Sonntag am Tatort

Bis an die Schmerzgrenze

21.10.2016, 09.22 Uhr
von Florian Blaschke
Am helllichten Tag niedergestochen: Ayumi Schröder (Luka Omoto) neben ihrem schwerverletzten Mann Ben.
BILDERGALERIE
Am helllichten Tag niedergestochen: Ayumi Schröder (Luka Omoto) neben ihrem schwerverletzten Mann Ben.  Fotoquelle: BR/X Filme/Hagen Keller

Wie unterschiedlich so ein Morgen doch sein kann. Für Kommissar Leitmayr (Udo Wachtveitl) beginnt er mit einem dicken Schädel. Sein Kollege Batic (Miroslav Nemec) beginnt ihn mit frischem Kaffee und Toast. Und für Ben Schröder (Markus Brandl) beginnt er damit, dass er niedergestochen wird – vor den Augen von Frau und Sohn.

Was der Tatort "Die Wahrheit" schon in den ersten Bildern andeutet: Die beiden Kommissare driften auseinander. Auch Dezernatsleiter Karl Maurer (Jürgen Tonkel) ist das aufgefallen: "Der Batic, der steht mir in letzter Zeit a bisserl zu sehr unter Strom."

Doch Batic, der steht nicht unter Strom, sondern unter ärztlicher Beobachtung. Diagnose: Panikattacken. Die Therapie: eine Auszeit. "Ich kümmer mich drum", sagt der. Doch das wird er nicht. Stattdessen wird er sich um den Fall kümmern.

Batic kurz vor dem Burnout

Was für Batic schlecht ist, ist für den Zuschauer ein Segen, denn so entwickelt sich zunächst ein Tatort, wie ihn Fans lieben, einer der Tempowechsel. Und irgendwann, das geht sehr schnell, sind sechs Wochen vergangen. Die Ermittlungen sind auf das Nötigste eingestampft, doch Batic läuft immer noch auf Hochtouren – kurz vor dem Burnout. Nur einsehen will er das nicht.

Ein bisschen Kulturkampf, ein bisschen aufgesetzter Flirt, ein bisschen allzu plumpe Presseschelte: All das kann diesem Tatort noch nicht schaden. Denn plötzlich, brutal und unerwartet, gibt es einen zweiten Toten. Und Leitmayr und Batic, die müssen mit all den Nackenschlägen und billigen Kalendersprüchen leben, die in ihrem Büro an der Wand hängen.

Doch der Zuschauer muss am Ende mit einem Krimi leben, der zu viel und zu wenig gleichzeitig will, der vor allem aber nichts auflöst, sondern so vage bleibt, dass es weh tut.

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