In der "NDR Talk Show"

Psychologin analysiert Putins Kindheit: "Das ist ein schwerst traumatisierter Mensch"

04.07.2023, 07.55 Uhr

Was ist alles in der Kindheit von Wladimir Putin schiefgelaufen? In der "NDR Talk Show"  war Psychologin Stefanie Stahl zu Gast und analysierte das Verhalten des russischen Präsidenten. Dabei sprach sie über den Zusammenhang von Ohnmachtserfahrung in der Kindheit und Allmachtsgehabe von Diktatoren.

Vorgestellt wurde sie von Moderatorin Elena Uhlig als "eine der bekanntesten und größte Psychologinnen unserer Zeit": Als Gast der "NDR Talk Show" sprach Stefanie Stahl nicht nur über ihr neues Buch im Konkreten ("Wer wir sind"), sondern auch über die Bedeutung menschlicher Selbstreflexion im Allgemeinen.

Sich mit sich selbst und der eigenen Psyche auseinanderzusetzen, lasse sich nicht abtun als "Hobby von Frauen in den Wechseljahren", bekräftigte sie eingangs. Vielmehr sei die Selbstreflexion in ihren Augen "eine gesellschaftliche und politische Totalnotwendigkeit". Die Psychotherapeutin zeigte sich überzeugt: "Wäre jeder Mensch auf dieser Welt selbstreflektiert, hätten wir eine komplett andere Welt."

Kein Vertrauen - Kontrollzwang

Als Beispiel für ihre These griff die Expertin für die Themen Selbstwert und Beziehungen zwei aktuelle Staatsoberhäupter heraus. "Nehmen wir den Herrn Putin, der ist psychisch total verwahrlost", stellte Stahl dem russischen Präsidenten einen drastischen Befund aus. Wladimir Putin sei "schwerst traumatisiert aufgewachsen", erklärte die Psychologin. Podcasterin und Bestsellerautorin, "das ist ein schwerst traumatisierter Mensch".

Auch der türkische Staatspräsident Erdogan habe eine "ganz, ganz schwere traumatisierte Kindheit" gehabt. Sehr viele Menschen, "die in Führungspositionen sind und viel Elend da anrichten – aber auch viele, die sie wählen -, sind letztendlich Menschen, die sich wenig reflektieren", argumentierte die 59-Jährige. "Keine Angst spüren, keine Leere spüren, keine Trauer spüren – stattdessen schnell mal handeln", laute die Devise autoritärer Herrscher. "Gerade Diktatoren haben sehr, sehr viel Macht", sagte Stahl. "Und warum? Sie haben sehr viel Ohnmacht in der Kindheit gehabt." Aus dieser Prägung heraus habe ein Diktator "kein Vertrauen, der muss kontrollieren, und zwar von morgens bis abends".

An die hiesige Politik richtete Stefanie Stahl die Empfehlung: "Wenn Psychologie schon sehr früh in den Schulen miteingebracht würde, würde das einen Riesenbeitrag leisten zu einer besseren Gesellschaft." Ein Vorschlag, den ein anderer Gast der "NDR Talk Show"-Runde aufgriff: "In einer idealen Gesellschaft wäre eine staatlich verordnete, ab 20 Jahren angebotene Therapie für jeden jungen Erwachsenen mein Wunsch", sagte Schauspieler Bernhard Bettermann ("In aller Freundschaft"). Der Staat investiere noch viel zu wenig in diese Richtung. 100 Milliarden Sondervermögen für die Bundeswehr hingegen – damit schloss sich der Kreis zur Weltpolitik – müssten von ihm aus nicht sein.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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