Neuer Fall von Leitmayr und Batic

"Tatort: Game Over": Wenn Polizisten eine Polizistin töten

21.05.2023, 13.21 Uhr
von Franziska Wenzlick

Leitmayr und Batic ermitteln im Mordfall an einer jungen Polizistin. Dabei führen die Spuren zu zwei Tätern aus den eigenen Reihen. Die Ermittlungen führen die Münchner Kommissare im packenden "Tatort: Game Over" in die E-Sport-Community.

ARD
Tatort: Game Over
Krimi • 21.05.2023 • 20:15 Uhr

Ein Polizeiauto fährt durch die Bayerische Landeshauptstadt. Darin sitzen zwei Kollegen, man unterhält sich über die Heimat, die Arbeit, das geringe Gehalt. Fast schon könnte man meinen, die Münchner "Tatort"-Kommissare seien durch jüngere Modelle ausgetauscht worden. Doch dann geschieht bei einer routinemäßigen Verkehrskontrolle kurz vor Schichtende das Unfassbare: Die eben noch munter plaudernde Polizistin wird von den zwei Insassen des angehaltenen Wagens niedergeschossen. Die Täter fliehen – und Lena Wagensonner (Xenia Benevolenskaya), die erst 22-jährige Beamtin, bleibt blutend auf der Straße liegen.

Es dauert eine Weile, bis sich Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Batic (Miroslav Nemec) in ihrem 92. Fall blicken lassen. "Game Over" lautet der Titel des Films, der die Kommissare nach dem Mord an der jungen Polizistin schon bald in die Gamingszene führt. Michael Hetsch (Mauricio Hölzemann) ist nämlich nicht nur der Besitzer des kurz nach der Tat brennend aufgefundenen Fluchtwagens, sondern auch leidenschaftlicher Zocker. Leider fehlt von Hetsch jede Spur – bis der gut vernetzte "Counter-Strike"-Spieler selbst ermordet aufgefunden wird. Auf dem Computer des Getöteten findet sich schließlich ein entscheidender Hinweis, der den Ermittlern das Blut in den Adern gefrieren lässt: Handelt es sich bei Lenas Mördern etwa um Polizisten?

Nervenzerreibende Verfolgungsjagd 

Der Verdacht, dass die Täter aus den eigenen Reihen stammen, verhärtet sich zunehmend. Die Schuldigen scheinen Teil der "Munich Sherrifs" zu sein, einer Gruppe von E-Sportlern, die allesamt bei der Münchner Polizei arbeiten und sich im Netz unter Namen wie "WaltherPPK" und "Shooter_110" treffen, um gemeinsam Ego-Shooter spielen. Um herauszufinden, wer sich hinter den Online-Nutzernamen versteckt, holen sich die in puncto Gaming doch recht unbeholfenen Kommissare einen Profi zur Hilfe: Oskar Weber (Yuri Völsch), ein erst 17-jähriger E-Sportler, steht mit seinem Team kurz vor dem Sieg eines großen Turniers und hat sich in der Szene einen Namen gemacht – ideale Voraussetzungen also, um sich auch bei den "Munich Sherrifs" einzuschleusen. Und tatsächlich: Oskar gelingt es, die persönlichen Daten der Spieler herauszufinden.

Schon bald haben Leitmayr, Batic und Kalli Hammermann (Ferdinand Hofer) einen Verdächtigen im Visier. Handelt es sich beim "Tatort: Game Over" bis zu diesem Punkt um einen spannenden, aber nicht übermäßig temporeichen Whodunit-Krimi, so nimmt der Film von Regisseur Lancelot von Naso (Drehbuch: Stefan Holtz und Florian Iwersen) im letzten Drittel deutlich Fahrt auf.

"Wir haben den falschen Job", stellt Batic auch fest, als es wieder einmal zu einer nervenzerreibenden Verfolgungsjagd kommt. Ein durchaus berechtigter Einwurf: Vom großen Geld, das für Oskar und seine Kollegen als E-Sportler in greifbarer Nähe liegt, können die Polizisten bloß träumen. "Wenn das Gehalt nicht mal mehr für die Miete reicht, könnte man in Versuchung geraten, mit ein bisschen Illegalität eine Abkürzung zu nehmen zum großen Glück", weiß auch Regisseur Lancelot von Naso. "Und das gilt in unserem Film für junge Polizisten, Gamer und auch für Partyqueens und sonstige Glücksritter."

Wie geht es weiter im Münchner "Tatort"?

Keine der Figuren dieses Krimis glaube noch daran, "dass man es selbst schaffen kann, mit so etwas wie harter Arbeit". Tatsächlich zieht sich die allseitige Desillusionierung wie ein roter Faden durch den Film – angefangen bei der jungen Beamtin, die für 1.500 Euro netto Nachtschichten schieben muss und für ein Standardprozedere ihres Jobs mit dem Leben bezahlt, bis hin zu Oskar, der trotz seines Talents nicht so wirklich an seine eigenen Fähigkeiten glauben will. Rechtfertigen kann die Sehnsucht nach einem besseren Leben aber natürlich keinen Mord, und so bleibt der 92. München-"Tatort" letztlich ein überaus tragischer Fall.

Ob das auch für den nächsten Film gilt? Der nächste München-"Tatort" mit dem Titel "Königinnen" wurde im Herbst 2022 gedreht und soll noch in diesem Jahr zu sehen sein. Neben den üblichen Verdächtigen sind im 93. Fall auch Veronica Ferres und Wolfgang Fierek mit von der Partie, die die Ermittler beim Gipfeltreffen bayerischer Produktköniginnen empfangen. Regie führte Rudi Gaul ("Tatort: Videobeweis"), das Drehbuch stammt von Robert Löhr ("Tatort: Mord unter Misteln").

Tatort: Game Over – So. 21.05. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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