In ZDF-Talkrunde

Markus Lanz im Wortgefecht mit Grünen-Chefin Ricarda Lang: "Ist das nicht eine Form von Respektlosigkeit?"

17.01.2024, 08.40 Uhr
von Natascha Wittmann

Während die AFD weiter erschreckend zulegt, verlieren die Grünen, neusten Umfragen nach, immer mehr Zustimmung. Bei Markus Lanz war am Dienstagabend unter anderem Grünen-Chefin Ricarda Lang zu Gast. Bei dem Thema Migration wurde die Debatte sehr lebhaft.

Die Ampelregierung gerät in Deutschland immer mehr unter Druck. Nach dem gescheiterten Heizungsgesetz, den unzähligen Streitereien und dem Haushalts-Chaos geriet die Regierung jüngst auch in Bezug auf die Bauernproteste in die Kritik. Dabei entpuppte sich vor allem die Grünen-Partei laut Markus Lanz zum "Hass-Objekt" für viele. In seiner Sendung am Dienstagabend konfrontierte der ZDF-Moderator Ricarda Lang mit der Kritik und zog gleichzeitig erschreckende Parallelen zwischen Deutschland und den USA, wo jüngst Donald Trump bei der Vorwahl in Iowa die deutliche Mehrheit der Stimmen für sich gewinnen konnte.

Ricarda Lang: "Niemand hat bei keinem Thema was falsch gemacht!"

Nicht nur in Amerika, sondern auch in Deutschland stehe laut Lanz das Thema Migration an vorderster Stelle, was den Ursprung der Wut und Unzufriedenheit im Land angehe. "Haben Sie bei dem Thema etwas nicht sehen wollen, was Sie aus ideologischen Gründen nicht sehen wollten?", wollte der ZDF-Moderator von Ricarda Lang wissen. Die Grünen-Politikerin war sich jedoch keiner Schuld bewusste und sagte, dass die Ampel bereits jetzt viel verändert habe, nachdem Deutschland "sehr lange sich nicht aktiv mit seiner Rolle als Einwanderungsland auseinandergesetzt" habe. Auf die erneute Frage von Markus Lanz, ob die Grünen bei dem Thema Migration nichts falsch gemacht haben, antwortete Lang genervt: "Niemand hat bei keinem Thema was falsch gemacht!"

Die Politikerin erklärte daraufhin, dass Umbruchsphasen für viele Bürger "mit Unsicherheiten behaftet" seien. Die Rechten hätten darauf eine "sehr einfache Antwort"; "Und das ist: Die anderen sind schuld." Lang warnte im Gespräch mit Lanz davor, die Schuldzuweisungen fortzuführen und plädierte stattdessen dafür, "den Leuten ein eigenes Angebot für Sicherheit zu geben und auch ein Zugehörigkeitsgefühl". Lanz konnte mit der Argumentation nur wenig anfangen und bemängelte: "Sie argumentieren ausschließlich emotional, psychologisch!" Auch Journalist Michael Bröcker kritisierte die "Wünsch-dir-was-Rhetorik und Kommunikation" der Grünen und bemängelte die fehlende "konkrete Politik", die bereits viele Wähler enttäuscht habe.

Migrationspolitik löst Wortgefecht aus

"Es ist eine willkürliche, es ist eine irrationale (...) Politik gemacht worden in der Migrationsfrage", schimpfte Bröcker. Ricarda Lang war sich nach wie vor keiner Schuld bewusst und konterte: "Wir waren bis vor zwei Jahren überhaupt gar nicht in der Regierung!" Die Grünen-Politikerin fügte hinzu, dass es eine konkrete grüne Linie in der Migrationspolitik gebe: "Humanität und Ordnung". Demnach werde laut Lang natürlich auch an den Grenzen kontrolliert. Bröcker fragte daraufhin überrascht: "Wo?" Lang antwortete wütend: "An der europäischen Außengrenze!"

Eine Behauptung, die Bröcker so nicht unterschreiben konnte: "Passiert doch alles gar nicht. Ihr sagt immer Humanität und Ordnung und macht nur Humanität!" Der Journalist fügte hinzu: "Ich kenne keinen einzigen Vorschlag der Grünen in Deutschland für eine Begrenzung der Migration in Europa." Als Lang von einer "realistischen Migrationspolitik" sprach und für eine bessere europäische Verteilung plädierte, platzte Bröcker schließlich der Kragen: "Aber ich kann die anderen Länder doch nicht dazu verpflichten, Frau Lang!"

Was hilft gegen rassistische Parteien?

Als Lang auch auf die Sorgen und Nöte der deutschen Bürger in Bezug auf die Migrationskrise nicht richtig einzugehen schien, fragte Markus Lanz streng: "Ist das nicht eine Form von Respektlosigkeit, wenn man das einfach abtut und sagt, da müssen wir ein bisschen mehr reden, da müssen wir Debatten führen, da müssen wir zuhören, da müssen wir ein emotionales Angebot machen?" Ein Vorwurf, den Lang nicht unkommentiert lassen wollte. Sie wehrte sich und stellte klar, dass sie an der "Lebensrealität der Menschen" anknüpfen wolle, die eine "emotionale" sei und "nicht immer nur rational" und "durch Zahlen getrieben".

Mit Blick auf die Unzufriedenheit der Bürger ließ Lanz nicht locker und fragte Ricarda Lang: "Würden Sie mir zustimmen: Der Erfolg der AfD hat nichts mit der AfD zu tun?" Weil die Grünen-Politikerin auch hier keine konkrete Antwort lieferte, erklärte Journalist Michael Bröcker trocken: "Das beste Anti-AfD-Programm wäre eine widerspruchsfreie, realistische, ideologiefreie Politik der Ampel." Zum Schluss stichelte Bröcker noch einmal gegen die Grünen und warnte: "Immer dann, wenn es konkret wird, kommt ihr auf die Metaebene und das speist die AfD-Wähler!"


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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