Krimi im Ersten

Dieser Tatort ist wie Schorf auf einer Wunde

09.12.2016, 10.17 Uhr
von Florian Blaschke
Der gefolterte Hauptkommissar Karow (Mark Waschke) versucht, Christine Maihack (Ursina Lardi) zu manipulieren.
BILDERGALERIE
Der gefolterte Hauptkommissar Karow (Mark Waschke) versucht, Christine Maihack (Ursina Lardi) zu manipulieren.  Fotoquelle: rbb/Oliver Vaccaro

Als "Berlin Alexanderplatz in der Version von 2015" hatte Detlef Hartlap den ersten Tatort mit dem Berliner Ermittler-Duo Robert Karow (Mark Waschke) und Nina Rubin (Meret Becker) bezeichnet – als "Horrortrip".

Und nach zwei weiteren Folgen mit Höhen und Tiefen endet die Geschichte um den unaufgeklärten Mord an Karows Kollegen Gregor Maihack und seine Affäre mit dessen Frau Christine (großartig: Ursina Lardi) nun in einem Finale. Wobei Finale noch zu harmlos klingt.
Mit "Dunkelfeld" hat Regisseur Christian von Castelberg einen Tatort wie einen Albtraum geschaffen, mit Projektionsflächen für so viele Ängste, dass es für Dutzende Krimis reicht. 90 Minuten wie Schorf auf einer Wunde, den man abkratzen will, der ununterbrochen juckt – und immer wieder nachwächst. Ein Krimi, nach dem es schwerfällt, dem Alltag wieder guten Mutes in die Augen zu blicken.

Karow reißt die Klappe auf
 
In der Kurzversion geht das so: "Ein Motorrad, zwei Schüsse, drei Sekunden" – und Karow macht blöde Sprüche, wie immer. Die vergehen ihm auch nicht, als sein Kronzeuge stirbt, selbst in Situationen, in denen der Zuschauer sich längst in die hinterste Ecke seines Wohnzimmers verkrochen hat, reißt er die Klappe auf – wie jeder in diesem Krimi. Ganz der Rolle entsprechend mimt Karow den knallharten Ermittler, während Rubin zwischen den Ermittlungen und ihrer Familie zerrissen wird.
Auch wenn der Plot zum Ende hin etwas dünn wird: Was die Darsteller hier leisten, ist bemerkenswert. Wie Sportler geben sie alles, sie kämpfen, sie beißen, sie leiden – bis zum bittersüßen Ende. Und das, Drehbuchautor Stefan Kolditz sei Dank, ist auch wirklich eins, das diesen Namen verdient. Danach gut zu schlafen, ist trotzdem eine Kunst.

Das könnte Sie auch interessieren