"Neo Ragazzi"-Moderatoren im Interview

Tommi Schmitt & Sophie Passmann: "Ich ärgere mich sehr gerne, darüber, wenn Leute nicht mal ein Auge zudrücken"

09.05.2024, 12.00 Uhr
von Annika Schmidt
In ihrer Talkshow "Neo Ragazzi" laden Sophie Passmann und Tommi Schmitt prominente Gäste ein, die aus unterschiedlichen Bereichen kommen - von Social Media über Sport bis hin zu Musik und Politik.
In ihrer Talkshow "Neo Ragazzi" laden Sophie Passmann und Tommi Schmitt prominente Gäste ein, die aus unterschiedlichen Bereichen kommen - von Social Media über Sport bis hin zu Musik und Politik.  Fotoquelle: ZDF/Ben Knabe

Eine Gesprächsrunde, die für viel Unterhaltung sorgt - Sophie Passmann und Tommi Schmitt mischen mit ihrem Talk "Neo Ragazzi" das TV-Programm auf. Im Interview haben die beiden verraten, welche Gäste sie besonders beeindruckt haben, worüber sie sich privat aufregen und was es eigentlich mit dem Namen ihrer Sendung auf sich hat. 

Am 14. September 2023 seid ihr mit eurem Talk "Neo Ragazzi" gestartet. Wie fällt euer bisheriges Fazit aus? Hat euch etwas überrascht? 

Tommi: Überrascht hat mich eigentlich nichts. Ich habe erwartet, dass wir zusammen großen Spaß haben werden und dass es gut zwischen Sophie und mir matched. Das war nicht direkt ein Risiko für mich im Duo ins Fernsehen zugehen, aber es war ja etwas Neues. Und es macht total viel Freude, sich die Bälle gegenseitig zuzuspielen und mit den Gästen zu interagieren. Jeder kann dann mit seinem Charakter und seinen Stärken die Gäste "bearbeiten". Was mir gefällt, ist, dass es tatsächlich funktioniert, dass man sich einfach so unterhalten kann und das für gute Unterhaltung sorgt. Wir hoffen, dass die Zuschauer und Zuschauerinnen im Nachhinein sagen 'ach krass, das hätte ich gar nicht gedacht, dass die Person so oder so drauf ist'.

Sophie: Als wir mit der zweiten Staffel angefangen haben, hat mich überrascht, dass die eigentlich kleinen Veränderungen, die wir vorgenommen haben, also Sachen, die wir aus der ersten Staffel gelernt haben, wirklich einen riesen Unterschied machen. Wir haben einen Gast weniger in der Regel pro Folge, wir haben ein paar Sachen am Set verändert. Die letzte Staffel hat schon Spaß gemacht, aber die erste Folge der zweiten Staffel war nochmal so viel mehr Gespräch und mehr das, was wir aus der Sendung herausholen wollen. 

Welcher Gast hat euch bisher am meisten beeindruckt, im negativen wie im positiven Sinne?

Sophie: Im negativen hat mich niemand überrascht. 

Tommi: Nee, negativ wurde ich bisher auch nicht überrascht

Sophie: Es ist ja nicht so, dass wir Leute einladen, um die zu entlarven oder weil wir kein Bock auf die haben. Wir wollen eine Show machen, mit Gästen, mit denen wir uns ausnahmslos unterhalten wollen. Es gab natürlich trotzdem Leute, wo ich dachte 'krass, das hätte ich nicht erwartet, welche Seite die in dem Talk zeigen'. Das war für mich in der neuen Staffel Ilka Bessin aka Cindy aus Marzahn. Da hat, glaube ich, keiner mit gerechnet, wie sie sich im Talk entfaltet. Und dabei Seiten von sich zeigt, die ich vorher nie an ihr gesehen hab'. 

Tommi: Das kann ich so unterstreichen. 

"Neo Ragazzi" warum und woher der Namen?

Sophie: Klag einfach gut.

Tommi: Im Nachhinein haben wir dann hineininterpretiert: Italien-Flair, Urlaub, gute Stimmung, zusammen Aperol trinken, erste Sonnenstrahlen auf der Nase und so … Aber es klingt einfach nur total geil. 

Und wie seid ihr auf den Namen gekommen?

Sophie: Wir sind auf den Namen gekommen, ich glaube, so wie man Popsongs schreibt und noch keinen Text hat. Wir haben einfach Wörter gesagt, in der Hoffnung, dass sie gut klingen. Ich hab' das Gefühl, dass in den letzten Jahren Ragazzi zu so einem Ding geworden ist, was junge Leute ironisch zueinander sagen. Im Sinne von "Ciao Ragazzi, was geht…". Dann hatte ich dieses Wort im Ohr und wir haben angefangen mit diesem Wort zu spielen. Aber hat leider keine tiefere Bedeutung. 

Gibt es eine Aussage oder eine Aktion, die ihr gebracht habt, seitdem ihr in der Öffentlichkeit steht, die ihr bereut oder gerne anders gemacht hättet?

Sophie: Ich erinnere mich an nichts, was ich seit gestern gemacht hab …

Tommi: Ich glaube, wenn man in der Medienbranche steht, hat man manchmal Manschetten davor 'irgendwas Falsches' zu sagen. Aber wenn man, so wie Sophie und ich, einen wöchentlichen Podcast hat, dann verliert man irgendwann diese Angst. Podcast ist auch so entlarvendes Medium. Man versucht ja immer ein bisschen cooler zu wirken, als man ist, wie das halt so ist in der Medienbranche. Aber wer das über sieben Jahre schafft, der ist kein Mensch … Ich glaube, die Leute können sich schon ein Bild machen, wer man ist. Auch mit den Aussagen, die man so getätigt hat. Kann sein, dass irgendwelche Aussagen von damals von mir heute komisch wirken, aber das muss man den Leuten auch zugestehen, dass man sich weiterentwickeln kann. Aber da habe ich keine konkrete Aussage vor Augen.

Worüber könnt ihr euch im Alltag so richtig aufregen? Und wie sieht das dann aus?

Sophie: Ich ärgere mich sehr gerne, darüber, wenn Leute nicht mal ein Auge zudrücken. Zum Beispiel, wenn man sieht, wie jemand vom Ordnungsamt grade ein Knöllchen am Auto anbringt und dann kommt der Besitzer direkt zurück - dann sagen die "Nee, das machen wir aber so". Dieses Aufbäumen eines sehr ordentlichen Deutschseins, wo Leute sich hinter Institutionen verstecken, wo sie einfach nett Menschen miteinander sein könnten. Da könnte ich mich den ganzen Tag drüber aufregen, wenn Leute so auf Prinzipien reiten. Ich unterdrück's dann, weil ich Schimpfen in der Öffentlichkeit nicht gut finde, aber da merke ich, da kommt so ein richtig wütender Rentner in mir raus. 

Tommi: Mangelnde Hilfsbereitschaft im Alltag. Wenn da ein Opa ist, der den Koffer nicht hochkriegt und keiner macht was. Ich verstehe immer nicht, was in solchen Leuten vorgeht. Oder wenn man jemanden anhupt, wo man ganz klar sieht, dass da grad eine Oma am Steuer sitzt. Einfach ein bisschen cooler bleiben im Alltag. 

Sophie: Ich habe noch eine Sache. Ich habe mir vor ein paar Jahren angewöhnt, wenn ich Frauen sehe, die ein cooles Outfit anhaben oder einen guten Vibe haben, dass ich denen ein Kompliment mache im Vorbeigehen. Weil ich mich auch sehr freue, wenn mir das passiert. Und ein von zehn Malen passiert es, dass die Frau darauf arrogant und angewidert sagt 'Äh, ok... danke'. 

Tommi: Ich wohne ja Rheinland, in Köln. Und wir sind ja hier alle sehr nett zueinander. Weil die Stadt halt nicht so schön ist, machen wir es uns halt charakterlich schön. Und wenn unbekannte Leute sich auf der Straße entgegenkommen, dann grüßt man sich. Jetzt nicht in der Schildergasse oder wo viele Menschen sind. Wenn ich das in Berlin mache, dann bist du kurz davor, weggetasert zu werden. 

Habt ihr noch immer Lampenfieber und wie geht ihr damit um?

Sophie: Ich brauche mittlerweile nicht mehr ein bis zwei Weißweinschorlen, um in Fahrt zu kommen. Das mit dem Lampenfieber ist besser geworden. Ein bisschen Aufregung ist ja auch gut, das gibt einem Konzentriertheit. Die ersten Folgen von etwas Neuem sind immer erst nervös machend. Diese Nervosität haben wir jetzt nicht mehr, weil das Team eingespielt ist. Das ist so ein bisschen wie in einer Beziehung. Man lernt sich gegenseitig kennen.

Tommi: Lampenfieber hatten wir auch in unserer ersten Folge thematisiert. Edin Hasanovic war zu Gast, der eine neue Show bei Neo hat und damit, im weitesten Sinne, auch zu kämpfen hat. Ein bisschen Aufregung gehört dazu, aber es darf halt nicht krankmachend sein. Zum Start der neuen Staffel war ich etwas mehr aufgeregt, aber jetzt haben wir die ersten Folgen im Kasten und die waren super. Jetzt freu ich mich so richtig auf den Rest. Es kann ja auch nicht viel schiefgehen. Wir sind beide ziemliche Quatsch-Mäuse, das heißt, wenn ein Gast wortkarg sein sollte, würden wir genug zum Besprechen finden. 

Wo wollt ihr noch hin? Wie sieht eure Traumkarriere aus?

Tommi: Ich habe keinerlei Pläne. Auch noch nie gehabt. Es klingt etwas eklig cheasy, aber ich habe einfach nur die Absicht, glücklich zu sein. 

Sophie: Seit ich 15 Jahre alt bin, habe ich den Traum gehabt, irgendwann mal eine Late-Night-Show zu machen. Das hat sich in den letzten zwei, drei Jahren verändert. Weil ich mir nicht sicher bin, ob so eine daily Late-Night überhaupt noch zeitgemäß ist. Auch, wenn man sich die Einschaltquoten in den USA anschaut. Ob das heutzutage mit dem Internet Sinn ergibt. Aber ich habe immer noch eine große Faszination für dieses Genre. 

Habt ihr einen Film- bzw. Streaming-Tipp für die prisma-Leser?

Tommi: "About Schmidt" mit Jack Nicholson habe ich am häufigsten gesehen. Den Film liebe ich. Wie bei Forrest Gump hat der Film jede Emotion. Das finde ich gut, wenn man ein Film nicht genau einem Genre zuordnen kann. Und ich würde mich freuen, wenn die Macher von "Breaking Bad" und "Better Call Saul" noch etwas Drittes machen. 

Sophie: Ich schaue mir grade wieder "Sex and the City" an. Weil Generation-Z alt genug ist, um die Social-Media-Popkultur zu kommentieren. Da gab es plötzlich eine breite Diskussion darüber, dass Mr. Bing überhaupt nicht der Traummann für Carrie war und ihr zehn Jahre ihres Lebens gestohlen hat. Mit der Brille aufgezogen, ist das wirklich faszinierend. 

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