre 16-jährige Tochter Alice (Lily Taieb), im Haus zu bleiben und darauf zu warten, dass Marc (Cédric Kahn), Ehemann und Vater, mit seinen Eltern vom Flughafen zurückkommt. Das kann jedoch eine Weile dauern, da alle Straßen gesperrt sind. Das Mutter-Tochter-Gespann ist bei den Vorbereitungen des Weihnachtsessens vorerst auf sich allein gestellt. – Gar nicht so einfach in Anbetracht des schwierigen Verhältnisses zwischen den beiden. Aber bald haben sie noch ganz andere Probleme ...

Nathalie ist Bestsellerautorin, kämpft jedoch seit einigen Jahren gegen eine Schreibblockade, bis zu jenem Tag vor Weihnachten, als sie ganz konkrete Fantasiebilder überkommen. Sie schreibt die ganze Nacht hindurch. Die Idee für ihr neues Buch ist geboren. Während der Planung und Umsetzung des Festtagsmenüs verliert sich die Schriftstellerin immer wieder in ihren Gedanken zum Buch. Das Erschreckende: Das Mädchen aus ihren Visionen, das Selbstmord begeht, sieht genauso aus wie ihre Tochter Alice, weist jedoch ein unübersehbares Geburtsmal am Hals auf. Dieses Mal wird im Film eine durchgehend wichtige Rolle spielen.

Was ist echt, was ist Halluzination?

Fleurot brilliert in der Rolle der Nathalie als verzweifelte Mutter, geplagt von innerer Zerrissenheit. Sie scheint fast manisches Verhalten an den Tag zu legen. Unheimliche Videos, die sie und ihren Mann Marc schlafend zeigen, Anrufe mit der immer gleichen flüsternden Stimme treiben sie langsam in den Wahnsinn. Sind sie und Alice gar nicht allein in dem abgelegenen Landhaus? Schatten huschen umher, lassen Nathalie an ihrem eigenen Verstand zweifeln. Schreie, die sie nicht zuordnen kann, lähmen ihren Verstand. Kann Nathalie noch zwischen Realität und der Wirklichkeit ihres Romanes unterscheiden? Was ist echt und was nur Halluzination? Das Einzige, das sie immer wollte, war doch nur, ihre Tochter zu beschützen...

Die Filmemacher spielen mit Raum und Zeit, springen immer wieder zurück in die Vergangenheit, als die Eltern die kleine Alice aus einem rumänischen Waisenhaus holen und adoptieren. Nathalie hegte bereits damals Zweifel, das richtige Mädchen aufzunehmen. Handelte es sich dabei nicht nur um die Zwillingsschwester der wahrhaftigen Alice? Ihr Mann ignorierte ihre Skepsis. Konnte "Maman" nun überhaupt eine Bindung zu ihrem Kind aufbauen?

Die dreiteilige Miniserie, die im Kern ein verkorkstes Verhältnis zwischen Mutter und Adoptivtochter behandelt, basiert auf dem Roman "Mind of Winter" der US-amerikanischen Autorin Laura Kasischke. Der Regisseur Cyril Mennegun, erfahrener Dokumentarfilmer, drehte mit dem Psychodrama seine erste Fernsehserie. Zuvor produzierte er bereits einen Spielfilm: "Louise Wimmer" wurde ein voller Erfolg und 2013 mit einem César ausgezeichnet. Mit den Schauspielern Audrey Fleurot und Cédric Kahn rekrutierte er zwei renommierte Größen aus der französischen Filmlandschaft.

Der innere Winter – Do. 10.11. – ARTE: 21.45 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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