Geschlechterpolitik

Nemos politische Mission nach ESC-Sieg: Drittes Geschlecht in der Schweiz

13.05.2024, 13.34 Uhr
Nemo gewann den Eurovision Song Contest für die Schweiz - als erste nicht-binäre Person.
Nemo gewann den Eurovision Song Contest für die Schweiz - als erste nicht-binäre Person.  Fotoquelle: 2024 Getty Images/Martin Sylvest Andersen

Nemo setzt sich nach seinem ESC-Sieg für einen dritten Geschlechtseintrag in der Schweiz ein und fordert politische Veränderungen. Der Justizminister ist bereit zu sprechen; die rechtsgerichtete SVP zeigt sich ablehnend.

Der erste Sieg der Schweiz beim Eurovision Song Contest seit 36 Jahren ist auch geschlechterpolitisch ein historischer: Mit Nemo holte ein Star den Sieg, der sich vergangenes Jahr als non-binär geoutet hat. Mit dem Song "The Code" wollte Nemo nicht nur musikalisch, sondern auch gesellschaftlich ein Zeichen setzen: Er handele "von der Reise, die ich mit der Erkenntnis begann, dass ich weder ein Mann noch eine Frau bin".

Zwei Tage nach dem Triumph von Malmö sollen nun auch politische Erfolge erzielt werden. "Ich setze mich ganz klar für einen dritten Geschlechtseintrag ein", sagte Nemo gegenüber dem Sender SRF. Der Hintergrund: In der Schweiz sind beim Eintrag ins Personenstandsregister bislang keine geschlechtlichen Angaben außer "männlich" oder "weiblich" möglich. Anders in Deutschland: Hier sind seit einer Gesetzesänderung im Jahr 2018 auch die Einträge "divers" und "ohne" möglich.

"Lass uns bald zusammenkommen und über queere Rechte sprechen"

Nemo, 24 Jahre jung und wohnhaft in Berlin, wünscht sich so schnell wie möglich eine entsprechende Gesetzesinitiative in der Schweiz. Immerhin Gesprächsbereitschaft scheint vorhanden zu sein. "Lass uns bald zusammenkommen und über queere Rechte sprechen", wandte sich der Schweizer Justizminister Beat Jans an den ESC-Star. Politisch gilt das Anliegen in der Alpenrepublik als umstritten. Gegen einen weiteren Geschlechtseintrag spricht sich die rechtsgerichtete SVP aus.

Nemo hatte vor und nach dem umjubelten Auftritt beim "Eurovision Song Contest" neben der Schweizer Flagge auch eine gelb, weiss, violett und schwarz gestreifte Flagge hochgehalten. Hierbei handelt es sich um die sogenannte Pride-Flag für non-binäre Menschen. Solche Personen wünschen in der Regel nicht, mit geschlechtsspezifischen Pronomen wie "er" oder "sie" adressiert zu werden.

Dass dies für viele Menschen noch ungewohnt ist, ist Nemo bewusst: "Aber eure Bereitschaft zu lernen und eure Akzeptanz meines wahren Selbst bedeuten mir mehr, als es von Anfang an richtigzumachen."


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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