Film im Ersten

"Limbo" wurde in nur einem Take gedreht

von Jasmin Herzog
Ozzy (Martin Semmelrogge, links) steht auf illegale Kämpfe.
Ozzy (Martin Semmelrogge, links) steht auf illegale Kämpfe.  Fotoquelle: Nordpolaris

Ein Thriller, der in nur einem Take gedreht wurde: In "Limbo" in ein verdeckter Ermittler einem Geldwäschenetzwerk auf den Fersen. Der deutsche Film läuft nun erstmals im Free-TV.

ARD
Limbo
Thriller • 01.06.2021 • 22:50 Uhr

Filme in nur einem Take, also einer einzigen ungeschnittenen Aufnahme zu drehen oder zumindest so tun, als ob: Das ist zwar nichts Neues, aber doch jedes Mal wieder ziemlich spektakulär anzusehen. Zuletzt bewies das Sam Mendes' oscarnominierter Kriegsfilm "1917", der atemlos zwei Soldaten durch die Schützengräben des Ersten Weltkriegs folgte. Mendes trickste zwar, was man dem fertigen Film aber nicht ansah. "Limbo" (2019) nimmt die Idee des One-Shots ernst und ist tatsächlich in einem Rutsch gedreht worden. Vor allem für einen Debütfilm ist das ungewöhnlich, die Macher sprechen gar vom "ersten One-Shot einer Filmhochschule". Im Rahmen der Reihe "FilmDebüt im Ersten" läuft Tim Dünschedes Thriller erstmals im Free-TV.

Die Handlung von "Limbo" (Buch: Anil Kizilbuga) ist so atemlos wie der Dreh des Films. Da entdeckt die junge Compliance Managerin Ana (Elisa Schlott) Unregelmäßigkeiten in ihrem Unternehmen, während der verdeckte Ermittler Carsten (Tilman Strauß) dem Geldwäschenetzwerk des "Wieners" (Christian Strasser) auf den Schlichen ist. Der Kleinganove Ozzy (Martin Semmelrogge), der mit seinem Status als Laufbursche hadert, soll ihm helfen, die Strukturen undercover zu unterwandern. In einer Arena, in welcher der Wiener Gangsterboss illegale Bare-Knackle-Fights veranstaltet, treffen Ana und Carsten schließlich zusammen. Alles läuft auf einen finalen Kampf zu.

Durch den Dreh in nur einem Take habe er "eine neue, vollkommene, unverfälschte Authentizität" erschaffen wollen, erklärt Regisseur Tim Dünschede, Jahrgang 1984. "Ohne die Montage, eine der wichtigsten filmischen Gestaltungsmittel, gibt es kein 'entweder oder', keine Optionen, kein Hin und Her, keinen Rettungsanker", lässt er sich im Begleitheft zu "Limbo" zitieren. "Erzählzeit wird zu Echtzeit."

Intensive Probezeit

Für die Umsetzung sei eine intensive Probezeit nötig gewesen, in der Tempo, Rhythmus und Sprache des Films gefunden werden mussten. "Wie in der Geschichte, brachte jede Aktion eine Reaktion mit sich, löste jede Handlung eine Folge aus, verbunden und bedingt in einer immer fortlaufenden Kausalitätskette", erklärt Dünschede.

Wie gewohnt hat der ARD-Dienstag im Rahmen der zwölfteiligen Debütfilm-Reihe ab 0.35 Uhr nach "Limbo" noch einen weiteren Film im petto, wenngleich dieser nicht mit einer solch unkonventionellen Machart punkten kann. In Sabrina Sarabis Erstlingswerk "Prélude" steht die Geschichte im Vordergrund, und zwar die des 19-jährigen David: Er verfolgt den Traum, als Konzertpianist auf den großen Bühnen der Welt aufzutreten. Doch während er in seiner Heimat durch sein Talent herausstach, wird ihm im Musikkonservatorium schnell bewusst, dass er nur einer unter vielen ist. Dort trifft er auf den Kommilitonen Walter, der sich zum Kontrahenten entwickelt und auf die Gesangsstudentin Marie, mit der er sich in eine Affäre stürzt. Mit wachsenden Erwartungen konfrontiert, ringt David um die Kontrolle über sein Leben.

"Mit 'Prélude' möchte ich das Porträt einer Generation erzählen, in der jeder alles kann, alles darf, jedem alles offensteht, in der es aber auch ein unausgesprochenes Ziel gibt: besonders sein zu müssen", erklärt Autorin und Regisseurin Sarabi. Dadurch, dass vermeintlich jeder die Verantwortung für sein Tun in den eigenen Händen halte, würde auch die Angst vor dem Scheitern wachsen.

Limbo – Di. 01.06. – ARD: 22.50 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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