Düsteres "Herzkino" im ZDF

"Kleine Eheverbrechen": Verhängnisvolles Versteckspiel unter Liebenden

21.05.2023, 08.16 Uhr
von Marina Birner

Er erinnert sich einfach nicht an mich ..., oder etwa doch? – Diese Frage stellt sich Lisa unentwegt. Nach einem mysteriösen Unfall scheint ihr Mann sein Gedächtnis verloren zu haben. Wer steckt hinter den "kleinen Eheverbrechen", und wer lügt? Dieses Mal überzeugt das ZDF mit erstaunlich düsterem "Herzkino".

ZDF
Kleine Eheverbrechen
Drama • 21.05.2023 • 20:15 Uhr

Ein leerer Blick, eine gerunzelte Stirn und Fragen über Fragen: Der Mann, der vor Lisa Sobiri (Emily Cox) im Krankenhausbett sitzt und sie ratlos anstarrt, scheint nicht der Mann zu sein, den sie seit über 15 Jahren kennt. "Wer sind Sie", fragt er immer wieder. Ein weißer Verband ziert seinen Kopf wie ein schlecht sitzendes Stirnband, seine schelmischen blauen Augen huschen hektisch durch den Raum: "Ich kenne Sie nicht", stammelt Gilles Sobiri (Philipp Hochmair) immer wieder. Was tun, wenn der eigene Ehemann an Amnesie leidet? Ihn gegen seinen Willen einpacken und nach Hause bringen? Vielleicht regt eine vertraute Umgebung sein Gedächtnis an ... Die Schauspielerin Cox ("The Last Kingdom") überzeugt im ZDF-"Herzkino"-Film "Kleine Eheverbrechen" in der Rolle der innerlich zerrissenen Ehefrau, die um die Wiederbelebung einer längst erloschenen Liebe kämpft. An ihrer Seite verkörpert Klasse-Schauspieler Hochmair sehr authentisch den verwirrten Mann.

Schon in den ersten Minuten des Films wird deutlich, dass sich das Paar bereits vor dem mysteriösen Unfall im gemeinsamen Haus in Potsdam entfremdet hatte. Vielleicht ist ja der Verlust des Gedächtnisses sogar eine ungeahnte Chance für die Beziehung ...

Intensive Liebesgeschichte basiert auf Theaterstück 

Die intensive Liebesgeschichte basiert auf dem gleichnamigen, fast 20 Jahre alten Theaterstück des international renommierten Dramatikers und Romanciers Eric-Emmanuel Schmitt. "Der Text hatte alles, was ich an guten Filmen schätze: Humor, Dramatik, Boshaftigkeit, Zärtlichkeit, Poesie, Emotion, Ambivalenz. Spannung – innere und äußere", betont Produzent Simon Assmann.

Drehbuchautor Klaus Johannes Pieber schickt die Protagonisten in seiner Adaption in ein Gefühlschaos und auf eine turbulente Reise auf der Suche nach der Wahrheit. Sehnsüchtig entdecken die Sobiris Seiten an sich selbst und dem anderen, die ihnen in 15 Jahren Ehe verborgen geblieben sind. Wer sagt denn nun die Wahrheit? Laut Pieber sei der Film im Kern eine hoch konzentrierte Schau auf eine narzisstisch geprägte Liebe eines Mannes und seine in Abhängigkeit erstarrte Partnerin. Er erklärt: "Getragen von einer diese pathologischen Strukturen infrage stellenden Liebe, sucht das Paar nach Auswegen aus dem beinahe unvermeidbaren Scheitern – und es gelingt ihnen nicht nur, ihre Verhaltensmuster zu erkennen, sondern sich langsam daraus zu schälen."

Auch Gilles ist ein erfolgreicher Romanautor, der sich in seinem Erfolg suhlt, Zigarren raucht und wie eine billige Hemingway-Kopie wirkt. Doch zur Schnapsflasche greift eher seine Frau Lisa – auch wenn sie ihm das Gegenteil weismachen will. Regisseur Christian Werner zeichnet eine ebenso leidenschaftliche wie zerbrechliche Liebe nach. Lisa und Gilles sind wie Hund und Katze, die sich immer wieder gegenseitig um den Finger wickeln – ein endloses Versteckspiel.

Kleine Eheverbrechen – So. 21.05. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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