ARD-Doku

"Soldaten": Warum geht man zur Bundeswehr?

von Hans Czerny

Wer geht warum heute zur Bundeswehr, und wie ergeht es ihm dabei? Diese Fragen möchte eine Langzeit-Doku beantworten, die drei Berufssoldaten ein Jahr begleitet hat.

ARD
Soldaten
Dokumentarfilm

Der Dokumentarfilm im Ersten mit dem schlichten Titel "Soldaten" porträtiert über ein Jahr lang drei junge Berufssoldaten – vom Einrücken in die Kaserne in Hagenow / Mecklenburg-Vorpommern bis hin zum späten Afghanistan-Einsatz des einen der drei. Raue Befehlstöne stehen am Beginn der harten Grundausbildung. Zusammenleben mit fremden Menschen in Achtbett-Stuben, Schießübungen mit scharfer Munition. Der Rückzug im Wald mit dem Kommando "Feuer!" ist glücklicherweise nur eine Simulation. Doch der Kriegseinsatz bleibt stets eine Möglichkeit.

"Nie zuvor hatte die Bundeswehr so große Verantwortung zu tragen wie heute", sagt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier irgendwann im Verlauf des Films. Und eine sanfte weibliche Stimme kommentiert gelegentlich: "Soldaten, die sich heute bei der Bundeswehr melden, müssen immer damit rechnen, dass sie in den Krieg geschickt werden."

Für die Freiwilligen Jeremy, Alexis und Jerell bedeutet das keine Abschreckung. "Besser wäre es, wenn es gar keine Auslandseinsätze gäbe, aber irgendeiner muss es ja machen", sagt Jerell auf dem Berliner Blumenbalkon zu seiner Mutter. Als einer der letzten fliegt er für die Mission "Resolute Support" zur Unterstützung afghanischer Sicherheitskräfte nach Masar-e Scharif.

Die Dokumentation von Christian von Brockhausen und Willem Konrad ist allerdings keine Reflexion über die Verstrickungen deutscher Soldaten in Afghanistan oder zurückgebliebene Traumata. Beleuchtet werden die Motive der jungen Soldaten. Sie wollen sich selbst bewähren, manche suchen nach Anerkennung, die sie bislang in ihrem Leben nicht gefunden haben. Das ist mitunter nah dran an einem Werbefilm für die Bundeswehr – etwa dann, wenn der Kommandeur tönt: "Hier sind wir alle gleich", egal aus welchem Stand und welcher Familie wir kommen. Nähe gelingt eher im privaten Bereich. "Bundeswehr ist wie Klassenfahrt", sagt einer der Protagonisten in der Disko zur Freundin. "Es sei denn, es bricht Krieg aus, dann bist du im Eimer!" sagt die zu ihm.

Für die zurückhaltende Begleitmusik zu "Soldaten" wurde der Komponist Christoph Schauer beim Münchner Dokfilm-Festival 2021 mit dem Deutschen Dokumentarfilm-Musikpreis ausgezeichnet. "Der Film wertet nicht, und ich habe versucht, die Musik so zu machen, dass sie auch nicht etwas bewertet", erklärt der 1973 in Hannover geborene Schauer.

Soldaten – Mi. 07.07. – ARD: 22.50 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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