"Lili Marleen" und "Angst essen Seele auf"

ARTE erinnert mit zwei Filmen an Rainer Werner Fassbinder

20.06.2022, 08.13 Uhr
von Jasmin Herzog

Mit "Lili Marleen" präsentierte Rainer Werner Fassbinder seine Interpretation der Legende um die "Soldatenhymne". Zum 40. Todestag des viel zu für verstorbenen Meisterregisseurs zeigt ARTE eines seiner wichtigsten Werke zur besten Sendezeit.

ARTE
Lili Marleen
Drama • 20.06.2022 • 20:15 Uhr

Er war einer der wichtigsten Regisseure des Neuen Deutschen Films: Mehr als 40 Filme veröffentlichte Rainer Werner Fassbinder im Laufe seiner Karriere. Hinzukamen diverse Dramen und Theaterinszenierungen, Hörspiele, Liedtexte und Essays. Am 10. Juni 1982 fand seine Karriere ein jähes und viel zu frühes Ende: Fassbinder starb im Alter von nur 37 Jahren an einem Herzversagen, das womöglich durch eine Mischung aus Schlafmitteln und Kokain ausgelöst wurde. Zum 40. Todestag von Rainer Werner Fassbinder widmet ARTE dem Ausnahmekünstler nun eine Filmreihe.

"Schlafen kann ich, wenn ich tot bin", lautet das Motto, unter welchem der Kultursender zwei der bedeutendsten Filme des 1945 in Bad Wörrishofen geborenen Regisseurs wiederholt. Dabei handelt es sich nicht nur um ein beliebtes Zitat des kontrovers diskutierten Künstlers, sondern auch um eine der vielen über ihn verfassten Biografien, in diesem Fall von seinem Gefährten, dem Schauspieler Harry Baer.

Der heute 74-Jährige ist auch in dem ersten Film zu sehen, den ARTE zur Primetime um 20.15 Uhr zeigt: "Lili Marleen" (1981, Regie: Rainer Werner Fassbinder) erzählt von der deutschen Sängerin Willie (Hanna Schygulla), die 1938 in einer Bar in Zürich arbeitet. Sie ist mit dem Schweizer Musiker Robert Mendelsson (Giancarlo Giannini) liiert. Ihre Liebe steht allerdings unter keinem guten Stern, denn die Judenverfolgung der Nazis nimmt immer größere Ausmaße an. Das Paar verliert sich während der Kriegswirren aus den Augen. Robert taucht in der Widerstandsbewegung unter, Willie genießt unerwarteten Erfolg: Ein Lied, das sie einst erfolglos auf Platte aufgenommen hatte, avanciert zur "Soldatenhymne", und Willie wird über Nacht zum Star. Bis heute ranken sich um kaum ein anderes Lied so viele Mythen wie um "Lili Marleen". Rainer Werner Fassbinder nahm sich der Legenden in seinem gleichnamigen Film an. Das Drehbuch schrieb er zusammen mit Manfred Purzer und Joshua Sinclair.

Im Anschluss zeigt ARTE "Angst essen Seele auf"

Direkt im Anschluss, um 22.10 Uhr, zeigt ARTE einen weiteren bekannten Film von Fassbinder (Regie und Drehbuch): "Angst essen Seele auf" (1973) wurde in nur 15 Tagen gedreht: Emmi Kurowski (Brigitte Mira) ist eine verwitwete, 60-jährige Putzfrau, die in einer Kneipe den 20 Jahre jüngeren Marokkaner Ali (El Hedi Ben Salem) kennenlernt. Die beiden erkennen schnell, dass sie trotz ihrer unterschiedlichen Herkunft und des großen Altersunterschieds viel gemeinsam haben. Sie verlieben sich und heiraten sogar, was nicht nur bei Emmis Kindern Entsetzen hervorruft. Fortan wird sie von ihren Arbeitskolleginnen, ihren Nachbarn und selbst vom Lebensmittelhändler um die Ecke geschnitten.

In eindringlichen Bildern ohne Großaufnahmen, oft durch Türrahmen gefilmt (Kamera: Jürgen Jürges), zeigt Fassbinder die beständig wachsende Distanz zwischen seinen Hauptfiguren und der Gesellschaft. Die geistige Enge wird in der Wahl der Schauplätze deutlich: Die Atmosphäre in Emmis kleiner, dunkler Wohnung ist genauso bedrückend wie die sterile Kälte eines Nobel-Restaurants, in dem das Paar ganz alleine Hochzeit feiert. "Angst essen Seele auf" wurde 1974 mit dem Preis der internationalen Filmkritik bei den Filmfestspielen von Cannes ausgezeichnet.

Lili Marleen – Mo. 20.06. – ARTE: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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