Der 17-jährige Simon (Nick Robinson) ist schwul. Nur weiß das außer ihm noch keiner.
Einer der schönsten Filme des Jahres: "Love, Simon" ist bezaubernde Liebesgeschichte und bewegende Coming-Out-Story zugleich.

Love, Simon

KINOSTART: 28.06.2018 • Drama • USA (2017) • 110 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Love, Simon
Produktionsdatum
2017
Produktionsland
USA
Laufzeit
110 Minuten

Filmkritik

"Wieso ist hetero die Normalität?"
Von Sven Hauberg

Man sagt das oft so leicht: dass ein Buch, eine neu entdeckte Band oder eben ein Film das Leben verändern können. Manchmal stimmt das tatsächlich. "Also, jetzt ist es raus", schreibt eine junge Frau bei Letterboxd, einem sozialen Netzwerk für Filmfans, nachdem sie "Love, Simon" gesehen hat. "Ich bin bi. Ich habe das noch nie jemandem gesagt." Ein anderer erzählt, er habe sich eben bei seinen Eltern als schwul geoutet, "Simon" sei Dank. Nun ist "Love, Simon" nicht der erste Film, der eine schwule Liebes- und Coming-Out-Geschichte erzählt. Aber es ist die erste schwule Teenie-Komödie, die von einem großen Hollywood-Studio (20th Century Fox) produziert wurde. Ein Umstand, den man gar nicht hoch genug bewerten kann.

Denn mal ehrlich: Wer schaut sich all die anderen schwul-lesbischen Dramen, die immer wieder auch hierzulande ihren Weg in die Kinos finden, eigentlich an? "Moonlight" etwa, hochgelobter Oscar-Gewinner von 2016, war eine der am wenigsten besuchten Produktionen überhaupt, die in der langen Geschichte der Academy Awards als Bester Film ausgezeichnet wurden. "Love, Simon" hingegen ist schon jetzt eine der erfolgreichsten Teenie-Romanzen der letzten Jahrzehnte. Und das wahrscheinlich vor allem, weil die Geschichte, die der Film erzählt, auf den ersten Blick ziemlich normal ist.

"Love, Simon" hat zunächst alle Zutaten, die eine Rom-Com für Teenies so braucht: super lockere, aber doch irgendwie auch nervige Eltern, Highschool-Partys mit zu viel Alkohol, coole Football-Spieler und ziemlich peinliche Lehrer. Das volle Programm eben, nur ist das hier vor allem Rahmenhandlung für die Coming-out-Geschichte des 17-jährigen Simon (Nick Robinson). Simon hat noch nie jemandem gesagt, dass er schwul ist. Als sich im Internet ein Mitschüler von ihm outet, der sich nur "Blue" nennt, fängt Simon an, dem Unbekannten zu schreiben. "Ich bin genau wie du", erzählt er ihm und versteckt sich dabei ebenfalls hinter einem Pseudonym.

Irgendwann merkt Simon, dass er sich in diesen Blue verliebt hat und versucht fortan, herauszufinden, wer sich hinter dem Avatar verbirgt. Ist es der Klassenkamerad mit dem süßen Lächeln, der niedliche Typ vom Diner ums Eck oder der schüchterne Kerl, der mit Simon im Schul-Musical singt? Regisseur Greg Berlanti führt Simon und mit ihm das Publikum immer wieder auf falsche Fährten, die sich allesamt als ziemlich enttäuschend für Simon erweisen. Dass Simon am Ende des Films Blue dann doch noch begegnen wird, ist von Anfang an klar – was das Happy End nicht weniger bezaubernd macht.

Bis dahin ist es für Simon jedoch ein steiniger Weg. Ein Mitschüler outet ihn vor der ganzen Schule, Simons Beziehung zu seiner besten Freundin geht fast in die Brüche – und seinen Eltern (Jennifer Garner und Josh Duhamel) muss er sein Geheimnis auch noch irgendwie offenbaren.

So ist "Love, Simon" dann doch mehr als nur ein klassischer Teenie-Film. Denn auch 2018 ist eine Komödie mit einer schwulen Hauptfigur eben noch nicht alltäglich, ist ein Coming-Out für jeden 17-Jährigen noch immer ein unglaublicher Kraftakt. "Ich find's einfach unfair, dass nur Schwule sich outen müssen", schreibt Simon einmal an Blue. "Wieso ist hetero die Normalität?"

"Love, Simon" ist dennoch weit davon entfernt, ein Problemfilm zu sein. Regisseur Berlanti, der als Showrunner von Superheldenserien wie "Arrow" und "The Flash" bekannt wurde, macht aus seiner Verfilmung des Romans "Nur drei Worte" eine zuckersüße, romantische und immer wieder wahnsinnig komische Liebesgeschichte.

Man muss nicht schwul sein, um mit Simon mitzufühlen, mitzuleiden und sich mit ihm zu freuen, wenn er sein Geheimnis endlich losgeworden ist. Dennoch ist "Love, Simon" der Film, auf den wohl Generationen schwuler und lesbischer Teenager gewartet haben, der ihre Sorgen, Nöte und Hoffnungen endlich auch im Mainstream-Kino erzählt.

Man darf nicht vergessen: Noch immer liegt die Selbstmordrate unter schwulen und lesbischen Jugendlichen vier- bis siebenmal so hoch wie unter ihren heterosexuellen Altersgenossen. Und das eben nicht, weil sie schwul oder lesbisch sind, sondern weil die Gesellschaft noch immer in großen Teilen zutiefst homophob ist – oder, im besten Fall, einfach nur ignorant. Das macht "Love, Simon" zu einem Film, der vor allem heute, in Zeiten, da rechte Parteien wieder gegen Homosexuelle hetzen, eigentlich auf jedem Lehrplan stehen sollte. Denn manchmal kann ein einziger Film tatsächlich das Leben besser machen.

Quelle: teleschau – der Mediendienst

Darsteller

Schauspielerin Jennifer Garner.
Jennifer Garner
Lesermeinung

BELIEBTE STARS

Lässiger Typ: Schauspieler Karl Urban.
Karl Urban
Lesermeinung
Tanja Wedhorn
Tanja Wedhorn
Lesermeinung
Auch auf der Bühne ein Großer: Samuel Finzi.
Samuel Finzi
Lesermeinung
Götz George in seiner Erfolgsrolle als TV-Kommissar Schimanski.
Götz George
Lesermeinung
"Kung-Fu-Macher" mit Weltkarriere: Jacki Chan
Jackie Chan
Lesermeinung
Erol Sander wurde in Istanbul geboren und lebte zeitweise in Frankreich.
Erol Sander
Lesermeinung
Stand für die großen Regisseure vor der Kamera: John Turturro.
John Turturro
Lesermeinung
Das könnte eine Spur sein! Robert Atzorn (r.) mit Tilo Prückner
Tilo Prückner
Lesermeinung
In Film und Fernsehen erfolgreich: Gabriel Byrne
Gabriel Byrne
Lesermeinung
Preisgekrönter Charakterkopf: Michael Gwisdek.
Michael Gwisdek
Lesermeinung
Schauspieler und "Tatort"-Star Axel Prahl.
Axel Prahl
Lesermeinung
Der Mann mit dem Schnauzbart: Tom Selleck.
Tom Selleck
Lesermeinung
Ich baller genauso gerne wie Sabata! Yul Brynner 
als Indio Black
Yul Brynner
Lesermeinung