Die ARD-Story

"Wer bekommt das Sorgerecht?": Mütter gegen Väter

07.08.2023, 14.07 Uhr
von Marina Birner

Wenn die Eltern sich um das Sorgerecht nach einer Trennung streiten, sind oftmals die Kinder die Leidtragenden. Wenn den Müttern und Vätern sogar das Sorgerecht entzogen wird, sieht die Lage noch schlechter aus. Die ARD-Story beleuchtet diese Fälle und fragt: Ist das wirklich im Interesse des Kindes?

ARD
"Wer bekommt das Sorgerecht?"
Reportage • 07.08.2023 • 22:50 Uhr

"Als ich in die Kita kam, standen zwei Mitarbeiterinnen vom Jugendamt dort und haben mir plötzlich eröffnet, dass mein Sohn jetzt zum Kindesvater gebracht wird, und ich bin dann aus dem Raum raus und mein Sohn war weg. Einfach weg." Anna, die ihren richtigen Namen unter Verschluss halten möchte, ist eine der Frauen, deren Schicksal Filmemacherin Justine Rosenkranz im Rahmen der ARD-Story "Wer bekommt das Sorgerecht? Wenn der Streit ums Kind eskaliert" beleuchtet. Die Geschichte dahinter ist komplex und geht unter die Haut: Anna hatte laut eigener Aussage den Verdacht, der Vater ihres Sohnes würde den Vierjährigen sexuell missbrauchen. Nachdem die Sozialpädagogin beim Arzt vorstellig wurde, verständigte sie das Jugendamt und zeigte den Vater an. Dieser wies jeden Vorwurf von sich. Aus Mangel an Beweisen sah sich das Gericht gezwungen, das Verfahren einzustellen. Da ein Gutachter Anna eine psychische Störung attestiert, obliegt nun dem Jugendamt das Sorgerecht. Die Vermutung: Sie wolle das Kind dem Vater entfremden.

Ist der Entzug des Sorgerechts wirklich gerechtfertigt?

Kein Einzelfall, wie Autorin Rosenkranz aufzeigt. Sie trifft Expertinnen und Experten, um über Begriffe wie Eltern-Kind-Entfremdung und Bindungsintoleranz zu sprechen. Letzteres soll auch auf Steffi aus Dortmund zutreffen. Im Rahmen eines Sorgerechtsstreits wurde ihr 2020 ihr damals vierjähriger Sohn vom Gericht weggenommen. Der Vorwurf: Die Mutter-Sohn-Beziehung sei zu eng, um eine adäquate Vater-Sohn-Beziehung zu ermöglichen. Es sei Steffis Schuld, dass der Junge an manchen Umgangstagen nicht mit dem Vater gehen wolle. Seit drei Jahren kämpft die stellvertretende Leiterin eines Kindergartens nun darum, ihr Kind mehr als nur drei Stunden in zwei Wochen sehen zu dürfen. "Es ist wie ein nicht enden wollender Albtraum", erzählt Steffi ergriffen.

Das Statistische Bundesamt erhob 2021, dass etwa 14.600 Mütter und Väter das Sorgerecht für ihr Kind verloren haben. Einer der häufigsten Gründe: Nach Streitigkeiten zwischen den Eltern ist ein Kompromiss, ein gerecht aufgeteilter Umgang mit den Kindern, unmöglich. Die Filmemacherin klärt, nach welchen Kriterien Gerichte Entscheidungen treffen. Wem von beiden Elternteile wird aus welchen Gründen das Sorgerecht entzogen? Und was ist bei derartigen Streitereien das Beste für das Kind?

"Wer bekommt das Sorgerecht?" – Mo. 07.08. – ARD: 22.50 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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