Thomas (Florian David Fitz, links) provoziert im Gegensatz zu René (Justus von Dohnányi) gerne. Der wiederum schätzt die Harmonie.
Ein Scherz geht kräftig nach hinten los: Die Runde diskutiert hitzig, ob man sein Kind Adolf nennen darf. Für den Zuschauer ist Sönke Wortmanns Komödie ein großer Spaß.

Der Vorname

KINOSTART: 18.10.2018 • Komödie • D (2018) • 91 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Der Vorname
Produktionsdatum
2018
Produktionsland
D
Laufzeit
91 Minuten

Filmkritik

Sein Sohn Adolf
Von Anke Waschneck

Darf man sein Kind Adolf nennen? Und wie ehrlich sollte man zu seinen engsten Freunden sein? Beide Fragen werden in "Der Vorname" ausführlich und spannend thematisiert.

Wie würde man reagieren, wenn der eigene Bruder, Schwager und Freund mitteilt, er möchte sein erstes Kind Adolf nennen? Genau diese Frage beschäftigt fünf Freunde in "Der Vorname". Ist es gerechtfertigt, dass ein Name, nur weil ein Diktator ihn getragen hat, gleich verbannt wird? Die abendliche Runde wirft sich fröhlich und mit aller Wucht alles an den Kopf, was man sich eigentlich nur denken und niemals aussprechen sollte. Sönke Wortmanns Remake des französischen Films "Le Prénom" ist nicht nur hochkarätig besetzt und thematisch relevant, sondern auch brillant gespielt und herrlich komisch.

Stephan (Christoph Maria Herbst), ein angesehener Professor, und seine Frau Elisabeth (Caroline Peters) erwarten Gäste: Elisabeths Bruder Thomas (Florian David Fitz), seine Freundin Anna (Janina Uhse) und der gemeinsame Freund René (Justus von Dohnányi) kommen zum Essen. Doch noch bevor die Gabel ein erstes Mal gehoben wird, sinkt die Laune in den Keller. Thomas wird bald Vater und lässt die Runde raten, welchen Namen er wählen wird. Während bei "Donald" noch alle lachen, vergeht ihnen ebendieses kurz darauf: Er möchte seinen Sohn Adolf nennen.

Das sei nicht sein Ernst, staunt die Runde. "Ist auch nicht mein Ernst, sondern mein Adolf", kann Thomas scherzen. Es entsteht eine hitzige und zugleich spannende Diskussion, ob man denn in heutigen Zeiten sein Kind nach einem Diktator benennen darf. Dabei ist Thomas politisch weder rechts noch argumentiert er so, sondern – und das weiß der Rest noch nicht – hat sich einfach einen gehörigen Scherz erlaubt. Doch bis das auffällt, werden so viele relevante Thesen durch den Raum geworfen, dass der Zuschauer kaum hinterherkommt. Der unschöne Scherz findet seinen unterhaltsamen Höhepunkt, wenn die hochschwangere Anna verspätet eintrifft und nichts vom Scherz weiß. 

Perfekt gespielt sind vor allem die drei männlichen Hauptrollen. Christoph Maria Herbst ruft als verkniffener Professor Stephan immer wieder Sätze wie: "Solange dein Bruder ein Teil der Gesellschaft ist, hat er eine gesellschaftliche Pflicht" oder kontert sarkastisch. Florian David Fitz gibt sich als wunderbar frecher und trotzdem schlagfertiger Rebell, der mit ebenso ironischer Miene aufzählen kann, welche Namen man nicht mehr nutzen darf, da irgendwann ein böser Mensch so hieß. Und zuletzt wäre da noch Justus von Dohnányi als René, der seinen Kopf am liebsten in den Sand steckt, sich immer wieder vorsichtig aus der Affäre zieht. Denn, auch wenn es niemand ahnt: Er hat wohl die größte Überraschung und die stärkste Botschaft des Abends im Gepäck. Gleichzeitig zeigt die Rolle des René, wie sehr sich die anderen in Hypothesen und Rechthaberei verstricken, während in ihren Köpfen Vorurteile und Klischees verankert sind.

Die thematische Gewichtung in "Der Vorname" unterscheidet sich vom französischen Film, passt dadurch aber perfekt in die Zeit. Anders als bei "Le Prénom" verbindet Thomas und Stephan keine innige Freundschaft, stattdessen sind die beiden erbitterte Kontrahenten, was Wortmann geschickt einsetzt, um die Spannung den gesamten Film lang aufrecht zu erhalten. Die Komödie überzeugt mit messerscharfen Dialogen, die schnell durch den Raum fliegen. Ein kurzweiliges Vergnügen, das, gerade weil es nicht jede These lange ausschmückt, authentisch wirkt. Man fühlt sich, als säße man selbst mit am Esstisch. Es ist beeindruckend, wie Sönke Wortmanns Komödie keine große Kulisse braucht und den Fokus auf Worten und Figuren lässt. Der aufmerksame Zuschauer verlässt das Kino mit einer Menge Fragen und Denkanstößen.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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