ARD-Serie bei 3sat

"Ein Hauch von Amerika": Aufbruch, Zukunftsträume und Rassismus

30.03.2024, 08.31 Uhr
von Eric Leimann

Die Miniserie "Ein Hauch von Amerika" erzählt von einer ganz besonderen Ära. Anfang der 50-er waren amerikanische Truppen in der Pfalz stationiert. Es prallten Kulturen aufeinander und es wehte nach einer langen Zeit ein Hauch von Freiheit durch das Land. 

3sat
Ein Hauch von Amerika
Historien-Drama • 29.03.2024 • 20:15 Uhr

Nachdem Drittes Reich, Weltkrieg sowie Teilung und Wiedervereinigung in zahlreichen deutschen Event-Movies und Mehrteilern aufgearbeitet wurden, scheint sich in den letzten Jahren die Nachkriegszeit als neues Setting für fiktionales Erzählen herauszukristallisieren. Klar, passt schon irgendwie. Produktionen wie "Bonn – Alte Freunde, neue Feinde" oder "Unsere wunderbaren Jahre" erinnern an eine Zeit, in der das (ältere) öffentlich-rechtliche Publikum entweder selbst jung war oder von der man von den Eltern viel erzählt bekommen hat.

Licht in die Befindlichkeiten der Nachkriegszeit brachte im Herbst 2021 auch der ARD-Mehrteiler "Ein Hauch von Amerika", den 3sat nun noch einmal als viereinhalbstündige Erzählung linear am Stück zeigt.

Schwarze GI's in Deutschland

Elisa Schlott spielt die 27-jährige Bauerntochter Marie. 1951 macht sie im beschaulichen Pfälzer Ort Kaltenstein Bekanntschaft mit den amerikanischen Besatzern. Nach der Explosion einer alten Fliegerbombe auf dem Kartoffelacker ihrer Familie zerstört ein amerikanischer Panzer auch noch deren Ernte. Der Fahrer des Panzers, ein schwarzer Soldat namens George (Reomy D. Mpeho), will den Schaden wiedergutmachen und ist sofort fasziniert von Marie. Doch die bleibt erst mal reserviert. Ihre Freundin Erika (Franziska Brandmeier), Tochter von Bürgermeister Strumm (Dietmar Bär), ist dagegen begeistert vom Lebensgefühl, das die Amerikaner in das verschlafen-konservative Kaltenstein bringen. Sie könnte sich eine Beziehung zu einem GI durchaus vorstellen ...

Ebenso euphorisch sind George und seine schwarzen Kameraden, die in Deutschland zum ersten Mal einen Hauch von Freiheit erleben, wenn sie in der Kaltensteiner Kneipe grenzenlos Bier bestellen und mit einem "Fräulein" ausgehen können. Während Erikas Bürgermeister-Vater mit den Amerikanern fleißig Geschäfte macht, legt sich Marie mit den GIs an. Als ihr Vater (Aljoscha Stadelmann) nach einem Wutausbruch verhaftet und dann auch noch sein Land für den Bau eines US-Militärkrankenhauses annektiert wird, nimmt Marie einen Job auf der Army-Base im Haushalt des Colonel Jim McCoy (Philippe Brenninkmeyer) an, um den Hof und die Existenz ihrer Familie zu retten. Vor allem mit McCoys Frau Amy (Julia Koschitz) versteht sich die junge Deutsche ausgezeichnet. Währenddessen ist unklar, ob Maries Verlobter Siegfried (Jonas Nay) noch einmal aus russischer Kriegsgefangenschaft zurückkehren wird.

Der Traum von einer besseren Zukunft

Die Themen jenes "Culture Clashs" der frühen Besatzerjahre, der sowohl für junge Deutsche wie auch die amerikanischen GIs sehr prägend waren, verpacken die 270 Minuten Event-Fernsehen ziemlich effizient in ein typisches deutsches Fernsehmelodram. Die empfundene Freiheit der schwarzen GIs in Deutschland, der Rassismus gegen sie vonseiten der Deutschen wie auch ihrer weißen Vorgesetzten und Kameraden – all das wird hier erstmals in einem großen deutschen TV-Programm thematisiert.

Auch von älteren Deutschen wird erzählt, deren Wurzeln in die Vergangenheit scheinbar gekappt waren. Im Mittelpunkt steht jedoch jene junge Generation Deutscher, die den "Hauch von Amerika" als große Verheißung, ja als Traum von einem besseren und freieren Leben verstand. Sogar der erschreckende Nachkriegs-Antisemitismus gegen Juden, die frühzeitig in Deutschland Lokale eröffnen durften, kommt im Mehrteiler vor.

Ja, all diese Themen waren damals sehr präsent in der jungen BRD, zumindest unter der Oberfläche – auch wenn sie der Film etwas zu melodramatisch (Drehbuch: Johannes Rotter, Jo Baier, Christoph Mathieu, Ben von Rönne) und in der Bildsprache eher klassisch aufbereitet. Trotzdem mit Erfolg: 4,4 Millionen Menschen schalteten den Auftakt der historischen Eventserie 2021 im Ersten ein.

Ein Hauch von Amerika – Fr. 29.03. – 3sat: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das könnte Sie auch interessieren