Film im Ersten

"Oskar, das Schlitzohr und Fanny Supergirl": Hallervorden in seinem Element

von Wilfried Geldner

Dieter Hallervorden spielt einen Großvater, der seiner Enkelin Fanny hilft, gesetzten Normen zu widerstehen. Opa und Enkelin treten an gegen den Rest der Welt.

ARD
Oskar, das Schlitzohr und Fanny Supergirl
Komödie • 03.01.2022 • 20:15 Uhr

Oskar Kern (Dieter Hallervorden) war lange im Gefängnis, weil er den Kopf für einen anderen hingehalten hat. Jetzt ist er verarmt und bezieht seinen alten Wohnwagen im Garten der Tochter inkognito. Dort trifft er auf seine achtjährige Enkelin Fanny – ein verträumtes, in sich zurückgezogenes Kind. Dieses stille, verunsicherte Mädchen wird im Film "Oskar, das Schlitzohr und Fanny Supergirl" von Julia Kovacs unter der Regie von Markus Herling großartig gespielt – alles andere als nur ein Sidekick für Hallervorden.

Dass Fanny bestimmte Spezialbegabungen hat, stellt sich erst sehr viel später heraus, wenn es – fast wie bei "Wetten, dass ..?" – die richtige Anzahl von Zahnstochern in einer Packung oder menschliche Nachgerüche auf Stühlen zu erraten gilt. Opa Oskar hilft Fanny nämlich, an ihrer Schule den anstehenden alljährlichen "Talentwettbewerb" zu gewinnen – ganz gegen die Befürchtungen der Umwelt, die eine große Blamage wittert. Die Geschichte von Oskar und Fanny ist stark ans Genre des Kinderfilms angelehnt, das Personal wirkt etwas zu klassisch in Gut und Böse eingeteilt. Opa und Enkelin treten an gegen den Rest der Welt – gegen einfältige Nachbarn, gegen eine opportunistische Lehrerin, aber eben auch gegen Fannys streitende, ängstliche Eltern.

Zwar wird auch in diesem Film ein schlauer Psychiater aufgesucht. Doch warum Fanny so ist, wie sie ist, also in sich gekehrt und arg kindlich, wird nicht lang und breit erklärt. Es gibt keine monströsen Sozialkonflikte, Fanny ist kein "Systemsprenger" wie die geschundene Benny im gleichnamigen Film. Zwar versteckt sie sich manchmal unter der Matratze ihres Betts, wenn sie traurig ist. Doch dass sie andere Kinder anfaucht, wenn sie wütend ist, wird allenfalls von der Mutter erzählt. Fanny ist einfach eine Träumerin, das macht sie stark. Sie träumt davon, ein Supergirl zu sein und von Klynkon, ihrem Planeten.

Dieter Hallervorden, der ja spätestens seit dem "letzten Rennen" vom komischen Fach (auch) auf die Seite des Seriösen gewechselt ist, darf hier als Gutmensch noch einmal alles geben, ohne dabei ins Rührselige abzugleiten. Manche Grimasse ist bei den Nahaufnahmen immer noch drin. Und Slapstick muss zwischendurch auch mal sein – dann setzt sich Hallervorden eben die Supermarkttüte auf den Kopf, die zuvor Fanny getragen hat. Es sieht lustig aus, man muss es ihm lassen.

Oskar, das Schlitzohr und Fanny Supergirl – Mo. 03.01. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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