Guy Marchand

Lesermeinung
Geboren
22.05.1937 in Paris, Frankreich
Alter
86 Jahre
Sternzeichen
Biografie
Er ist der Macho vom Dienst, manchmal ein liebenswerter, meist aber ein Widerling. Aber dieser Widerling ist ohne Zweifel von großem Charisma. Guy Marchand hat diese Figuren im französischen Kino pausenlos gespielt, und immer hinterließ er Eindruck, auch in kleinen Rollen und neben Größen wie Philippe Noiret oder Romy Schneider.

Guy Marchand spielt miese Ehemänner und ebensomiese Väter, brutale Polizisten und schmierige Typen jeglicher Couleur, und ihnen allen sitzt die Hand locker. Aber er hat auch großen Erfolg in einer - relativ - sympathischen Rolle: Er verkörpert in zahlreichen TV-Filmen den obercoolen Pariser Privatdetektiv Nestor Burma.

Sein Kinodebüt gibt Guy Marchand 1971 in Robert Enricos "Die Rum-Straße" neben Lino Ventura und Brigitte Bardot. Danach arbeitete er mit zahlreichen bedeutenden Regisseuren, und die Liste seiner sehenswerten Filme ist lang. Unter François Truffaut spielt er in "Ein schönes Mädchen wie ich" (1972), Jean-Charles Tacchella besetzt ihn in seinem mit einem Auslands-Oscar gekrönten Werk "Cousin, Cousine" (1975), neben Philippe Noiret und Annie Girardot taucht er in Philippe de Brocas leichter Komödie "Ein verrücktes Huhn" (1977) auf.

Neben Michel Serrault, Lino Ventura und Romy Schneider sieht man Guy Marchand in Claude Millers ebenso meisterlichem wie kargem Dialogfilm "Das Verhör" (1981). Eine seiner besten Rollen hat er im selben Jahr bei Bertrand Tavernier. In "Der Saustall" ist er jener großspurige Kolonial-Polizist, der sich einen Spaß daraus macht, seinen einfältigen Kollegen Lucien aus dem Nachbardorf zu erniedrigen. Er beleidigt ihn, tritt ihn mit Füßen und gibt vor allen Leuten damit an. Doch irgendwann ist das Maß voll... Marchand zählt zu einem großartigen Darsteller-Ensemble um Philippe Noiret, Isabelle Huppert und Stéphane Audran.

Miou-Miou und erneut Isabelle Huppert sind Marchands Partnerinnen in Diane Kurys "Entre Nous"; wieder unter Claude Miller sieht man ihn in dem intelligenten Detektivfilm "Das Auge" mit Michel Serrault. Als proletenhafter Vater mit Vorliebe für Ohrfeigen treibt er in "Kleiner Spinner" (1983) von Gérard Lauzier sein Unwesen. Er spielt ein weiteres Mal neben Philippe Noiret in dem Kriminalfilm "Ertrinken verboten" (1987) von Pierre Granier-Deferre, mit Mario Adorf tritt er zwei Jahre später in "Trau keinem Schurken" von Ex-Bond-Regisseur Guy Hamilton ("James Bond 007 - Goldfinger") auf. "Mörderische Rache" (1990) von Claude-Bernard Albert war ein Kriminalfilm nach einer Vorlage von James Hadley Chase und "Gauner gegen Gauner" die Fortsetzung des Erfolgfilms "Die Bestechlichen" (1984).

In den 90er Jahren schließlich wurde Marchand zum Serienhelden: In den Verfilmungen der beliebten Romane von Léo Malet spielte er den saxophonspielenden Detektiv Nestor Burma, der keine Gelegenheit auslässt, schöne Frauen anzubaggern, und dabei einen recht rauhen Charme verströmt. Von seinen späteren Kino-Arbeiten wie "Le plus beau métier du monde" (1996) war in Deutschland keine mehr zu sehen.

Die "Nestor Burma"-Filme: "Nestor Burma, détective de choc" (1981, nicht in der Titelrolle sondern als Marc Covet), "Ein Mords-Spektakel", "Nackte Tatsachen", "Schweigen ist Gold", "Tödliche Ansichten" (alle 1991), "Ein abgrundtiefer Fall", "Des kilomètres de linceuls", "Einmal ist keinmal", "Un croque-mort nommé Nestor" (alle 1992), "Abramovitchs Geheimnis", "Retour au bercail", "... und tot bist du" (alle 1993), "En garde, Burma!" (1998).

Weitere Filme mit Guy Marchand: "Saint-Tropez priez pour eux (1968, TV), "Fin de saison", "Musidora" (beide 1973, TV), "Le pain noir" (1974, TV-Mehrteiler), "Schinken mit Ei", "L'Acrobate", "Le Coeur au ventre" (TV-Mehrteiler), "Le voyage de noces", "Ein großer und ein kleiner Gauner" (alle 1976), "L'Hôtel de la plage", "Nimm's leicht, Mama", "Le Maître-nageur" (alle 1978), "Der Loulou" (1979), "Achtung Zoll!" (TV-Serie), "Glückwunsch ... mal wieder sitzengeblieben", "Plein sud", "Rends moi la clé!" (alle 1980), "Glückwunsch II - Die Lümmel machen Ferien" (1981), "Trois morts à zéro" (1983), "Der Mann von Suez" (TV-Mehrteiler), "Diebe unter sich", "Ein Mann um die 50", "Stress" (alle 1984), "Der Boss", "Ehrbare Ganoven" (beide 1985), "Vaudeville", "Ich hasse Schauspieler!", "Grand Guignol" (alle 1986), "La Rumba", "L'été en pente douce", "Chateauroux district", "Charlie Dingo - Der Gestrandete" (alle 1987), "L'Île aux oiseaux", "Sueurs froides" (TV-Serie), "Cinéma" (TV-Mehrteiler), "Bonjour l'angoisse" (alle 1988), "Coupe-franche", "Ein Vater kommt selten allein", "Les maris, les femmes, les amants", "Ein Mann weiß zuviel", "Der Nizza-Coup" (alle 1989), "Cammie & Lorraine - Frühling in Paris", "Le denier du colt" (beide 1990), "Scheidung auf französisch" (1991), "Le soleil se lève derrière le Louvre" (1992), "Le nouveau monde" (1995), "Beaumarchais - Der Unverschämte" (1996), "Le jours heureux", "Fugue en ré" (beide 1998), "Trois saisons" (1999), "Suite en ré", "Le Crocodile" (TV-Serie), "Le cercle de Babel" (alle 2000), "La Boîte" (2001), "Toute la ville en parle", "Tangos volés", "L'été rouge" (TV-Mehrteiler) und "Ma femme... s'appelle Maurice" (alle 2002).

Filme mit Guy Marchand

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