"37°"-Reportage im ZDF

"Unser Wunschkind und der Krieg": Leihmütter aus der Ukraine

06.09.2022, 08.19 Uhr
von Franziska Wenzlick

Wenn der Kinderwunsch unerfüllt bleibt, greifen viele Paare auf Leihmütter zurück. In Deutschland ist die Praxis verboten, in der Ukraine legal. Eine ZDF-Doku zeigt, wie der Krieg das Geschäft mit der Schwangerschaft verändert hat.

ZDF
"37°: Unser Wunschkind und der Krieg Leihmutterschaft in der Ukraine"
Dokumentation • 06.09.2022 • 22:15 Uhr

Der Alltag ist zurückgekehrt: Für viele Deutsche ist der Krieg in der Ukraine längst wieder in den Hintergrund gerückt. Nicht so für Sven und Doreen. Denn ausgerechnet im kriegsgebeutelten Land soll für das Paar aus dem sächsischen Neukirchen ein Herzenswunsch in Erfüllung gehen. Die Ukraine sei "ihre letzte Hoffnung auf ein eigenes Kind" gewesen, erzählen die beiden in der "37°"-Dokumentation "Unser Wunschkind und der Krieg – Leihmutterschaft in der Ukraine". Und tatsächlich: Lena, die kleine Tochter der beiden, wird gesund geboren. Zur Welt gebracht hat sie Anna, eine ukrainische Leihmutter – während des Krieges.

Nach sechs erfolglosen künstlichen Befruchtungen versuchten Sven und Doreen 2021 ihr Glück mit Leihmutterschaft, die in der Ukraine (im Gegensatz zu Deutschland) legal und (im Gegensatz zu den USA) finanziell tragbar ist. Etwa 45.000 Euro zahlen ungewollt Kinderlose im Schnitt für eine ukrainische Leihmutterschaft. In den Vereinigten Staaten belaufen sich die Kosten häufig auf Summen im dreistelligen Bereich.

Vier Wochen lang müssen Sven und Doreen nach der Geburt ihrer Tochter in der Ukraine bleiben. Während wenige Kilometer entfernt Bomben einschlagen, ist das deutsche Paar mit Behördengängen beschäftigt. Auch die Filmemacherin Bettina Wobst ist für ihre ZDF-Dokumentation mit in die Ukraine gereist. Sie zeigt die junge Familie beim ersten gemeinsamen Spaziergang, der an Sandsäcken vorbeiführt. Im Hintergrund ist ein Sirenenalarm zu hören.

Traumatisches Erlebnis

So absurd derartige Bilder auch anmuten: Sven und Doreen nehmen das Risiko gerne in Kauf. "Viele haben gefragt, warum gebt ihr nicht auf? Aber wir konnten nicht. Wir haben uns so sehr ein Kind gewünscht!", erklärt Doreen. Auch aus Sicht vieler Leihmütter ist die kommerzielle Schwangerschaft ein Segen. "Mir macht es einfach Freude, Paaren, die kinderlos sind, ein Baby zu schenken. Und ich kann damit meiner eigenen Familie helfen und uns etwas aufbauen", sagt beispielsweise Olena, die während den Dreharbeiten ebenfalls gerade ein Kind für deutsche Eltern austrägt. Für sie ist die Leihmutterschaft eine willkommene Gelegenheit, die eigene Familienkasse aufzustocken.

Nicht alle Leihmütter, die Wobst in ihrem Film zu Wort kommen lässt, sind so glücklich wie Olena. Viktoria etwa bereut ihre Entscheidung zutiefst. Während sie in Kiew das Kind eines deutschen Paares zur Welt brachte, wurde die ukrainische Hauptstadt mit Raketen angegriffen. Sieben Tage musste sie danach noch mit dem Neugeborenen verbringen, da es aufgrund des Krieges nicht möglich war, das Kind früher abzugeben – ein durch und durch traumatisches Erlebnis, wie Viktoria berichtet. Seither steht für sie fest: Sie will nie wieder Leihmutter sein.

"37°: Unser Wunschkind und der Krieg Leihmutterschaft in der Ukraine" – Di. 06.09. – ZDF: 22.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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