Serie in der ARD

"Snow Angels – Spuren im Schnee": Suche nach einem vermissten Baby

von Eric Leimann

Ein Baby verschwindet aus der Wohnung seiner Eltern, die Mutter hat nichts mitbekommen. Sie stand unter dem Einfluss von Schlafmitteln. Die sechsteilige schwedisch-dänische Krimiserie geht an die Nieren.

ARD
Snow Angels – Spuren im Schnee
Krimiserie • 19.12.2021 • 23:35 Uhr

In der Nacht zu Heiligabend verschwindet der fünf Wochen alte Lucas aus der elterlichen Sozialwohnung. Mutter Jenni (Josefin Asplund, Astrid aus "Vikings") weiß nach dem Aufwachen nicht, was passiert ist. Sie nimmt schwere Schlafmittel und hatte einen Filmriss. Auch ihre kleine Tochter hat wie meistens, wenn sie genervt ist, ihre Hörgeräte ausgestellt. Salle (Ardalan Esmaili), der Vater der Kinder, ist ebenfalls weg und nicht erreichbar. Als er ohne Baby zurückkehrt, geraten beide Eltern in Panik. Sie dachten beide, der jeweils andere hätte Lucas. Die erfahrene Polizeibeamtin Alice (Eva Melander, "Rebecka Martinsson") nimmt die Vermisstenmeldung misstrauisch auf. Sie vermutet, dass die Eltern lügen – und geht mit ihren Kollegen, trotz der Feiertage, einem schrecklichen Verdacht nach.

Im ruhigen, aber zwischenmenschlich sehr präzise erzählenden Drehbuch von Mette Heeno stehen drei Frauenfiguren im Mittelpunkt, die sich auf unterschiedliche Weise mit dem Thema Mutterschaft beschäftigen: Die tablettensüchtige Jenni wollte keine Kinder. Sie hat aber zwei, von denen nun eines vielleicht – wegen ihres Versagens – gestorben ist. Kommissarin Alice ist kinderlos, hat sich aber anscheinend mit diesem Lebensmodell arrangiert. Im Gegensatz zu Kinderkrankenschwester Maria (Maria Rossing), die – es wird auf unterschiedlichen Zeitebenen erzählt – zu Jenni gerufen wurde, um der überforderten Familie mit den beiden Kindern zu helfen.

"Snow Angels" (Regie: Anna Zackrisson) ist mindestens ebenso psychologisches Sozialdrama wie Krimi. Die sechsmal 55 Minuten, die das Erste nächtlich am Stück ausstrahlt, stehen in einer guten Tradition skandinavischer Serien, die mit fein ausgearbeiteten Charakteren, realitätsnahen Dialogen, starken Schauspielern und einer ebensolchen – in diesem Falle tief winterlichen – Atmosphäre punkten. Auch das Fehlen jeglicher Ritual- oder Serienmord-Elemente sowie das enorm berührende Ende machen "Snow Angels" zu einem Must-See für Scandic-Fiction-Fans. Zart besaitete Charaktere seien jedoch gewarnt: Die mitunter tristen Schicksale, von denen hier erzählt wird, gehen ziemlich an die Nieren. "Snow Angels" ist bereits seit 20. November für 30 Tage über die ARD-Mediathek abrufbar und wird auch nach der linearen Ausstrahlung für 30 weitere Tage dort verbleiben. Man darf sich auf eines der besten skandinavischen Fiction-Produkte im noch laufenden Fernsehjahr 2021 freuen.

Snow Angels – Spuren im Schnee – So. 19.12. – ARD: 23.35 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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