Hintergründe zum Märchenfilm

Die Wahrheit über "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel": Hat es das arme Mädchen wirklich gegeben?

24.12.2023, 11.28 Uhr
von Marina Birner

Der Filmklassiker "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" gehört zum all-weihnachtlichen TV-Programm. Doch was steckt hinter dem beliebten Märchenfilm? Gab es das arme Mädchen wirklich`? Filmemacherin Isabel Hahn begibt sich auf Spurensuche. 

Wann schaut ihr denn "Aschenbrödel"? – Diese Frage treibt so manche in der Vorweihnachtszeit um. "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" gilt bis heute als der große deutsch-tschechische Weihnachtsfilm. Für viele ist das Märchen ein Muss an den Festtagen. Das Gemeinschaftswerk der Defa in Potsdam-Babelsberg und der Barrandov-Studios in Prag aus dem Jahr 1973 lässt die Herzen der Zuschauerinnen und Zuschauer bis heute höher schlagen. Jedes Kind kennt die Geschichte von der armen Magd, die unter dem Joch der bösen Stiefmutter zu zerbrechen droht – bis dem tapferen Mädchen (Libuse Safránková) zufällig die sagenumwobenen drei Haselnüsse in die Hände fallen und das Märchen seinen Lauf nimmt. Angesichts der zauberhaften Geschichte, der verschneiten Hügel und der unerschütterlichen Liebe des Prinzen gerät man leicht ins Träumen. 

Auf den Spuren von "Aschenbrödel"

Dieser Märchenfilm ist ein Stück Weihnachtskultur – und das seit 50 Jahren. Anlässlich dieses Jubiläums begibt sich KIKA-Moderatorin Clarissa Corrêa da Silva (32) in Isabel Hahns Film auf eine "Märchenreise" durch Tschechien und Deutschland.

Was ist es, das die Aschenbrödel-Version aus den 1970er-Jahren so besonders und einprägsam macht? Was verleiht dieser speziellen Filmfigur ihre anhaltende Faszination? Schließlich ist Aschenbrödels Leben eine vielfach erzählte Geschichte – und immer ein bisschen anders. Rund 400 verschiedene Versionen tummeln sich in den Bücherregalen und in der Fernsehlandschaft. In den verschiedenen Ausführungen des Märchens spielen die Tauben, die Schuhe und je nach Version auch Haselnüsse oder ein Haselnussbaum eine wesentliche Rolle. Erste Varianten tauchten schon im 9. Jahrhundert auf, und zwar in China. "Aschenputtels" Ursprung liegt aber wohl eher im 17. Jahrhundert. Ludwig Bechstein übernahm es später als "Aschenbrödel" in sein Deutsches Märchenbuch (1845).

Und dann gibt es noch die Geschichte von Regisseur und Drehbuchautor Vaclav Vorlicek: Diese basiert zwar auf dem Märchen der Gebrüder Grimm über das "Aschenputtel" (1812), unterscheidet sich aber in einigen Punkten vom Original: Der Wunschbaum weicht den Haselnüssen, die Tauben der lieblichen Eule Rosalie. Und wie könnte ein Märchen anders beginnen als mit "Es war einmal ..." – ein freiheitsliebendes Mädchen, das den Jungen in ihrer Heimat in nichts nachstand. Sie konnte mindestens genauso gut auf Bäume klettern, reiten und mit der Armbrust umgehen – wenn nicht sogar ein bisschen besser. Erlaubt war ihr jedoch nichts davon ...

Geschichte wurde zwischen 1842 und 1845 geschrieben

War der Alltag einer Frau damals wirklich so hart wie im Film erzählt? Auf den Spuren von Aschenbrödel schlüpft Corrêa da Silva in der neuen Folge der ARD-Reihe in die Rolle einer Magd aus früheren Tagen. Gar nicht so leicht: Kaum hat sie einen Besen aus alten Reisig in den Händen, ist die Arbeit plötzlich "mega anstrengend". Gebürstet, gerieben, gewrungen, geschlagen und geschleudert wurden indes die Kleidungsstücke am Waschtag. "Das gibt Muckis", freut sich die Journalistin und kurbelt an einer der ersten Waschmaschinen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Aschenbrödel hingegen konnte auf diesen – nennen wir es Luxus – nicht zurückgreifen. Ihre Geschichte wurde bereits zwischen 1842 und 1845 geschrieben.

Auf ihrer Rundreise besucht Corrêa da Silva unter anderem das Schloss Moritzburg in Sachsen, das bis heute als das Aschenbrödel-Schloss gilt, sowie die Wasserburg in Böhmen, in Švihov. Durch das Märchen erlangte das Anwesen, auf dem die Hauptfigur gemeinsam mit ihrer Stiefmutter und Stiefschwester lebt, unverhofft Berühmtheit.

Die wichtigste Frage: Ist und bleibt "Aschenbrödel" nur eine tschechische Legende – oder gab es sie wirklich? Filmemacherin Hahn forscht nach. Denn vor rund 200 Jahren schrieb dort die Schriftstellerin Božena Nemcová im damaligen böhmischen Königreich das Märchen von Popelce ("Aschenmädchen") auf – die Geburtsstunde einer fast schon heldenhaften Filmfigur.

Ob in der Moderatorin Corrêa da Silva ähnliche Tugenden und Talente schlummern? Auf einer Haselnussfarm hilft sie bei der Ernte und testet, was alles in so einer zierlichen Frau steckt – oder in einer kleinen Nuss. Und dann gab es da ja auch noch den schicksalhaften Schuh, den Aschenbrödel auf der Flucht vor dem Prinzen nach dem königlichen Ball verliert ... Gab es früher wirklich Schuhe, die nur einer Person passten? Die Reportage klärt auf und wagt auch einen Blick hinter die Kulissen des Musicals "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel".

 


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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