Otto Sander

Lesermeinung
Geboren
30.06.1941 in Hannover, Deutschland
Gestorben
12.09.2013 in Berlin, Deutschland
Sternzeichen
Biografie

Der Bauernsohn und Steinbrucharbeiter in Roland Klicks "Ludwig" (1965) war Otto Sanders erste Kinorolle. Sander spielte so verblüffend lebendig und authentisch, dass es für den Jungen von 23 keine Schwierigkeit war, an der Otto-Falckenberg-Schule in München anzukommen. Wie bei "Ludwig" wusste man auch später bei Sander nicht, ob das Gelangweilte echt oder gespielt war, ob er sich ganz schrecklich über einen lustig machte oder alles ernst nahm, ob er den Betrunkenen nur mimte oder bereits einen in der Krone hatte. Otto Sander war so wunderbar spontan, anwesend und abwesend zugleich, ironisch oder zynisch.

Im Gespann mit Freund und Kollege Bruno Ganz war er besonders gut, wie etwa in "Der Himmel über Berlin" (1986) und "In weiter Ferne, so nah!" (1993), den beiden korrespondierenden Wim-Wenders-Filmen. Sander besuchte die Schauspielschule und stand nebenbei auf der Bühne des Münchner Rationaltheaters. Das war bestes Kabarett und Otto Sander war hier voll in seinem Element, eloquent und witzig, spontan und immer von einer wunderbaren Sprachgewalt.

Dem Theater gehörte seine Liebe: Sein Debüt gab Otto 1965 an den Düsseldorfer Kammerspielen, 1967/68 ging er ans Theater nach Heidelberg, dann an die Freie Volksbühne Berlin. Ab 1970 war er bei Peter Stein an der Schaubühne am Hallerschen Ufer in Berlin, wo er spielte und inszenierte. Bundesweit kennt man ihn durch die Aufzeichnungen oder auch Kinoinszenierungen der Stücke: Kleists "Prinz Friedrich von Homburg" (1972), die "Optimistische Komödie" (1973) und "Die Bakchen" (1974).

"Im Kopf und im Theater muss eine gewisse Anarchie herrschen", fand Otto Sander. Dabei war der Schauspieler ein eher sanfter und schüchterner Mensch, der die Ordnung ganz schnell wieder errichtete, damit er nicht ins Uferlose fiel. Kindheit und Jugend waren turbulent: Als ältester Sohn eines Flottilleningenieurser in Hannover in Hannover geboren, ging er dort und in Kassel zur Schule. Wegen seiner roten Haare und der Sommersprossen litt er als Kind unter ständigen Hänseleien. Später spielte er den Clown, um dem Spott zuvor zu kommen. Nach dem Abitur ging er 1961/62 zur Marine, wollte Regisseur werden, studierte 1962-1967 Theaterwissenschaft, Germanistik, Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte und Philosophie in München.

1974 spielte er in Wolfgang Staudtes Siegfried-Lenz-Adaptation "Lehmanns Erzählungen" einen Kriegsheimkehrer zur Zeit der Schwarzmarktgeschäfte. Außerdem war Sander der preußisch-strenge Junker bei Eric Rohmer in "Die Marquise von O." (1975), 1979 der Musiker Meyn in Volker Schlöndorffs "Die Blechtrommel" oder der total abgedriftete Ritterkreuztträger in Wolfgang Petersens "Das Boot" (1981).

In Andrzej Wajdas "Eine Liebe in Deutschland" (1983) fungierte Sander der Sprecher. Gemeinsam mit Bruno Ganz realisierte er das Schauspielerporträt über Curt Bois "Das Gedächtnis". 1980 spielte er bei Werner Schroeter in "Palermo oder Wolfsburg", 1981 in Carl Schenkels "Kalt wie Eis", schließlich verkörperte er die Titelrolle in Hartmut Schmiege und Christian Rateukes "Der Mann im Pyjama" (1981) - dafür erhielt er ein Jahr später den Ernst-Lubitsch-Preis. Margarethe von Trotta besetzte ihn in "Rosa Luxemburg" (1985) und 1994 in "Das Versprechen" und Peter Patzak in dem Richard-Wagner-Film "Wahnfried", auch bekannt als "Richard und Cosima" (1986). In Frank Beyers "Nikolaikirche" war er ebenso dabei wie in Matti Geschonnecks "Matulla & Busch" (beide 1995) und dem witzigen "Z.B. Otto Spalt" (1987). Außerdem arbeitete Otto Sander häufig fürs Fernsehen, war Moderator, Synchron- und Radio-Sprecher und trat bei Lesungen auf. Er war auch der Ziehvater von Ben Becker und Meret Becker, mit denen er auch häufig gemeinsam vor der Kamera stand.

Weitere Filme mit Otto Sander: "Einer von uns beiden" (1973), "Ermittlungen gegen unbekannt" (1974), "Meine Sorgen Möcht' ich haben" (1975), "Sommergäste" (1975), "Lehmanns Erzählungen" (1975), "Vier gegen die Bank" (1976), "Trilogie des Wiedersehens" (1979), "Tatort - Mitternacht oder kurz danach" (1979), "Wer spinnt denn da, Herr Doktor?" (1981), "Eine Liebe in Deutschland" (1983, Erzähler), "Miko - Aus der Gosse zu den Sternen" (1986), "Sentimental Journey" (1987), "Der Bruch" (1988), "Wie du mir..." (1989), "Werner - Beinhart!" (1990, Erzähler), "Zeit der Rache" (1990), "Der Olympische Sommer" (1991, Sprecher), "Amaurose" (1991), "Das untergehende Vaterland" (1992), "Inge, April und Mai" (1992), "Bauernschach" (1993), "Der Kinoerzähler" (1993), "Das Traumschiff" (1994), "Movie Days" (1994), "Tri sestry" (1994), "Hölderlin Comics" (1994), "Das Versprechen" (1994), "Dieu sait quoi - Gott weiß was" (1994), "Polizeiruf 110 - Totes Gleis" (1994), "Lumière et compagnie" (1995), "Das Loch" (1995, Kurzfilm), "Kondom des Grauens" (1996), "Gespräch mit dem Biest" (1996), "Truck Stop" (1996), "Die Serpentintänzerin" (1996), "Abendbrot" (1996), "Liebe Lügen" (1996), "Comedian Harmonists" (1997), "Bin ich schön?" (1998), "Männer sind wie Schokolade" (1998), "Polizeiruf 110 - Das Wunder von Wustermark" (1998), "Stan Becker - Auf eigene Faust" (1998), "Untersuchung an Mädeln" (1998), "Downhill City" (1999), "Email an Gott" (1999), "Pop 2000" (1999, TV-Reihe, Sprecher), "Majestät brauchen Sonne" (1999, Sprecher), "Der Kuss des Vergessens" (2000), "Der Einstein des Sex" (2000), "Lieber Fidel" (2000, Sprecher), "Les Misérables - Gefangene des Schicksals" (2000), "Marlene" (2000), "Morgengrauen", "Sass" (beide 2001), "Tödliches Vertrauen", "Abenteuer Ruhrpott" (Sprecher), "Atlantic Affairs" (alle 2002), "Werner - Gekotzt wird später!" (2003, Sprecher), "Polizeiruf 110 - Dettmanns weite Welt", "Aus Liebe zu Deutschland - Eine Spendenaffäre" (2003, Sprecher), "Das Traumschiff - Australien", (2003), "Tatort - Die Spieler" (2005), "Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders" (Sprecher), "Michelangelo Superstar" (Sprecher, beide 2006), "Der kleine König Macius" (Sprecher), "Das Herz ist ein dunkler Wald" (beide 2007), "Der Grüffelo" (Sprecher, 2009), "Die Schuld der Erben" (2011), "Bis zum Horizont, dann links!" (2012).

Filme mit Otto Sander

2013
Roland Klick am Set von "Deadlock"
Roland Klick - The Heart is a Hungry Hunter
Spielfilm
2012
Bis zum Horizont, dann links!
Komödie
2008
Krabat
Literaturverfilmung
2007
Der kleine König Macius
Zeichentrick
2007
Das Herz ist ein dunkler Wald
Drama
2005
Tatort
Krimi
2003
Werner - Gekotzt wird später!
Zeichentrickkomödie
2003
Vom einstigen Job ist nicht viel geblieben. In
einer ABM-Massnahme demontieren Lansky (Otto
Sander, l.) und Dettmann (Ben Becker) die letzten
Gleise in Wustermark
Polizeiruf 110
Krimi
2003
Donau
Roadmovie
2003
Aus Liebe zu Deutschland - Eine Spendenaffäre
Dokudrama
2002
Tödliches Vertrauen
Thriller
2002
Happy Too
Dokudrama
2001
Sass
Krimidrama
2001
100 Pro
Komödie
2000
Marlene
Drama
2000
Marita Lorenz und Fidel Castro 1959 bei ihrer 
ersten Begegnung auf der "MS Berlin" im Hafen von 
Havanna  
 
Lieber Fidel
Dokumentarfilm
2000
Les Misérables - Gefangene des Schicksals
Historienfilm
2000
Der Einstein des Sex
Drama
1999
e-m@il an Gott
Komödie
1999
Downhill City
Drama
1998
Opfer oder Täterinnen? Anna Thalbach (l.) und Elke 
Winkens
Untersuchung an Mädeln
Krimimelodram
1998
Dettmann (Ben Becker), Lansky (Otto Sander) und
Sommer (Steffen Schult) sind Mitglieder der
Freiwilligen Feuerwehr von Wustermark
Polizeiruf 110
Krimi
1998
Und, schmeck' ich nach Schokolade? Max Tidof und
Jennifer Nitsch
Männer sind wie Schokolade
Beziehungskomödie
1997
Comedian Harmonists
Künstlerbiografie
1996
Liebe Lügen
Fernsehfilm
1996
Gespräch mit dem Biest
Farce
1995
Nikolaikirche
Gesellschaftsdrama
1995
Taxi bitte! Fred Delmare (l.)
schiebt Erwin Geschonneck
Matulla & Busch
Fernsehfilm
1994
Da hol mich doch der Teufel! Otto Sander (r.) und
Ben Becker und ein Koffer voller Kohle  
Polizeiruf 110
Krimi
1994
Ich weiß, ich habe versprochen, nie wieder in die 
Kanalisation zu steigen! Meret Becker macht's 
trotzdem
Das Versprechen
Politdrama
1993
In weiter Ferne, so nah!
Parabel
1993
Der Kinoerzähler
Drama
1992
Inge, April und Mai
Liebesfilm
1990
Werner - Beinhart!
Zeichentrickfilm
1988
z.B. ... Otto Spalt
Satire
1988
Still mal gerade! Götz George, Otto Sander und
Rolf Hoppe (v.l.)
Der Bruch
Krimikomödie
1987
Wahnfried - Richard und Cosima
Künstlerbiographie
1986
Ach, könnt' ich doch als Mensch auf Erden wandeln
- Bruno Ganz als Damiel
Der Himmel über Berlin
Parabel
1985
Wir müssen kämpfen! Rosa Luxemburg (Barbara
Sukowa, l.) beschwört Leo Jogiches (Daniel
Olbrychski) und Sekretärin Mathilde (Karin Baal)
Rosa Luxemburg
Biografie
1981
Auf Feindfahrt: Jürgen Prochnow als Capt.-Lt. Henrich Lehmann-Willenbrock, Herbert Grönemeyer als Lt. Werner
Das Boot Director's Cut
Spielfilm
1981
Das Boot
Kriegsdrama
1980
Palermo oder Wolfsburg
Drama
1979
Die Blechtrommel
Literaturverfilmung
1975
Verzieht mir! Der Graf (Bruno Ganz) fällt vor der
Marquise (Edith Clever) auf die Knie
Die Marquise von O.
Drama
1973
Du fieser Sack - denkt Klaus Schwarzkopf (r.) von 
Jürgen Prochnow  
Einer von uns beiden
Thriller

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