16. Fall der Krimi-Reihe

"Spreewaldkrimi – Bis der Tod euch scheidet": Explosion beim Polterabend

20.02.2024, 11.10 Uhr
von Eric Leimann

Eine Party mit Folgen - Bei einem Polterabend kommt es erst zum Streit, dann zu einer Explosion. Ein Mann stirbt dabei. Die neue Folge der Krimi-Reihe erzählt eine mystisch verschlungene Geschichte aus der ostdeutschen Provinz. 

ZDF
Spreewaldkrimi – Bis der Tod euch scheidet
Kriminalfilm • 19.02.2024 • 20:15 Uhr

Ein Krimi, der sich Zeit nimmt

Als mit "Das Geheimnis im Moor" am 6. November 2006 der erste "Spreewaldkrimi" über den ZDF-Bildschirm flimmerte, war die Fernsehwelt noch eine andere. Streamingdienste sowie Mediatheken gab es noch nicht, und das TV-Krimigenre entdeckte unter dem Begriff "Nordic Noir" gerade erst die Verbindung von Mystik und klassischer Ermittlungsarbeit für sich. Da war jene seltsame Erzählung über einen Zauberwald, in dem die Zeitebenen verschwimmen und nicht alles sofort erklärbar ist, schon etwas ganz Besonderes. Und ein guter Grund dafür, weshalb die Drehbücher Thomas Kirchners als Reihe mit mittlerweile 16 Filmen in 18 Jahren fortgeschrieben wurden.

Wegen der langen Laufzeit des Regionalkrimis müssen mittlerweile drei Generationen Ermittler ran: die junge Luise Bohn (Alina Stiegler), ihr erfahrener Kollege Martin Fichte (Thorsten Merten) sowie der seit einigen Jahren berentete Thorsten Krüger (Christian Redl). Gemeinsam müssen sie im "Spreewaldkrimi – Bis der Tod euch scheidet" den Fall des Mordanschlags auf einem Polterabend aufklären.

Darum geht es im 16. "Spreewaldkrimi"

Im Spreewald kommt es während einer Polterabend-Party zu einer Explosion. Die Braut Fina Jurisch (Mercedes Müller) hatte das Fest nach einem Streit verlassen. Alt-Kommissar Krüger findet sie am nächsten Morgen bewusstlos in der Nähe seines Bauwagens. Die junge Journalistin aus Hamburg kann sich an fast nichts erinnern. Ein ebenfalls noch junger Fährmann kam bei der Explosion ums Leben, Finas Bräutigam Marc (Max Krause) liegt schwer verletzt im Krankenhaus.

Die schwangere Luise Bohn muss zunächst alleine ermitteln, denn Kollege Martin Fichte befindet sich nach einem Krankenhausaufenthalt im Erholungsurlaub. Aber da ist ja noch der Weisheits-Flüsterer aus dem Spreewald: Kriminalrat a.D. Krüger hat im neuen Spreewald-Fall zu jedem Problem mindestens einen weisen Tipp auf Lager. Wird das generationsübergreifende Trio den Tod zwischen geisterhaften Flößen, maroden Waldhütten und knackendem Unterholz aufklären können?

Der weise alte Elf aus dem Bauwagen

Der ZDF-Spreewaldkrimi erinnert fast ein wenig an jene hölzernen Kähne, die von Fährleuten mit langen Stäben durch die flachen Wasserwege der Region manövriert werden: Alles geht ziemlich langsam vonstatten, die Atmosphäre wirkt verzaubert, und an den Wegkreuzungen muss man als gelegentlicher Besucher schon ein bisschen grübeln, welcher Weg nun hier der richtige sein könnte. Aufgrund der langen Pausen, die das Format immer wieder macht, gilt es in Erinnerung zu behalten, an welcher Position ihres Lebens sich die Figuren gerade befinden, was also zuletzt geschah: So trifft Polizistin Luise gleich zu Beginn des Films auf der Beerdigung ihrer Mutter den eigentlich im Gefängnis sitzenden Vater (Sascha Geršak) wieder, und Ermittler Fichte wird von einer Krankheit gepeinigt, von der er sich aber gerade erholt.

Auch wenn der Kriminalfall an sich in jedem Spreewald-Film ein neuer ist, die Backstorys der festen Charaktere laufen weiter. Wie immer herrscht viel Solo-Leben in der Brandenburger Provinz: Die im fünften Monat schwangere Luise will den Vater ihres Kindes nicht verraten, dafür bekommt es der alleinstehende Fichte mit einer jungen Frau zu tun, die in seinem Leben schon lange eine heimliche Rolle spielt. Und Ex-Kommissar Krüger? Lebt als weiser alter Elf in einem Bauwagen mitten im Spreewald und darf kluge Oneliner zum Fall und individuellen Lebenssituationen raunen.

Fluch und Zauber der Region

Spreewaldkrimi"-Autor Thomas Kirchner hat den kreativen Staffelstab mittlerweile an andere Filmemacher weitergegeben. Die neue Folge schrieb und inszenierte Jan Fehse, den man nicht nur von vielen "München Mord"-Folgen kennt, sondern auch vom preisgekrönten ARD-Drama "Geliefert" mit Bjarne Mädel als vom Schicksal bedrängter Paketbote. Fehse versucht die konstituierenden Elemente des "Spreewaldkrimis" in dieser neuen Folge fortzusetzen: ruhige Bilder, erratische Figuren, Spiel mit den Zeitebenen und natürlich das Einfangen der Mystik von Wald und Wasserwegen. Auch wenn die Schauspieler – allen voran Mercedes Müller und der wie immer großartige Thorsten Merten – den Film "Bis der Tod euch scheidet" über den Krimidurchschnitt heben: Das Format wirkt mittlerweile fast so bleiern wie die Karrierechancen im menschenleeren Spreewald.

Das Ziel, Fluch und Zauber der Region einzufangen und sie mit einem Krimi-Plot aufzuladen, wird auch diesmal wieder erreicht. Der eher mittelmäßig konstruierte Fall, so könnte man sagen, rangiert in seiner Wichtigkeit jedoch hinter der gewünschten Atmosphäre. Das Ergebnis ist 90 Minuten deutsche Krimischwere, die man aushalten wollen muss. Die Quoten sprechen allerdings für sich: Zwischen 5,3 ("Die siebte Person", 2023) und 7,2 Millionen ("Totentanz", 2021) Zuschauende konnten die letzten fünf Filme seit 2018 für sich gewinnen. Das "alte Fernsehen" von 2006 lebt also noch.

Spreewaldkrimi – Bis der Tod euch scheidet – Mo. 19.02. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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