"Todesrätsel mit Tsokos und Liefers"

Auf den Spuren von Jesus: Ein Erlebnis veränderte völlig die Sicht von "Tatort"-Star Liefers

07.04.2023, 15.24 Uhr
von Rupert Sommer

Der Rechtsmediziner Michael Tsokos und "Tatort"-Star Jan Josef Liefers haben sich in "Todesrätsel mit Tsokos und Liefers" auf die Spuren von Jesus begeben. Das Duo hat sich streng der Wissenschaft verschrieben hat. Doch ein Ergebnis hat die beiden überraschend tief bewegt.

Es sind nur wenige Tage vor Ostern, dem zusammen mit Weihnachten größten Fest der Christenheit und damit von Milliarden Gläubigen rund um den Globus. Mit "Tatort"-Star Jan Josef Liefers sowie dem Rechtsmediziner Michael Tsokos, Professor an der Berliner Charité und Gutachter bei vielen Kriminalermittlungen, wollen ausgerechnet zwei Kirchen-skeptische Deutsche die wichtigste Glaubensfrage auf den Prüfstand heben: Ist Jesus Christus, Gottes Sohn, vor rund 2000 Jahren tatsächlich auf dem Hinrichtungshügel von Golgatha am Kreuz gestorben, um dann drei Tage später sein Grab zu verlassen – für das Wunder der Auferstehung? Ihre am Donnerstag erstausgestrahlte RTL-Doku aus der Reihe "Todesrätsel mit Tsokos und Liefers" soll Antworten liefern.

Eine besondere Reise ins "Gelobte Land"

Oder lief damals alles ganz anders ab? Und was könnte die Spurensuche des "Todesrätsel"-Teams, das sich in der Vergangenheit bereits mit offenen, letztlich nie wirklich überzeugend geklärten Fragen rund um das Sterben von Stars wie Whitney Houston befasst hat, bei den vielen tief Gläubigen unter den heutigen Christen ausrichten? Die "Sehnsucht nach Antworten auf wichtige Fragen" ist es, was Jan Josef Liefers antreibt. Das sagt er zumindest auf die Frage, warum er Tsokos auf eine durchaus beschwerliche, für ihn nahezu lebensverändernde Reise ins "Gelobte Land" begleitet.

Die Ausgangslage ist knifflig: Liefers, der bekanntlich in der DDR aufwuchs, ist alles andere als ein glaubensfester Christ – im Gegenteil: "Ich bin nicht mal getauft", sagt er. "Ich bin mit keiner Religion verbunden." Und doch ist er ein Suchender, ein Mann, der sich für Mitmenschen und deren Antriebskräfte interessiert.

Deswegen springt er auch rasch auf die Tsokos-Ausgangsfrage zu den Todesumständen Jesu an, von denen man nur aus den Evangelisten-Berichten der Bibel weiß. "Kann es genau so gewesen sein?", grübelt der Professor-Boerne-Darsteller aus dem Münster-"Tatort". "Oder kann es Abweichungen gegeben haben? Und wenn ja – was bedeuten diese?"

Michael Tsokos wirkt anfänglich weitaus weniger beweglich. Und dass obwohl er – im Gegensatz zu Liefers – sogar nominell Christ ist. Der Forensiker aus Kiel wurde nach griechisch-orthodoxem Ritus getauft. "Ich bin Christ", sagt er. Aber als religiös, spirituell veranlagt oder sogar echt gläubig bezeichnet er sich nicht. Zumindest nicht, bevor ihn ein Erlebnis in Jerusalem tief nachdenklich stimmte.

"Man rüttelt an etwas Absoluten"

Tsokos verfolgt eine Spur, die auch zuvor immer wieder Kirchenskeptiker bewegte: "Was wäre, wenn Jesus Christus nicht am Kreuz gestorben wäre?", fragt er. Stattdessen könnte er – so die verwegene Hypothese – als eine Art "Scheintoter" ins Grab gelegt worden sein. Dies könnte erklären, warum er dann wieder vor Menschen auftauchte. Es sind Gedanken, deren Tragweite sich Tsokos durchaus bewusst ist. "Man rüttelt an etwas Absoluten."

Doch wie genau vorgehen? Was lässt sich nach so langer Zeit überhaupt noch rekonstruieren, geschweige denn mit den Methoden des geschulten Kriminalwissenschaftlers nachweisen? Um es kurz zu machen: sehr wenig! Natürlich ist die neueste Ausgabe von "Todesrätsel mit Tsokos und Liefers", die RTL passend zur Karwoche programmiert hat, hochspekulativ.

Was allerdings verblüfft: Wieder einmal verdreht das eigentümliche Jerusalem-Erlebnis auch erklärten Skeptikern gehörig den Kopf. Es ist eben ein ganz besonderer Ort – der Ausgangspunkt von drei der ganz großen Weltreligionen. Und ein heikles Pflaster: Dreherlaubnisse zu bekommen in der weltberühmten Grabeskirche, gleicht einem kirchendiplomatischen Eiertanz. Tsokos und Liefers sprechen bei den zuständigen Patriarchen vor – schon allein das sind Begegnungen, die die beiden Deutschen schwer beeindrucken.

Doch religiöser als gedacht?

"Ich hing ihm an den Lippen", sagt Michael Tsokos nach dem Gespräch mit dem Erzbischof von Jerusalem. "Bin ich tief in mir drin viel religiöser, als ich's bislang wahrhaben wollte?" Vor Ort in der Kirche, die über der historischen Hinrichtungsstätte gebaute wurde und wo sich auch das Grab Jesu befunden haben soll, wird das kleine RTL-Osterwunder dann immer deutlicher – selbst bei Jan Josef Liefers.

"Halt doch mal die Klappe, Hirn!", herrscht sich der Schauspieler selbst an. "Und gib doch mal diesem Gefühl Raum!" Und siehe da: Als sowohl der Rechtsmediziner als auch "Professor Boerne" aus dem Münster-"Tatort" niederknien und durch eine enge Altar-Öffnung den Stein berühren, auf dem angeblich einst das Kreuz stand, schießen völlig unerwartete Gedanken durch ihren Kopf. "Es war tatsächlich unbegreiflich, was da mit mir passiert ist", staunt Tsokos. "Das ist der Stein, auf dem das Kreuz stand", sagt er und fügt dann tief bewegt an: "Das ist irre."

Und auch Jan Josef Liefers wirkt wie verwandelt. Er spricht von einem "unvergesslichen Moment" in der Grabeskirche. "Es ist wie ein Film im Kopf – und du siehst im Schnelldurchlauf 2000 Jahre." Was für ein Wunder!

Fast gar nicht mehr so wichtig: Dass spätestens da die eigentliche "Todesrätsel"-Suche gar nicht mehr im Zentrum steht. Schnell verabschieden sich Tsokos und Liefers ohnehin von der "Scheintod"-Theorie. Ihr Beleg: Der Besuch in der Grabeskirche zeigt, dass sich der angebliche Todesort und das spätere Grab in nächster Nähe zueinander befinden – weniger als 30 Meter Luftlinie voneinander entfernt. Tsokos muss zugestehen: Die Distanz war zu kurz, um einen Scheintoten unbemerkt, möglicherweise doch noch heimlich medizinisch zu behandeln.

Spekulationen um die wahre Todesursache von Jesus

Zurück in Deutschland schließt das Duo, dessen Besuch in Jerusalem sie so tief bewegte, dann die Untersuchungen ab – allerdings dann doch noch mit einer spektakulären Versuchsanordnung. Henning, ein gut trainierter 22-Jähriger, "modelt" dafür auf einer nachgebauten Kreuz-Konstruktion für Jesus Christus auf dem Golgatha-Hügel.

Es zeigt sich: Die mit nur drei Stunden vergleichsweise kurze Zeit, die der Gottessohn einst noch lebte, bevor er vom Kreuz abgenommen wurde, könnte darauf hindeuten, dass schwere innere Organverletzungen die eigentliche Todesursache war. Immerhin wurde Jesus, bevor man ihn einst aufs Kreuz nagelte, ja zuvor von seinen Peinigern schwer geschlagen und gefoltert. Tsokos tippt nun im Rückblick auf einen Milz- oder Leber-Riss, wie man das auch von Unfallopfern oder von Gewaltverbrechen kennt.

Da ist der Wissenschaftler dann doch wieder ganz bei sich – und in seinem Metier. An seiner inneren Bewegtheit als Jerusalem-Pilger ändert das aber auch nichts mehr. "Jeder muss für sich entscheiden, was er glaubt", sagt Michael Tsokos zum Schluss. "Für mich ist etwas Größeres da als das, was man wissenschaftlich fassen kann." Na dann: Frohe Ostern!


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das könnte Sie auch interessieren